Wesel Fernziel Berufspolitiker

Wesel · Weil er vom Wahlprogramm seiner Partei absolut überzeugt ist, hat sich Holger Mrosek als Bundestagskandidat der Grünen aufstellen lassen. Als Abgeordneter in Berlin grüne Politik zu machen, damit rechnet der 38-Jährige nicht.

HÜNXE Als er vom Kreisvorstand seiner Partei gefragt wurde, ob er als Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen für den Bundestag kandidieren wolle, besprach Holger Mrosek sich zuerst mit seiner Frau. Dann fasste er den Entschluss, im Wahlkreis Wesel I als grüner Kandidat anzutreten. Und dies, obwohl er realistisch betrachtet nicht davon ausgeht, dass nach dem Wahlsonntag Berlin sein neuer Arbeitsort sein wird. Damit dies Realität werden würde, müsste der 38-jährige Diplom-Sozialwissenschaftler, der bei der Stadt Dinslaken beschäftigt ist, in seinem Wahlkreis direkt gewählt werden, da er nicht über einen Listenplatz abgesichert ist. Weil er felsenfest vom Wahlprogramm seiner Partei überzeugt ist und für die Grünen arbeiten will, hat Holger Mrosek sich als Kandidat aufstellen lassen. Zwei Prozentpunkte hinzuzugewinnen hält er durchaus für machbar.

Während seines Wahlkampfes, bei dem er viel im Kreis Wesel herumgekommen ist und die Gelegenheit nutzte, sich mit vielen Menschen zu unterhalten, hat Holger Mrosek "Blut geleckt", wie er selbst sagt. Seine Kandidatur soll keine Eintagsfliege bleiben, er will weitermachen und hat "das Berufsfeld des Politikers" für sich entdeckt. Inzwischen betrachtet er seinen "Wahlkampf als Tour, um sich bekannt zu machen und zu empfehlen". Als langfristige Perspektive kann sich der Grüne vorstellen, sich um einen Sitz im Düsseldorfer Landtag zu bewerben. Denn die Politik ist sein neues Berufsziel. In jedem Fall will er weiter in der politischen Arbeit aktiv sein. Denkbar ist daher für ihn auch, eine Tätigkeit an der Schnittstelle Verwaltung und Politik zu übernehme – beispielsweise die Leitung eines Dezernats innerhalb einer Verwaltung.

Angesichts von Finanz-, Klima- und Generationenkrise hat grüne Politik nach Einschätzung von Holger Mrosek nichts von ihrer Wichtigkeit verloren, eher noch an Bedeutung zugenommen. Mit Schrecken blickt er auf den Finanzsektor und erkennt viele Versäumnisse. "Die Banken fangen wieder an zu zocken", sagt der Grüne und macht sich dafür stark, "das Finanzcasino zu schließen." Er plädiert für eine effektive Finanzaufsicht, einen Finanzmarkt-TÜV, das Trockenlegen der Steueroasen und die Begrenzung der Managergehälter. Zudem fordert er, "die in die Verantwortung zu nehmen, die uns in die Krise geführt haben". Als seinen Schwerpunkt nennt Mrosek den Bereich Jugend und Soziales. In seiner Freizeit und auch in seinem Beruf als kommunaler Sozialplaner der Stadt Dinslaken engagiert sich der 38-Jährige, der Vater eines vierjährigen Sohnes ist, für den Nachwuchs, bietet beispielsweise Antiaggressionstraining für Schüler an. "Mit Kindern zu arbeiten, das macht einfach Spaß", sagt Holger Mrosek. Der gebürtige Dinslakener zog mit vier Jahren nach Voerde und ging dort zur Schule. Nachdem er das Gymnasium absolviert und sein Abitur gemacht hatte, studierte er. Ursprünglich wollte Mrosek Lehrer werden, doch dann machte er seinen Abschluss als Diplom-Sozialwissenschaftler.

(RP)
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