Gerichtsanhörung auf Malta Kapitän der „Lifeline“ gegen Kaution auf freiem Fuß

Valletta · Der Kapitän des deutschen Rettungsschiffs „Lifeline“ muss sich in Malta vor Gericht verantworten. Er wirft den Behörden eine „politische Kampagne“ vor, um private Seenotretter an ihrer Arbeit zu hindern.

"Wir haben das Richtige getan", sagte er am Montag nach der Anhörung in der Hauptstadt Valletta, bei der maltesische Staatsanwälte die Beschlagnahmung der "Lifeline" forderten. Die Behörden veranlassten außerdem eine Untersuchung, bei der festgestellt werden soll, ob die Besatzung das Seerecht verletzt hat.

Dem 57 Jahre alten Kapitän Claus-Peter Reisch wird vorgeworfen, das Schiff ohne die benötigten Papiere in maltesischen Gewässern genutzt zu haben. Die Anklage beinhaltet zudem den Vorwurf, er habe sich illegal Zutritt zu Maltas Gewässern verschafft. Reisch wurde gegen eine Kaution von 10 000 Euro freigelassen, musste aber seinen Ausweis im Gericht abgeben und bekam die Auflage, sich wöchentlich bei der Polizei zu melden.

„Werden zum Sündenbock gemacht“

Sein Mandant und die "Lifeline" würden in der Frage, wie die EU-Länder mit der großen Zahl von Migranten und Flüchtlingen umgehen solle, zum "Sündenbock" gemacht, sagte der Anwalt von Reisch, Cedric Mifsud. "Was wir hoffen, ist, dass dieser Fall nicht symptomatisch für das derzeitige mediterrane Klima ist, in dem Regierungen EU-Grenzen schließen und Rettungsorganisationen dafür verfolgen, dass sie den Job machen, den die Regierungen machen sollten", fügte er hinzu.

Im Bezug auf Malta sagte Mifsud, er vermute, die maltesische Regierung wolle mit dem "Lifeline"-Vorfall eine politische Aussage für die Schließung der EU-Außengrenzen machen. Einige der "Lifeline"-Besatzungsmitglieder versammelten sich vor dem Gericht.
Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Rettet Leben". Das Schiff der deutschen Nichtregierungsorganisation Mission Lifeline legte vergangene Woche in Malta an, nachdem die Besatzung zuvor 234 Flüchtlinge und Migranten vor der libyschen Küste aus dem Meer gerettet hatte. Das Schiff durfte erst anlegen, nachdem sich acht andere EU-Länder bereit erklärten, die Geretteten aufzunehmen.

Italien hatte der "Lifeline" das Anlegen verboten und darauf verwiesen, dass die libysche Küstenwache für die Rettung der Zuwanderer verantwortlich sei. Der italienische Innenminister und Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini erklärte, keine Rettungsschiffe mehr in Italien einlaufen zu lassen. In den vergangenen Jahren sind mehrere Hunderttausend aus Seenot gerettete Migranten in Italien angekommen.

(felt/wer/ap)
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