Xanten Kinder leiden Höllenqualen

Xanten · Einem Ehepaar aus Xanten drohen mehrjährige Freiheitsstrafen: Die Frau (35) und ihr Mann(39) sollen ihre kleinen Töchter vernachlässigt und gequält haben. Morgen beginnt der Prozess.

Sie wurden an ihre Betten gefesselt, bekamen kaum zu essen und zu trinken, wurden geschlagen und misshandelt: Unvorstellbare Qualen mussten zwei Mädchen aus Xanten erdulden. So sieht es jedenfalls die Staatsanwaltschaft. Sie hat Anklage gegen die mutmaßlichen Peiniger der Zwillinge erhoben – die leiblichen Eltern der Kinder. Morgen beginnt der Prozess vor der auswärtigen Strafkammer des Landgerichts Kleve in Moers.

Der 35 Jahre alten Mutter und ihren vier Jahre älteren Ehemann werden "Misshandlung Schutzbefohlener in Tateinheit mit Freiheitsberaubung mit Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht" vorgeworfen. Nach Angaben von Richter Gerhard van Gemmeren, Pressesprecher des Landgerichts Kleve, droht ihnen eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Haarbüschel ausgerissen

Die Zwillingsmädchen wurden 2001 geboren. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft wurden sie in der Zeit von April 2004 bis zum Juli 2006 vorwiegend in ihren Betten belassen. Es sei auch zu körperlichen Übergriffen der Eltern gekommen: Die Mädchen seien mit einem Schlappen unter anderem ins Gesicht geschlagen worden, die Eltern hätten ihnen Hände und Füße an den Gitterstäben des Kinderbettes festgebunden, die Hand umgebogen, Haarbüschel ausgerissen.

Am 25. Juli 2006, so die Anklage, sei eines der Mädchen in einer Arztpraxis kollabiert; es musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, sein Körper war "ausgetrocknet" (dehydriert). Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass das Kind schlecht ernährt war und Kratzspuren, Narben sowie Blutergüsse aufwies. Das gleiche Verletzungsbild zeigte sich bei der Zwillingsschwester. Beide Kinder sind nicht altersgerecht entwickelt gewesen.

In Pflegefamilien vermittelt

Inzwischen geht es den beiden Mädchen besser. Die Zwillinge wurden in Pflegefamilien vermittelt und holen den Entwicklungsrückstand allmählich auf. Derweil weisen ihre Eltern bislang die Schuld von sich: Sie haben während der Ermittlungen angegeben, sie hätten die Kinder nicht misshandelt. Zwei Psychologinnen sollen in der Verhandlung als Sachverständige aussagen.

(RP)
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