Schermbeck/Wesel Opfer: Einbruch macht ein mieses Gefühl

Schermbeck/Wesel · Zahl der Wohnungseinbrüche nimmt drastisch zu. Polizei wirbt für Prävention und bietet kostenlose Beratung.

 Stefan Beyer hat nach dem Einbruch nachgerüstet. Die Griffe seiner Terrassentüren sind nun abschließbar.

Stefan Beyer hat nach dem Einbruch nachgerüstet. Die Griffe seiner Terrassentüren sind nun abschließbar.

Foto: Arnulf Stoffel

"Vorher ist das alles ganz weit weg. Man hört zwar, es ist Einbruchszeit, aber man denkt: Das passiert nur bei anderen, nicht bei mir", sagte Stefan Beyer. Diese Sicht des Schermbeckers hat sich schlagartig geändert — denn seine Familie wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. September Opfer eines Einbruchs. Besonders unangenehm: Die vierköpfige Familie schlief tief und fest, während die Einbrecher sich Zugang zum Haus verschafften.

Schermbeck/Wesel: Opfer: Einbruch macht ein mieses Gefühl
Foto: kdi

"Ich bin morgens aufgestanden und dachte, was zieht es so kalt aus der Küche?", erinnert sich Margit Beyer an den Moment, als sie den Einbruch bemerkte. Die Täter hatten eine Tür aufgelassen, als sie mit ihrer Beute — den beiden Autoschlüsseln und Wertsachen, die in der Nähe lagen — den Tatort verlassen hatten.

"Homejacking" nennt die Polizei das. Bei dieser Einbruchsvariante haben es die Täter nur auf die Autoschlüssel abgesehen, da sich moderne Autos nicht mehr ohne den passenden Schlüssel stehlen lassen. Der Einbruch scheint nur wenige Minuten gedauert zu haben. Die Täter bohrten durch den Rahmen der Terrassentür, steckten einen Stab hindurch und drückten damit von innen den Türgriff nach oben.

Mit den beiden Autos der Familie flüchteten sie und waren — dank günstiger Lage an der A 31 — nicht mehr auffindbar. Der materielle Schaden liege im sechsstelligen Bereich. Allerdings wiegt mindestens so schwer, dass die Privatsphäre verletzt worden ist. "Ich versuche mich damit zu trösten, dass sie nur kurz im Haus waren", so Stefan Beyer. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl. Was die Beyers besonders trifft, ist die Tatsache, dass sie wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum ausspioniert worden sind. Die Beyers sind kein Einzelfall, wie die Zahlen im Kreis Wesel belegen. In der ersten Jahreshälfte wurden hier schon 727 Einbrüche gezählt, im gleichen Zeitraum in 2012 waren es 657. "Der Trend wird sich fortsetzen. Das kann man fast mit Gewissheit sagen", sagte Polizei-Sprecherin Sabine Vetter. Die Zahl von 1212 Einbrüchen im Jahr 2012 wird 2013 wohl überboten. Wie sich die Einbruchszahlen im Kreis entwickelt haben, zeigt sich vor allem im Vergleich der letzten Jahre: 2005 lag die Gesamtzahl noch bei 738.

Um dem entgegenzuwirken, ist die Polizei im Rahmen einer Präventionswoche in der Region unterwegs. "75 bis 80 Prozent der Einbrecher kommen von hinten", erklärt Emanuel Kellert, Kriminalhauptkommissar im Bereich Kriminalprävention, am Stand auf der Mittelstraße in Schermbeck. Denn der Sichtschutz, den man für seine eigene Privatsphäre hat, kommt natürlich auch Einbrechern gelegen. Pilzzapfenverriegelungen, damit die Fenster nicht einfach aufgehebelt werden können, erhöhen die Sicherheit. Die sind zwar nicht ganz günstig — pro Fenster kostet die Sicherung zwischen 200 und 230 Euro, für eine Terrassentür entsprechend mehr, nennt Kellert die Größenordnung. Dafür seien sie effektiv — und nachrüstbar. Entsprechend qualifizierte Firmen wurden vom Landeskriminalamt zertifiziert. In Schermbeck sind das Schlüsseldienst Stenkamp und Schreiner Grewing. Neben den richtigen Sicherheitsvorkehrungen gibt es weitere Möglichkeiten, es Einbrechern schwerer zu machen. "Licht und Lärm mögen Einbrecher nicht", sagt Kellert. Jalousien hingegen seien zwar ein Sicht- aber kein wirksamer Einbruchsschutz.

Die Haupteinbruchszeiten liegen übrigens zwischen 8 und 13 Uhr und zwischen 17 und 20 Uhr. Früh- und Spätschicht sozusagen, zu den Zeiten, in denen die Bewohner meist nicht zuhause sind. Die Polizei bietet auch Beratung im eigenen Haus an, um mögliche Schwachstellen aufzudecken. "Vielleicht übersieht man ja was", sagte Reinhold Underberg, der einen entsprechenden Termin ausmachen will.

Um eine solche Beratung der Polizei haben auch die Beyers nach dem Einbruch gebeten — und weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen wie beispielsweise abschließbare Griffe für die Terrassentüren. Die hätten im konkreten Fall den Einbruch — zumindest auf diese Weise — verhindert. Auch eine Alarmanlage haben sie nun. "Das ist natürlich keine Garantie. Aber man erkauft sich mit viel Geld sein Sicherheitsgefühl zurück", so Stefan Beyer.

(RP)
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