Wesel Wie Kaiser Wilhelm I. auf die Reise geht

Wesel · Während das privat angeschobene Projekt, den Preußenherrscher liegend neu zu präsentieren, bundesweit Aufmerksamkeit erregt, reifen in Wesel die Vorbereitungen für Transport und Aufbau.

Die städtische Kulturpolitik, die Weseler Denkmalfreude und die Diskussion um die Wiederaufstellung der Kaiser-Skulptur sind in aller Munde. Bundesweit berichten in diesen Tagen zahlreiche Medien über das Vorhaben. Das liegt an dem Kompromiss zwischen Gegnern und Befürwortern.

Wie berichtet, kehrt der 1946 am Bahnhof vom Sockel gestürzte und beschädigte Wilhelm I. in die Öffentlichkeit zurück, aber nur liegend und in einer Ecke zwischen Haupttor und Körnermagazin der Zitadelle. Wie bei Kompromissen üblich, bleibt auf beiden Seiten auch Bauchgrummeln übrig. Der Freundeskreis der privaten Finanziers sah sich gezwungen, zuzustimmen, um das Marmor-Kunstwerk des Bildhauers Reinhold Begas von 1907 überhaupt aus den städtischen Katakomben herauszuholen. Die Akteure haben längst mit den Vorbereitungen für Transport und Aufbau begonnen.

In der Werkstatt von Steinmetz Ralf Schlicht (Schlicht & Baumann) wartet der umstrittene Drei-Zentner-Kaiser auf seine Abreise. Die Fahrt von Schepersfeld bis zur Zitadelle ist nicht weit, bedarf aber gewisser Vorkehrungen. Dominik an der Heiden hat bei den Denkmalfreunden die Betreuung des technischen Ablaufs übernommen. Das schließt Unterstützung für Schlicht mit ein. Ein passendes Fahrzeug sowie eine Hebevorrichtung wollen gefunden sein. Außerdem muss die Aktion versichert werden.

Bevor der Kaiser von einem Gabelstapler auf die Zinken genommen werden kann, muss am Zielort seine neue Behausung fertig sein. Ein Begriff, der Dominik an der Heiden gefallen könnte. Er selbst spricht vom Einhausen beziehungsweise einer Glaseinhausung, weil ihm Vitrine, Sarkophag oder Glassarg eher abwegig und irreführend erscheinen.

Der Plan sieht so aus: In besagter Zitadellen-Ecke ist ein Platz zwischen den beiden dicken Mörsern, die früher am Berliner Tor standen, für Wilhelm I. vorgesehen. Hier muss zunächst ein Betonfundament gegossen werden. Es soll 80 Zentimeter tief, "frostfrei", wie an der Heiden sagt, in die Erde reichen und 60 Zentimeter über dem Rasen als Sockel herausragen. Darauf wird die Skulptur mit den Maßen 2,45 mal 1,18 Meter liegend platziert und ein Gestell aus Edelstahl installiert. Dies wiederum wird fürs hochfeste Sicherheitsspezialglas benötigt, das den Kaiser vor Wind, Wetter und Vandalen schützen soll. Die gläserne Konstruktion wird 2,85 Meter lang, 1,60 Meter breit und 1,40 Meter hoch sein. Das bedeutet, dass die Oberkante inklusive Sockel am Ende zwei Meter über der Erde liegt.

"Es ist ein Kunstwerk von Begas und ein Teil der Weseler Geschichte. Ideologie interessiert mich überhaupt nicht ", sagt Dominik an der Heiden zum vorausgegangenen jahrelangen Streit. Und: "Die Stadt bekommt es geschenkt. Es ist eine rein private Initiative." Die Arbeiten am Fundament sollen Ende Februar /Anfang März beginnen. Die offizielle Übergabe mit Bürgermeisterin Ulrike Westkamp ist für Freitag, 13. April, 17 Uhr, vorgesehen.

(fws)
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