Zwangsevakuierungen und Notstand 60 Millionen US-Bürger zittern vor Monstersturm

Ship Bottom/USA · Im Osten der USA wächst die Nervosität vor einem drohenden Supersturm. Experten warnten, dass nicht nur Küstengebiete von Hurrikan "Sandy" bedroht seien. Da sich der Wirbelsturm voraussichtlich mit zwei winterlichen Wetterfronten vereinen werde, könne ein 1300 Kilometer breiter Streifen von der Ostküste bis zu den Großen Seen betroffen sein. Unter den Folgen könnten bis zu 60 Millionen Menschen leiden, sagte Louis Uccellini von der US-Wetterbehörde NOAA.

Zwangsevakuierungen und Notstand: 60 Millionen US-Bürger zittern vor Monstersturm
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In New York wurde aus Sorge vor Überschwemmungen die Schließung der U-Bahn erwogen, in New Jersey sollten die Casinos geschlossen und die 30.000 Bewohner von Atlantic City am Sonntag in Sicherheit gebracht werden. Der Direktor der städtischen Notfallbehörde erinnerte an einen Sturm im Jahr 1962, als Wasser aus dem Atlantik und aus mehreren Buchten im Hinterland das Stadtzentrum unter Wasser setzte. "So schlimm wird es nach den Vorhersagen wieder werden", sagte Tom Foley. Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, brach eine Wahlkampftour zugunsten des republikanischen Bewerbers Mitt Romney in North Carolina am Freitag ab und kehrte nach Hause zurück.

Mehrere Staaten riefen vorbeugend den Notstand aus, Delaware ordnete für küstennahe Gebiete am Sonntag Zwangsevakuierungen an. Ein halbes Dutzend Staaten rief die Bürger auf, sich auf mehrere Tage ohne Strom einzustellen. "Wir stehen vor der sehr realen Möglichkeit weit verbreiteter, lange andauernder Stromausfälle", sagte Ruth Miller, Sprecherin der Notfallbehörde in Pennsylvania.

Fluggesellschaften begannen, Flugzeuge zur Vermeidung von Sturmschäden von der Ostküste abzuziehen. In Vorbereitung von Flugabsagen am Montag wurden am Sonntag in New York und Washington zusätzliche Verbindungen eingerichtet. Die Eisenbahngesellschaft Amtrak sagte am Samstagabend erste Verbindungen an der Ostküste ab.

"Sandy" trifft laut Experten voraussichtlich am Montagabend oder Dienstagfrüh im Süden von New Jersey auf Land. Befürchtet werden heftiger Regen, Wind und bis zu 60 Zentimeter Schnee. Wegen des gewaltigen Ausmaßes des Sturms und weil das Aufeinandertreffen von drei Stürmen so selten vorkommt, "können wir uns nicht festlegen, wer das Schlimmste abbekommt", sagte Rick Knabb, Direktor des Nationalen Hurrikanzentrums in Miami.

Auswirkungen auf Präsidentenwahlkampf

Auch auf den Präsidentenwahlkampf hat der Sturm Auswirkungen: Amtsinhaber Barack Obama sagte Auftritte in Virginia am Montag und in Colorado am Dienstag ab. Obama wolle die weitere Entwicklung beobachten, erklärte das Weiße Haus am Samstagabend. An früher am Montag geplanten Veranstaltungen in Florida und Ohio werde der Präsident teilnehmen, anschließend aber nach Washington zurückkehren. First Lady Michelle Obama sagte einen für Dienstag vorgesehenen Auftritt in New Hampshire ab. Herausforderer Romney wollte am Sonntag statt wie geplant in Virginia in Ohio auftreten.

Am späten Samstagabend (Ortszeit) befand sich der Wirbelsturm etwa 490 Kilometer süd-südöstlich von Cape Hatteras, North Carolina. "Sandy" hinterließ in der Karibik bereits eine Schneise der Verwüstung und kostete mindestens 58 Menschen das Leben.

(APD)
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