Sonsbeck Behre liest aus seinem Sprint zurück ins Leben

Sonsbeck · Der Ausnahmesportler, der bei einem Unfall im Jahr 2007 beide Unterschenkel verlor, stellte in Sonsbeck sein Buch vor.

 Ein lebensfroher junger Mann, der ein ganz besonderes Schicksal gemeistert hat: David Behre in der Sonsbecker Bücherei.

Ein lebensfroher junger Mann, der ein ganz besonderes Schicksal gemeistert hat: David Behre in der Sonsbecker Bücherei.

Foto: armin fischer

"Ich hoffe, Sie hatten Spaß!", beendete David Behre seine Lesung mit strahlendem Lächeln. Spaß? Die Besucher sahen sich an. Beeindruckt waren sie. Fasziniert hatte er sie. Mit seinem scheinbar ungebremsten Optimismus und Lebenswillen quasi überrannt hatte er sie. Aber Spaß? Das sei irgendwie das falsche Wort, gaben die Zuhörer angesichts der Umstände, die ihn zum Spitzensportler machten, als Feedback zurück. Auf Einladung des Fördervereins der Bücherei Sonsbeck las David Behre aus seiner Biographie "Sprint zurück ins Leben".

Der Ausnahmesportler, der bei einem Unfall 2007 beide Unterschenkel verlor, kämpfte sich nach dem Unfall mit bewundernswerter Willenskraft und hartem Training nicht nur zurück ins Leben sondern bis in den Profisport. "Auch wenn es sich seltsam anhört, ich möchte meine Beine gar nicht zurück haben", erklärte er überzeugend. Er sei glücklich und zufrieden. Er ziehe morgens seine Prothesen an wie andere Leute ihre Socken. Die Prothesen seien keine Hilfsmittel für ihn, sie gehörten zu ihm. "Ein Leben mit Behinderung kann genauso schön sein wie ein Leben ohne Handicap", so seine Botschaft. Kurz vor seinem 21. Geburtstag war David Behre 400 Meter vor der Haustür seines Elternhauses am Glückauf-Bahnübergang in Moers von einem Güterzug erfasst worden, als er nach einer Party mit dem Rad nach Hause fuhr. Eine Schranke war defekt, schloss sich daher nicht. Erst Stunden später wurde der spätere Paralympics-Bronzemedaillengewinner schwer verletzt aufgefunden, nachdem er auf den Ellenbogen den Bahndamm hinauf gerobbt war. Sein Überleben wurde als "Wunder" bezeichnet. Mit enormer Willenskraft sattelte der vormalige Motocrosser aufs Laufen um. Tiefschläge gab es natürlich, aber er berappelte sich, unterstützt von Familie, Freunden, Bekannten.

Die beiden Boxer Rocky und Kira wurden seine Outdoor-Trainer und Therapeuten auf vier Pfoten. Mit ihnen probierte der heute 27-Jährige alles im Gelände aus, was die Prothesen hergaben. Als er vorlas, wie viel er seinem Hund Rocky zu verdanken hat, flossen bei mancher Zuhörerin die Tränen. Für seine Lesung hatte der deutsche "Blade-Runner" Passagen vom Unfall, aus der Krankenhauszeit, der Anfangszeit mit Prothesen, vom Lauf in London 2012 (Paralympics) und seinen Zielen ausgewählt. Den Profisport wolle er betreiben, so lange es Spaß mache und er erfolgreich sei.

Mit strahlendem Lächeln schaute er nach einer guten dreiviertel Stunde von seinem Buch auf und in die Runde. Gerne dürfe man ihm Fragen stellen, er werde alles beantworten. Während er Antwort um Antwort gab, spielten die Finger mit einem Kugelschreiber. Souverän und offen gab er Auskunft über sein Schicksal, seine Pläne und Berufsideen für die Zeit nach dem Profisport. Immer wieder betonte der Leverkusener, er trainiert seit 2008 beim TSV Bayer 04, dass er Denkanstöße geben möchte, nicht aufzugeben, wenn es schlecht läuft.

(rih)
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