Die stillen Helfer Die Küchenfeen im Haus der Begegnung

Xanten · Doris Rückert, Hildegard Pauen und Maria Christ helfen dabei, Senioren zweimal wöchentlich ein Mittagessen aufzutischen.

 Jetzt kommt der Speck in die Schnippelbohnen: Doris Rückert, Hildegard Pauen und Maria Christ (von links) am Kessel.

Jetzt kommt der Speck in die Schnippelbohnen: Doris Rückert, Hildegard Pauen und Maria Christ (von links) am Kessel.

Foto: armin fischer

"Doris, heute sechs Schüsseln, ne". Hildegard Pauen (82) schätzt den Gefäß-Bedarf für das heutige Mittagessen und Doris Rückert (67) stellt das Geschirr schon mal parat. Die hungrigen Stammgäste unter den Senioren im Xantener Haus der Begegnung haben schon weit vor zwölf Uhr ihre Plätze an den von Maria Christ (81) liebevoll eingedeckten Tischen eingenommen und warten plauschend auf ihre dampfende Stärkung.

Es ist Donnerstagmorgen, und in der Küche der Begegnungsstätte wirbelt in Leiterin Maria Thyssen. So emsig sie auch ist, alleine könnte sie das Pensum für bis zu 35 Mittagessen jeweils dienstags und donnerstags nicht schaffen. An fleißigen Helferinnen mangelt es ihr nicht. Wie schon vor vielen Jahren bei Ellen Lamers finden sich unter den Besuchern der Begegnungsstätte immer wieder Senioren, die sich nicht nur zu unterhaltsamen Stunden und zweimal wöchentlich zu einem leckeren gemeinsamen Mittagessen treffen.

Wie Maria Thyssen selbst engagiert zu Werke geht, ständig in Bewegung ist, so geht es auch dem Trio Hildegard Pauen, Maria Christ (81) und Doris Rückert — mit 67 Jahren und seit einem Jahr dabei das "Küken". Hier mit helfen zu dürfen, damit ihre Altersgenossen was Leckeres auf den Teller bekommen, ist ihnen nicht Last, sondern Freude. "Eine Aufgabe zu haben, die erfüllend ist", sich dabei "in der Gemeinschaftsarbeit wohlfühlen zu können", vermittelt das Trio mit großer Überzeugungskraft.

Während Hildegard Pauen und Doris Rückert mit je einer großen Schüssel im Schoß Bohnengemüse putzen, während die von geschälten Kartoffeln schon im Kessel zu kochen beginnen, erzählen sie aus ihrem Leben. Hildegard Pauen, aus Kamp-Lintfort nach Xanten gekommen, erinnert sich an karge Zeiten mit einem Schwein im Stall, einigen Hühnern inmitten von Bergleuten, die selbst auf damals noch unbefestigten Bürgersteigen eigene Kartoffeln angepflanzt haben. Auch über die Begegnungsstätte schnell in Xanten heimisch geworden, blieb sie dieser dann nach dem Tod ihres Mannes plötzlich fern.

So etwas lässt aber Maria Thyssen nicht ruhen, sie griff zum Telefon und seither ist Hildegard Pauen wieder mittendrin. Auch Maria Christ, die übers Kartenspielen hier heimisch wurde, und anderen, erging es ähnlich. Während des Gemüseputzens hat Maria Christ "wie immer" die Tische fein säuberlich eingedeckt. Es wird viel gelacht: "Hier ist es immer lustig, besonders wenn es Rettich oder Möhren gibt", feixt die Küchenchefin vielsagend zu ihren Helferinnen hinüber. Als die Bohnen in den dampfenden Kessel gegeben werden, muss Maria Thyssen "noch mal eben zum Markt" bezahlen und für die nächste Woche eine Vorbestellung aufgeben.

Sie kann sich währenddessen voll und ganz auf ihre Seniorinnen verlassen, die jetzt Geschirr auswaschen, zwischendurch kontrollierend in den duftenden Kessel, den Topf mit Mettwürstchen schauen und sich immer wieder mit dem Spruch an der Wand identifizieren: "Ein freundliches Lächeln kostet nichts und steht jeden gut zu Gesicht."

Es gibt beileibe nicht immer Eintopf, und so ist manche Vorarbeit schon anspruchsvoller, als an diesem Tag. "Keine einfache, aber sehr abwechslungsreiche Küche mit immer frischen Produkten", unterstreichen die Helferinnen, zu denen in früheren Jahren über längere Zeit auch Maria Wind (88), Sybille Zarth (86) und Martha Gülstorff (80) gehörten. Die aktiven Seniorinnen machen sich nicht nur in der Küche nützlich, sondern setzen ihr Geschick auch im Kreativbereich bei Bastel- und Dekorationsarbeit erfolgreich ein. Durch einen Töpferkurs ist Hildegard Pauen nämlich erst in den Seniorenkreis eingetaucht.

"Alles, was so anfällt, packen wir mit an", strotzt sie noch vor Energie — "kein Wunder bei Maria Thyssen", sagt sie anerkennend. Und die Küchenleiterin? Ein paar Jahre noch, dann geht auch sie in Rente, lässt sie verlauten. Sicher wird sie irgendwann im Ehrenamt wieder auftauchen.

(TR)
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