Pannen bei Ermittlungen? Fall Kampusch soll neu aufgerollt werden

Wien · Der österreichische Entführungsfall Natascha Kampusch kommt noch lange nicht zu den Akten: Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss hat den Behörden in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht schwere Ermittlungspannen vorgeworfen.

Dokumentation "Natascha Kampusch - 3096 Tage Gefangenschaft"
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Er forderte deshalb, die Ermittlungsarbeit noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen und dabei auch ausländische Experten hinzuziehen, beispielsweise von der US-Bundespolizei FBI.

Der Untersuchungsausschuss ging vor allem zwei Fragen nach: Haben die Ermittler im Fall der Natascha Kampusch, die 1998 als Zehnjährige auf dem Schulweg entführt worden war, sorgfältig und professionell gearbeitet? Sind sie allen Spuren ausreichend nachgegangen? Beide Fragen beantwortete der von den Ministerien für Justiz und Inneres eingesetzte Untersuchungsausschuss mit Nein.

Die Prüfkommission kam zu dem Schluss, dass die Staatsanwaltschaft nach dem Verschwinden des Mädchens Indizien nicht richtig nachgegangen sei. "Vielmehr besteht der Eindruck, dass Ergebnisse im Zweifelsfall dahingehend interpretiert wurden, dass sie in die bestehenden Ermittlungsansätze passten", zitierte die österreichische Nachrichtenagentur APA aus dem Bericht. Zeugenaussagen, die diesen Ansätzen widersprachen, seien "in der Regel als wenig glaubwürdig qualifiziert" worden.

Kampusch hatte im August 2006 nach achteinhalb Jahren Gefangenschaft aus dem Haus ihres Peinigers Wolfgang Priklopil fliehen können. Dieser beging daraufhin Selbstmord. Die Ermittler waren allerdings bereits kurz nach Kampuschs Entführung in Priklopils Haus im Wiener Vorort Strasshof gewesen. Sie entdeckten das Mädchen jedoch nicht und verfolgten die Spur nicht weiter. Kampusch wurde im vergangenen Jahr eine staatliche Entschädigung für ihre Geiselhaft verweigert, weil es angeblich keine schwerwiegenden Ermittlungsfehler gegeben hatte.

(AFP)
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