Kapitän vermisst, Crew-Mitglied tot Dreimaster "HMS Bounty" ist gesunken

Washington/New York · Das Großsegelschiff "HMS Bounty" geriet durch den Wirbelsturm "Sandy" zunächst in Seenot - dann sank es. Die Küstenwache konnte 14 der 16 Crew-Mitglieder in einer dramatischen Aktion aus den Fluten bergen.

Havarie durch "Sandy": Die letzte Fahrt der "HMS Bounty"
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Als die Rettungshubschrauber der Küstenwache eintreffen, sehen sie von dem Großsegler "HMS Bounty" nur noch das Blinklicht an der Mastspitze. Bis zu neun Meter hohe Wellen haben das Schiff verschluckt, nachdem Wasser eindrang, die Pumpen ausfielen und ein Motorschaden es im Hurrikan "Sandy" manövrierunfähig machte. "Das waren einige der höchsten Wellen, in denen ich je war, das war wirklich gewaltig da draußen", berichtete der Rettungsschwimmer der Küstenwache, Randy Haba.

Er rettete vier der 16 Crew-Mitglieder aus einem Rettungsboot und ein weiteres, das nur im Schutzanzug den Brechern ausgeliefert war, aus der tosenden See. Für eine 42-jährige Frau kam allerdings jede Hilfe zu spät - und der Kapitän des Seglers wird noch immer vermisst.

Kapitän Robin Walbridge hatte geglaubt, er könne die berühmte Replik eines Dreimasters aus dem 18. Jahrhundert um den Hurrikan "Sandy" herum steuern. Nach zwei Tagen in rauer See wurde ihm klar, dass seine Reise um einiges schwerer werden würde. Auf der Facebook-Seite des Segelschiffes, deren Einträge sich wie ein Logbuch lesen, schrieb er am Sonntag: "Ich denke, wir werden hier noch einige Tage drin stecken", er wolle "versuchen, möglichst schnell voranzukommen", um sich zwischen dem Auge des Sturms und der Küste "durch zu quetschen".

Alle Mann von Bord

Doch am Sonntagabend (Ortszeit) kam der Notruf, der sich auf der an Land betreuten Website des Seglers wie folgt liest: "Das Schiff hat die Energieversorgung verloren und ist nicht mehr in der Lage, das Wasser abzupumpen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir sofort die US-Küstenwache kontaktiert und um Hilfe gebeten." Um 04.30 Uhr (Ortszeit) am Montagmorgen befahl der Kapitän "alle Mann von Bord".
Da befand sich das Schiff rund 200 Kilometer vor der Küste von North Carolina.

Bill Foster ist Bürgermeister von St. Petersburg in Florida, wo das Schiff oft überwintert hatte und wo es im November erwartet wurde. Seine Gebete, es möge keine Toten geben, wurden nicht erhört. "Wenn eine Crew sich entscheidet, es ist in einer Rettungsinsel sicherer als an Deck des Schiffes, dann weiß man, dass sie in Gefahr ist."

Der Großsegler ist eine Nachbildung eines historischen Segelschiffs aus dem 18. Jahrhundert, das durch eine Meuterei 1789 bekannt wurde. Sie wurde 1962 für die Verfilmung der "Meuterei auf der Bounty" mit Marlon Brando gebaut. Seither wurde sie für Filmproduktionen genutzt, darunter auch einen Teil der Piratenfilmreihe "Fluch der Karibik" mit Johnny Depp.

Am Donnerstag hatte die "HMS Bounty" in Connecticut abgelegt. An Bord waren elf Männer und fünf Frauen zwischen 20 und 66 Jahren, die wussten, es könnte eine gefährliche Fahrt werden. "Das wird eine harte Reise für die Bounty", lautet ein Facebook-Eintrag. Noch am Samstag wurden auf der Seite die besorgten Unterstützer beruhigt. "Seid versichert, dass die Bounty sicher und in sehr fähigen Händen ist". Die Reise sei wohlkalkuliert und alles andere als unverantwortlich. "Tatsache ist: Ein Schiff ist sicherer auf See als im Hafen!"

Auf einem Video der Küstenwache ist zu sehen, wie die Crewmitglieder in ihren knallroten Schutzanzügen aus den Fluten gerettet werden. Nach der Rettungsaktion beschrieb ein Hubschrauberpilot, die Wellen hätten wie neun Meter hohe Brecher ausgesehen, die Küstenwache teilte offiziell mit, die Wellenhöhe habe fünfeinhalb Meter betragen. Die Crewmitglieder wurden medizinisch versorgt und von der Küstenwache befragt. Sie sollen wohlauf sein.

Vermisste Frau erst nach Stunden entdeckt

Die Küstenwache gab bekannt, dass nachdem fast alle Besatzungsmitglieder aus den Beibooten gerettet waren, es noch Stunden dauerte, bis die 42-jährige Vermisste bewusstlos im Wasser treibend entdeckt worden war. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und schließlich für tot erklärt. Rochelle Smith, eine Bekannte, die mit ihr im Sommer einen Turn bei Nova Scotia gesegelt war, erzählte, die Verstorbene habe die "Bounty" geliebt. "Sie war so glücklich an Bord zu sein und etwas zu tun, das sie liebte."

Der noch immer vermisste Kapitän Robin Walbridge stammt aus dem geplanten Winterquartier St. Petersburg in Florida und segelt schon sein ganzes Leben. Auf der Homepage der "HMS Bounty" ist zu lesen, seine Philosophie sei, dass Menschen jeden Alters die Möglichkeit haben sollten, "die großen Schiffe des Goldenen Zeitalters der Segler zu sehen - Schiffe, die den Lauf der Geschichte veränderten, die Nationen schufen und zerstörten". Einer der jüngsten Einträge auf der Seite des Dreimasters lautet: "Man kann ein Schiff ersetzen, aber nicht die Menschen, die ihr Leben verloren."

(dapd)
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