Neue Zeichentrickserie in Pakistan Actionheldin "Burka Avenger" kämpft voll verschleiert

Islamabad · Dass Superhelden ihre Identität mit einem Umhang verschleiern, ist an sich nicht ungewöhnlich. In diesem Fall aber schon, denn die Heldin von Pakistans erster animierter Zeichentrickserie trägt Burka, während sie für Gerechtigkeit sorgt.

"Burka Avenger", die neue Actionheldin in Pakistan
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Weg da, Wonder Woman, schieb ab, Supergirl, hier kommt Burka Avenger! Die neue Superheldin kämpft in Pakistan für das Gute - und zeigt dabei deutlich weniger Haut.

Im Alltag ist sie die brave Lehrerin Jiya. Aber als Ganoven die Mädchenschule schließen wollen, an der sie arbeitet, legt Jiya die Burka an und wird zu Burka Avenger. Dank ihrer geheimen Kampfsportkenntnisse schlägt sie die Bösewichter in die Flucht.

"Burka Avenger" ist nach Angaben der Hersteller Pakistans erste selbstproduzierte Cartoonserie. Die drohende Schließung von Mädchenschulen findet in Pakistans Alltag durchaus traurige Parallelen. Hunderte Schulen haben die Taliban im Nordwesten Pakistans gesprengt, immer wieder greifen sie auch Aktivisten an, die Bildungsmöglichkeiten für Mädchen wollen.

Bücher und Stifte als Waffen

Wenn "Burka Avenger" demnächst auf dem pakistanischen Sender Geo Tez TV anläuft, geht man das Thema der geschlossenen Schulen spielerisch an. Die Schurken sind eher lachhaft als angsteinflößend und natürlich sind sie Burka Avenger alles andere als gewachsen, vor allem, wenn diese Bücher und Stifte als Waffen einsetzt.

Kreativer Kopf der Sendung ist Aaron Haroon Rashid, einer der größten Popstars Pakistans. Rashid, bekannter unter seinem Künstlernamen Haroon, entwickelte das Konzept für "Burka Avenger", weil er, wie er sagt, deutlich machen wollte, wie wichtig Bildung für Mädchen sei und weil er Kindern vermitteln möchte, wie wichtig Umweltschutz sei und dass man andere nicht diskriminieren solle.

Gerade in einem Land wie Pakistan, wo radikale Islamisten immer wieder auf religiöse Minderheiten losgehen, ist diese Botschaft besonders bedeutsam.

"Bei jeder Episode steht eine Moral im Mittelpunkt, wird den Kindern eine starke soziale Botschaft vermittelt", sagte Rashid der Nachrichtenagentur AP. "Aber sie ist verpackt in beste Unterhaltung, Humor, Action und Spannung."

Dass die Superheldin eine schwarze Burka trägt, könnte für Befremden sorgen, da dieses Kleidungsstück vielen als Zeichen der Unterdrückung gilt. Als die Taliban in den 1990er-Jahren die Herrschaft in Afghanistan übernahmen, zwangen sie alle Frauen zum Tragen von Burkas.

Burka soll Lokalkolorit vermitteln

Das Burka-Modell der Superheldin lässt nur Augen und Finger erkennen, ähnelt allerdings eher einer Kreuzung aus Ninja-Kostüm und Burka als einer tatsächlichen Burka.

Er wolle mit der Burka Lokalkolorit vermitteln, so Rashid: "Sie steht nicht für Unterdrückung. Wie andere Superhelden auch, kostümiert Burka Avenger sich, um ihre Identität geheim zu halten. Wir hätten sie auch wie Catwoman oder Wonder Woman anziehen können, aber das hätte in Pakistan möglicherweise nicht funktioniert."

Schauplatz der Serie ist die fiktive Stadt Halwapur im Norden des Landes, wo Jiya an einer Schule unterrichtet. Von ihrem Adoptivvater Kabbadi Jan hat sie Karate gelernt. Ist sie nicht als Burka Avenger verkleidet, trägt Jiya keine Burka, nicht einmal Kopftuch.

Ihre Hauptwidersacher sind Vadero Pajero, ein korrupter Politiker mit goldenem Dollarsymbol um den Hals, und der böse Magier Baba Bandook, der mit seinem buschigen schwarzen Bart einem Taliban-Kommandeur ähnelt.

Pajero will die Mädchenschule in Halwapur schließen und das Geld einsacken, das ihm eine Stiftung für die Schule gegeben hat. Mit Bandook hat er einen Komplizen an seiner Seite, der sagt, was viele Taliban und konservative Pakistaner denken: "Was sollen Frauen denn mit Bildung?", fragt Bandook in der ersten Folge. "Sie sollen zu Hause bleiben, waschen, putzen, in der Küche wirbeln."

Bei einer Probevorführung in einem Waisenhaus am Rand von Islamabad johlten und lachten die Kinder, als Burka Avenger die Bösewichter besiegte. Ihr habe die Superheldin gefallen, weil sie "das Leben von Kindern gerettet hat und sie angespornt hat, sich zu bilden und zur Schule zu gehen", urteilte die zehnjährige Samia Naeem.

Rashid hat die Mittel für die Serie größtenteils selbst finanziert, konnte dabei aber auf einen anonymen Geldgeber zurückgreifen. Hilfreich waren sicherlich auch seine guten Verbindungen zur Musikindustrie. 13 Folgen sind bislang produziert und in jeder kommen Lieder von ihm und anderen Größen der pakistanischen Rockwelt zum Einsatz, etwa von Ali Azmat und Ali Zafar.

Parallel zu der Fernsehserie produziert Rashid ein Album mit zehn Stücken und Musikvideos, außerdem gibt es ein "Burka Avenger"-Spiel für das iPhone und eine interaktive Website. In einem der Musikvideos singen Rashid und der pakistanische Rapper Adil Omar ein Loblied auf die verkleidete Superheldin: "Leg dich nicht an mit der Lady in black, meint sie es ernst, bist du schnell weg."

(ap)
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