Missbrauchsskandal Alle chilenischen Bischöfe bieten ihren Rücktritt an

Rom · Es ist ein Paukenschlag in der katholischen Kirche: Chiles Bischöfe legen ihr Schicksal in die Hände des Papstes - der Grund: Jahrelang soll in dem Land sexueller Missbrauch von Kindern durch Priester vertuscht worden sein.

 Die beiden Bischöfe Luis Fernando Ramos Perez (r.) und Juan Ignacio Gonzalez veröffentlichten die Erklärung der chilenischen Bischöfe.

Die beiden Bischöfe Luis Fernando Ramos Perez (r.) und Juan Ignacio Gonzalez veröffentlichten die Erklärung der chilenischen Bischöfe.

Foto: dpa/Andrew Medichini

Nach dem Missbrauchsskandal in Chile haben alle Bischöfe des südamerikanischen Landes ihren Rücktritt angeboten. „Alle in Rom anwesenden Bischöfe legen ihre Ämter in die Hand des Heiligen Vaters, damit er frei über jeden einzelnen von uns entscheiden kann“, teilte die Bischofskonferenz nach einem Treffen der 34 Geistlichen mit Papst Franziskus am Freitag in Rom mit. Einen vergleichbaren Schritt einer Bischofskonferenz hat es im Skandal um Missbrauch in der katholischen Kirche noch nicht gegeben.

„Wir möchten den Papst, das Volk Gottes und das Land um Verzeihung bitten für den Schmerz der Opfer und unsere schweren Fehler und Versäumnisse“, hieß es in der Mitteilung. Der Papst muss nun über die Rücktritte entscheiden. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass er alle akzeptiert, da dann die gesamte chilenische Kirche keinen Bischof mehr hätte.

Bischof soll Missbrauch gedeckt haben

Der Pontifex hatte bereits angekündigt, dass Rücktritte alleine nicht reichten. „Wir lösen die Probleme der Kirchengemeinschaft nicht nur durch die Absetzung von Personen“, hieß es in einem Schreiben an die Bischöfe. „Wir müssen das tun, aber es ist nicht genug. Wir müssen weitergehen.“

Im Mittelpunkt des Skandals steht der chilenische Bischof Juan Barros, der Sexualdelikte des früheren Pfarrers und Priesterausbilders Fernando Karadima gedeckt haben soll. 2015 hatte der Papst dem ehemaligen Militärbischof die Diözese von Osorno übertragen. Dort stößt der Geistliche auf heftige Ablehnung.

Bei seiner Chile-Reise im Januar hatte Franziskus noch selbst einen Eklat ausgelöst, als er Barros in Schutz nahm. Später bat er um Verzeihung und räumte ein, die Lage falsch eingeschätzt zu haben. Der Papst beauftragte daraufhin den maltesische Erzbischof Charles Scicluna mit einer Untersuchung des Falls und hörte selbst Missbrauchsopfer an.

„Das Vertrauen in die Kirche wieder herstellen“

„Wir müssen die Ursachen und Mechanismen untersuchen, die in einigen Fällen zur Vertuschung und zur schweren Vernachlässigung der Opfer geführt haben“, hieß es jetzt in einer Mitteilung des Heiligen Stuhls nach dem Treffen mit der Bischofskonferenz in Rom. „Entscheidend ist, das Vertrauen in die Kirche wieder herzustellen mittels guter Priester, die mit ihrem Leben Zeugnis ablegen, die Opfer in ihrem Leid begleiten und entschlossen für die Verhinderung von Missbrauch arbeiten.“

Franziskus erklärt immer wieder, bei Missbrauch wie sein Vorgänger Benedikt XVI. ein „Null-Toleranz-Prinzip“ zu verfolgen. Der Argentinier rief 2014 eine Kinderschutzkommission ins Leben, die allerdings auch mit internen Problemen zu kämpfen hat. Moniert wird auch, dass es innerhalb der Kirche auch unter Franziskus noch Widerstand gegen die Aufklärung gibt. Franziskus selbst wird vorgeworfen, zu milde zu sein und seinen Worten keine Taten folgen zu lassen.

(wer/kna/dpa)
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