Wesel Piraten-Partei: "Wir sind gut für fünf Prozent"

Wesel · "Piraten-Wesel" heißt schlicht ihre Mail-Adresse. In der Kreisstadt waren die Aufständischen gegen die "Internet-Zensur", die sich als Verteidiger der Bürgerrechte sehen, schon früh aktiv. Ihr Bundestags-Kandidat im Wahlkreis Wesel 114 ist Rudolf Lörcks, mit eineinhalb Jahren Parteimitgliedschaft in der Piraten-Partei gilt er schon als Urgestein.

In Wesel hat sich vor längerem ein Stammtisch gebildet, der sich bei jedem Treffen vergrößert. "Wesel ist die Zentrale geworden, der Stammtisch mit über 20 Mitgliedern ist im Wahlkreis am größten", sagt Tobias Stephan (35), Weseler IT-Unternehmer mit Firmensitz in Brünen.

Zu Lasten von FDP und Grünen?

Der Zulauf der Sympathisanten sei immer stärker geworden, das Quo Vadis an der Friedenstraße, wo immer mittwochs um 20 Uhr Piraten-Treff ist, bald zu klein. Auch Moerser Piraten gibt es seit kurzem mit freundlicher Unterstützung aus Wesel. Einige Wochen alt ist die zentrale Kreisorganisation "Stammtisch_Kreis_Wesel". Mit dem Kreis Kleve, Bocholt und Duisburg wird kooperiert. Wächst da eine neue politische Kraft? Stephan glaubt es, hält am 27. September drei Prozent für wahrscheinlich, fünf Prozent für "nicht undenkbar".

Die FDP, auch die Grünen könnten unter der neuen Konkurrenz leiden. Bei der Europawahl haben die schwedischen Piraten mit sieben Prozent aus dem Stand vorgemacht, welches Potenzial die Internet-Freiheitskämpfer haben. Bundesweit, so Stephan, habe die Piraten-Partei schon 8000 Mitglieder und sei damit siebtgrößte Partei in Deutschland. Politisches Einzel-Thema der nach eigenen Aussagen "IT-lastigen" Piraten-Szene ist das Internet. "Zensursula" von der Leyen und ihr Versuch, Kinderpornographie im Netz zu stoppen, gilt ihr als untauglich und Generalangriff auf die Freiheit online. Oder die drohende Kontenausspähung der US-Administration. Oder der Datenzugriff auf private PC's bei Terrorismus-Verdacht. Der Vorwurf an etablierte Parteien ist, durchs stets erweitertes Ausspähen Bürgerrechte auszuhebeln.

"Wir sind gegen Sperren im Internet. Kinderpornografie verhindert man nicht, wenn man Seiten sperrt", sagt Stephan. Auch das Terrorismus-Argument sei vorgeschoben, um dem Bürger Kontrollmechanismen zu verkaufen. Stephan: "Wir haben ein Rechtssystem, das ausreicht, sich zu wehren. Wir haben genug Schutz. Wir sind keine Spaß-Partei." An Info-Ständen bekomme man viel Zuspruch. Fazit: "Bei der nächsten Kommunalwahl sind wir dabei."

(RP/thh)
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