Wesel Frauen zeigen im Film, wie sie Krisen meistern

Wesel · Die Veranstaltung zum Internationalen Frauentag im proppenvollen Ratssaal drehte sich um interessante Lebensgeschichten und Schuhe.

 Der Film, der im Ratssaal gezeigt wurde, berichtete auch über Brigitte Siebert (vorne, l.), die Ende der 70er Jahre in Berlin Lehrerin von Christiane F. war.

Der Film, der im Ratssaal gezeigt wurde, berichtete auch über Brigitte Siebert (vorne, l.), die Ende der 70er Jahre in Berlin Lehrerin von Christiane F. war.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Zeigt her eure Füße! Beim Empfang zum Internationalen Frauentag stand am Samstag im Ratssaal etwas ganz und gar Selbstverständliches im Mittelpunkt: der Schuh. Unglaubliche Erkenntnisse über Fußkleider präsentierte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Ötzi beispielsweise trug vor 5300 Jahren ein Modell aus Bärenleder mit kuscheligem Heupolster. Die Mayas schütteten sich lieber Kautschuksaft direkt auf ihre Füße. Schuh muss sein. Kein Wunder: 2500 Tonnen Gewicht (= vier ICE-Züge) tragen durchschnittliche Füße pro Tag. Schuhe müssen zum Leben passen – und manchmal muss man neue Wege gehen.

Die gelungene, kurzweilige Veranstaltung im Rathaus hatten Heike Kemper (Gleichstellungsstelle) und ihr Team organisiert. Die ehemalige SWR-Kamerafrau Gabriele Kremer stellte einen Film vor, in dem sechs Weseler Frauen über ihre wechselvolle Lebensgeschichte und die ebenso unspektakuläre wie bewundernswerte Weise, wie sie Klippen meisterten, sprechen: Anja Weinberg, die zur erfolgreichen Holzbildhauerin umsattelte, weil sie sich nach ihrer Scheidung durch Kunst auszudrücken lernte. Sie tauschte High Heels gegen Arbeitsschuhe. "Was man sich vorgenommen hat, schafft man auch", versicherte sie.

Herta Böttner, die aus der Nähstube aufbrach in die Welt der Schausteller und schon als junge Frau lernen musste, sich in einer Männerdomäne durchzusetzen. Oder die zarte, 1,50 Meter große Pädagogin Brigitte Siebert, die sich bei ihrer ersten Stelle mutterseelenallein in Berlin 50 Hauptschülern gegenübersah. Ein schwieriges Milieu! Zu ihren Schülerinnen gehörte auch die drogenabhängige Christiane F..

Schuhe bieten Schutz, doch sie stehen auch für Absichten. Der Schuhdesigner Christian Louboutin jedenfalls konzipiert seine Modelle nicht fürs Laufen: "Ein Schuh ist Spielzeug, Waffe, Verführung und das schönste weibliche Accessoire". Da hakte Kabarettistin Katrin Wiedmann mit ihrem heiter-ironischen, selbstbewussten Programm "Frauensachen" ein. In goldenen Pumps sang sie: "Ich bin die Frau deiner Träume". Ihre roten sagten: "Heute soll es Leidenschaft sein!" und die mit den 10-Zentimer-Absätzen ("Beine bis zum Himmel!") sollten im weiblichen Konkurrenzkampf siegreich hervorgehen.

Gut kam auch die Talkrunde mit der Sozialpädagogin Anne Kolkmann (Bequemschuhe) an, die heute den "Regenbogen" in Blumenkamp führt und sich unermüdlich für das SEKA-Projekt (Hilfe für kriegstraumatisierte Frauen und Kinder in Kroatien) einsetzt. Ihr Gegenpol: Cornelia Haßler, Freundin frecher, roter Pumps und Inhaberin des Müller's am Kornmarkt, die mit ihrer Familie ein Jahr in den USA verbracht hat. Christiane Hetzel, die als Lehramtsstudentin ins Hotelfach wechselte und als Chefin des Tannenhäuschens "voll und ganz aufgefressen vom Geschäft" mit Mitte vierzig noch eine Zwillingsschwangerschaft im Liegen durchstand, machte abschließend Mut: "Eigentlich sind wir alle mal in neuen Schuhen unterwegs gewesen. Man muss nur seinem Herzen folgen."

(RP)
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