Nikolaustag Stiefel brauchen die richtige Pflege

Monheim · Der Nikolaustag steht vor der Tür und mit ihm die frisch geputzten Stiefel zahlreicher Kinder. Doch woher kommt der Brauch eigentlich? Und wie funktioniert das richtige Schuhputzen in Zeiten von Sneaker & Co?

 Stiefel für den Nikolaus? Schuhmachermeister Jürgen Prinz aus Monheim zeigt, wie man Schuhe richtig pflegt. Je nach Art des Leders gibt es die richtigen Mittel.

Stiefel für den Nikolaus? Schuhmachermeister Jürgen Prinz aus Monheim zeigt, wie man Schuhe richtig pflegt. Je nach Art des Leders gibt es die richtigen Mittel.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Jürgen Prinz zählt zu den wenigen Schuhmachermeistern, die heute noch einen Schumacherladen betreiben. „Viele reine Schuhmacherbetriebe sind ausgestorben, weil kaum noch Kunden Schuhe in Reparatur geben. Heute von der Schuhmacherei allein zu leben, ist sehr schwierig.“

Neben seinem Geschäft „Schuhtechnik Prinz“ an der Krischerstraße führt der Monheimer auch noch ein Geschäft in Leverkusen. Sowohl der Verkauf und die Reparatur, als auch die Maßanfertigung von Schuhen zählen zur Arbeit des gelernten Orthopädieschuhmachers. Als Mann vom Fach kennt auch er den Brauch vom Nikolausstiefel.

Seit dem Mittelalter stellen Kinder traditionell in der Nacht zum 6. Dezember ihre Stiefel vor die Tür, um sich von Nikolaus beschenken zu lassen. Der Legende nach verteilte der Bischof Nikolaus von Myra im 4. Jahrhundert sein Geld an die Armen. Einst soll er einer Familie in drei aufeinander folgenden Nächten Goldklumpen durch das Fenster geworfen haben. Inspiriert von seiner Großzügigkeit entstand der Brauch, Kindern am Nikolaustag Geschenke zu geben.

Ursprünglich wurden diese – wie es einst der Heilige Nikolaus tat – geworfen. Damit jedoch auch kleinere und jüngere Kinder die Chance hatten, Geschenke zu bekommen, wurden sie später in große Stiefel und Socken gesteckt. Seitdem stellen Kinder ihre Stiefel in der Nacht auf den 6. Dezember vor die Tür, damit Nikolaus sie befüllt. Besonders brave Kinder, die ihre Schuhe ordentlich säubern, werden dabei extra großzügig belohnt. Soweit die Theorie.

In der Praxis tragen Kinder heute jedoch kaum noch richtige Stiefel. Insbesondere bei Jungen gehe der Trend zu sportlicheren Schuhen, so der Schuhmacher. Dabei seien Stiefel besonders bei Regen praktisch. „Für das Wetter sind die optimal. Wenn die dann noch einen Gore-Tex-Schutz haben, gibt es keine nassen Füße.“

Doch wie pflegen Kinder ihre Nikolausschuhe am besten? Die Antwort ist von Schuh zu Schuh unterschiedlich. „Das Obermaterial eines vernünftigen Schuhs ist aus Leder. Genau wie unsere Haut braucht das Pflege. Dafür gibt es je nach Art des Leders ganz viele Mittel: Nässeschutz, Pflege, Glanzmittel“, so der Schuhmacher. Ein Kinderschuh, der regelmäßig getragen wird, sollte wöchentlich gepflegt werden. „Ein Wanderschuh wird natürlich mehr beansprucht als ein Straßenschuh. Da wird viel mit Bienenwachs gearbeitet, das schön ins Leder einzieht.“ Auch bei der Schuhcreme gebe es Unterschiede. „Wir legen Wert darauf, eine Schuhcreme zu nehmen, die den Schuh atmen lässt.“

Doch nicht nur Lederschuhe freuen sich über regelmäßige Reinigung. Auch Sneaker aus Stoff können ihren Träger jahrelang begleiten, wenn man gut auf sie Acht gibt und typische Fehler vermeidet. „Ganz oft kommen Kunden hierher zur Reparatur, weil sie Stoffschuhe in die Waschmaschine gesteckt haben und sich die Sohle gelöst hat. Das sollte man nicht tun, weil der Klebstoff nicht unbedingt mit dem Waschpulver, also der Lauge, harmoniert. Dann verzieht sich so ein Schuh.“ Stattdessen empfiehlt er die Reinigung mit Putzmittel und Lappen. „Dann aber nicht unter die Heizung stellen“, warnt der Schuhmachermeister. Das gelte sowohl für Stoff- als auch für Lederschuhe. Der Profi-Tipp: „Mit Zeitung ausstopfen und langsam trocknen lassen.“

Wenn sich doch mal eine Naht löst oder der Absatz hinüber ist, muss das nicht direkt das Aus für den Schuh bedeuten. „Leider wissen viele Menschen nicht, dass man fast jeden Schuh reparieren kann. Auch einen günstigen für 49,90 Euro, bei dem der Absatz nach einem Jahr abgelaufen ist“, sagt Prinz.

Durch jüngere Generationen sieht er aber einen Wandel kommen. „Das geht damit los, dass sich die Schuhindustrie seit letztem Jahr auf Nachhaltigkeit umstellt. Besonders die jüngeren Leute legen da viel Wert drauf. Das kommt der Schuhreparatur zu Gute.“ Jürgen Prinz hofft, dass künftig mehr Wert auf einen qualitativ guten Markenschuh gelegt wird: „So 150 bis 300 Euro werden da schon ausgegeben.“

Mit einem Aufschwung in der Maßanfertigung rechnet er aber nicht. „Ein handgearbeiteter Schuh braucht ungefähr tausend Hammerschläge“, sagt Prinz. Der enorme Zeitaufwand für die Handarbeit koste Kunden bei qualitativ hochwertigen Materialien heutzutage rund 1300 Euro oder mehr.

Einen Tipp für alle Kinder hat Jürgen Prinz noch: „Der größte Stiefel, den ich je zur Reparatur hatte, der reichte mir das ganze Bein hoch.“ Das sei ein Gardestiefel aus der Domstadt Köln gewesen. „Diese Stiefel gehen fast bis zur Leiste. Wenn sie gefüllt sind, dann haben wir wirklich genug Süßigkeiten.“ Ein perfekter Nikolaus-Stiefel also.

(lauw)
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