Prozess um Tod von Michael Jackson Mediziner: Leibarzt war äußerst nachlässig

Los Angeles (RPO). Im Prozess gegen Michael Jacksons früheren Leibarzt Conrad Murray hat ein Mediziner den Arzt als äußerst nachlässig kritisiert. Der Popstar habe vor seinem Tod jede Nacht nach dem Narkosemittel Propofol verlangt und Murray habe es ihm, ohne zu zögern, verabreicht.

 Anästhesist Shafer: "Ungeheuerlich und skrupellos".

Anästhesist Shafer: "Ungeheuerlich und skrupellos".

Foto: POOL AP, dapd

Das sagte der Anästhesist Steven Shafer am Mittwoch (Ortszeit) vor einem Gericht in Los Angeles. "Ein Arzt hätte gesagt: 'Ich gebe dir nichts, du hast eine Schlafstörung.'"

Murray hingegen habe sich wie ein "folgsamer Angestellter" verhalten, statt das Wohl seines Patienten vorn anzustellen. "Seine medizinische Urteilskraft hat er nicht angewandt", sagte Shafer über Murray.

Die Staatsanwaltschaft wirft Murray vor, Jackson eine Überdosis Propofol gegeben und ihn dann vernachlässigt zu haben, was zum Tod des King of Pop geführt habe.

Im Falle eines Schuldspruchs wegen fahrlässiger Tötung drohen ihm bis zu vier Jahre Haft. Bereits vor einigen Tagen hatte ein Herzspezialist dem Mediziner Versagen vorgeworfen und vor Gericht erklärt, der Sänger hätte bei richtigem Verhalten seines Leibarztes gerettet werden können.

Shafer bezeichnete Murrays Verhalten vor Gericht als "ungeheuerlich und skrupellos". Einer der größten Fehler des Arztes sei es gewesen, Jackson bedingungslos jeden Wunsch zu erfüllen. Zudem habe er sich mit der genauen Wirkung des Narkosemittels nicht gut genug ausgekannt.

Propofol sei bei richtiger Anwendung ein "hervorragendes Medikament", sagte der Anästhesist. Murray hingegen habe für Jackson in den 80 Tagen vor seinem Tod rund 15,5 Liter des Mittels besorgt. Das sei eine "außergewöhnlich" hohe Medikamentenmenge für einen einzelnen Patienten.

(AFP/csr)
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