100 Jahre RTG Wesel Start am „Vesalen“-Stammtisch

Die Geschichte des Traditionsclubs begann 1907 mit der Gründung der Rudergesellschaft Wesel. Sie kaufte sich für 30 Goldmark einen gebrauchten Doppelzweier. Ende der 50er Jahre zog der Verein in den Sporthafen um. Dort wurde 1963 das Bootshaus mit Tennisanlagen eingeweiht.

Die Ruderer waren bei der RTG Wesel, die am Wochenende ihr 100-jähriges Bestehen feiert, die Sportler der ersten Stunde. Die Geschichte des Traditionsclubs begann am 1. Oktober 1907, als die Rudergesellschaft Wesel (RGW) gegründet wurde. Sie ging aus einem Stammtisch, der gern wanderte und sich "Verein der Vesalen" nannte, hervor. Die "Vesalen" kauften sich für 30 Goldmark einen gebrauchten Zweier. Die Pionierarbeit der ersten 25 Jahre leistete alsbald der Vorstand um den Vorsitzenden Ludwig "Onkel Lud" Lans. 1910 wurde von der Rudergesellschaft ein bescheidenes Bootshaus an der Lippe gebaut.

Mühseliger Neuaufbau ab 1947

Der Erste Weltkrieg, Unruhen an der Ruhr und die Wirtschaftskrise hinterließen tiefe Spuren im Verein. In die Konsolidierungsphase ab 1924 fielen Bootshauserweiterungen, dann ein repräsentativer Neubau und der Aufbau einer Tennisriege. 1924 war auch das Gründungsjahr des Ruderclubs (RC) Wesel, entstanden aus Meinungsverschiedenheiten über die Ernsthaftigkeit des Leistungssports, der in der RGW besonderen Stellenwert genoss. Während 1936 ein Fusionsversuch mit dem RC scheiterte, gelang 1938 der Zusammenschluss mit dem Tennisclub Rot-Weiß Wesel 1919.

Als die Stadt 1945 im Trümmerchaos lag und es für viele Menschen ums nackte Überleben ging, versuchten einige Mitglieder zumindest auf dem Papier die Selbstständigkeit der Rudergesellschaft Wesel zu bewahren und beschlossen den Eintritt in die Weseler Sportvereinigung. Der mühselige Neuaufbau ab 1947 ist unter anderem dem Vorstand um den Vorsitzenden Fritz Tenhaeff zu verdanken. 1950 stand wieder ein Bootshaus an der Lippe. Es gelangen die Fusionen mit dem Ruderclub Wesel sowie dem Tennisclub Wesel samt dessen Tischtennis-Abteilung. Seitdem heißt der Verein Ruder- und Tennisgesellschaft Wesel 1907. Das Kürzel RTGW wird in den 50er Jahren immer bekannter. Auf Tennisplätzen, an Tischtennisplatten und besonders auf den Ruder-Regattastrecken.

Vogt krönte Karriere mit Bronze

Aufhorchen ließ der Renngemeinschafts-Achter RTG Wesel/Duisburger RV mit dem Weseler Schlagmann Wolfgang Niemand. Er gewann 1956 unter anderem das Schelde Juweel, den ewigen Wanderpreis der Stadt Antwerpen. Mit den Duisburgern Preller und Steuermann Ballo wurde Niemand, der später viele Jahre Vorsitzender des Weseler Schwimmvereins war, Deutscher Vizemeister im Zweier. Ursel Vogt (heute Elfert) sicherte sich 1957 im Doppelzweier mit Ingrid Scholz (Duisburger RV) bei der Europameisterschaft in Duisburg die Bronzemedaille. Bei der EM 1958 in Posen krönte Vogt ihre Karriere mit Bronze im Einer.

Ende der 50er Jahre wurde der RTG-Standort an der Lippe gegen eine Fläche am neu ausgebaggerten Sporthafen getauscht. Die Einweihung des dort errichteten Bootshauses samt Tennisplätzen und Tischtennishalle am 4. Mai 1963 gilt als einer der größten Tage in der Geschichte des Traditionsvereins. Ob der Umzug eine gute Sache war, fragen sich langjährige Mitglieder noch heute. Denn finanziell erlebte die zwischenzeitlich um 1000 Mitglieder starke RTG Wesel, die 1973 eine Tennishalle einweihte, schwere Krisen.

Surf-Abteilung die größte Sparte

Das Leben in der RTGW wurde durch die Gründung der Yacht-Abteilung (1978) und der Surf-Abteilung (1979), heute die größte Sparte des Clubs, bereichert. Die Tischtennis-Abteilung musste 1977 aufgelöst werden.

In den vergangenen Jahren machte dem Traditionsclub zu schaffen, dass die Mitgliederzahl stetig sank. Der Vorsitzende Dr. Manfred Wüstemeyer, seit März im Amt, hofft, die Trendwende geschafft zu haben. Er sieht das Fest am Wochenende als Chance, neue Mitglieder zu gewinnen

(RP)
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