Xanten Viele echte Prunkstücke

Xanten · "Sich je eigentlich bekloppt?" Die Frage, die ihm vor 25 Jahren sein Vater angesichts des Sammeldrangs stellte, spukt Heinz Josef Tack bisweilen heute noch durch den Kopf. Die Eltern besaßen das vom Großvater 1908 an der Kalkarer Straße gegründete Schneider-, Textil- und Bekleidungshaus und konnten nicht verstehen, wofür man – auch – Geld ausgeben kann.

Den Sohn, der erst im Kaufhaus Magis in Wesel Einzelhandelskaufmann gelernt, dann seine mittlere Reife nachgemacht hatte und 25 Jahre lang bei der Deutschen Bank tätig war, hat es nicht gestört. Postkarten über Postkarten holte der Vater von zwei Töchtern nach Hause – mit "den" Heimatmotiven schlechthin meist: Hotel Deckers (mit einem einsamen Auto in den 30er Jahren), die Kapelle Opel (1905), der Markt, Haus Balken und immer wieder die Kirche.

Die Zeitungsausschnitte

Dabei blieb es nicht. Im Hause Tack landet seither alles "Marienbaumerische" (sogar inzwischen auch aus der Umgebung): Todesanzeigen und 3000 Totenzettel; dazu Kommunion- und Andachtsbildchen, Haussegen, Dokumente aller Art und 160 (!) Ordner mit Zeitungsausschnitten aus allen örtlichen Zeitungen – von der RP bis zur Kirchenzeitung – aus den letzten 20 Jahren. Hinzu kommen Anzeigen der damals noch 48 im Ort ansässigen Geschäfte mit der Sammlung aller Telefonanschlüsse, Heimatkalender, Rechnungen selbst aus den 20er Jahren und die Geschichte der Birgitten-Bruderschaft, deren Schriftführer Tack lange war.

Uralte Stiche

Wahre (echte) Prunkstücke sind darunter: Uralte Stiche (1845) vom Kloster, Andachtszettel mit dem Bild der Heiligen Birgitta aus dem 17. Jahrhundert, die wohl erste vollständige Historie Marienbaums aus dem Jahr 1711 in Gebetbuchgröße und ein großer Stich aus dem 17. Jahrhundert mit Gebeten zur Marienbaumer Maria, die gegen Krankheiten wie Krebs, Pest, Blind-, Lahmheit und Verkrüppelung helfen sollte.

"Sich je eigentlich bekloppt? "Nein", sagt Frührentner Tack, "nur vernarrt". Irgendwann, und davon träumt er, will er seine Sammlung mal ("nach und nach") veröffentlichen. Bis dahin hilft auch seine Frau Marion fleißig bei der Arbeit mit: "Was meinen Sie, wie viel Staub hier gewischt werden muss . . ."

(RP)
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