Hamminkeln Bürgermeister-Wahl wird Top-Thema

Hamminkeln · Walter Münnich, der ehemalige MIT-Chef und Begründer einer neuen Mittelstandsvereinigung, ist ein streitbarer Mann, wenn es um wirtschaftspolitische Entscheidungen in Hamminkeln geht. Was treibt ihn an?

 In der jüngsten Ratssitzung zeigten Walter Münnich (Mitte) und seine MIT-Mitstreiter massiv Präsenz. Tags darauf kündigten die Kritiker des städtischen Kurses der CDU die Freundschaft auf.

In der jüngsten Ratssitzung zeigten Walter Münnich (Mitte) und seine MIT-Mitstreiter massiv Präsenz. Tags darauf kündigten die Kritiker des städtischen Kurses der CDU die Freundschaft auf.

Foto: ekkehart Malz

Walter Münnich hat die Welt gesehen. Er war bis 1996 Vorstandsvorsitzender der Bocholter Flender AG, danach Firmensanierer und Investing Chairman (Aufsichtsratvorsitzender eines Finanzinvestors) und Etliches mehr. Seine Heimat ist überschaubar. Seit 1987 lebt er mit seiner Familie in Dingden. "Dingden ist sehr schön, ich bin hier richtig glücklich", sagt der 65-Jährige. Heute hat er die Freiheit, zu tun und zu lassen, was er will. Heißt: Neben der eigenen Firma für Industrie-Beteiligungen sitzt Münnich in sechs Aufsichtsräten, etwa bei Stiebel-Eltron, Isselburger Hütte oder bei der Severt Maschinenbau GmbH in Vreden.

In Hamminkeln ist er bekanntgeworden als Vorsitzender der CDU-nahen MIT (Mittelstandsvereinigung), der den wirtschaftspolitischen Kurs der Stadt mitgestalten wollte. Er fiel als rauer Rhetoriker auf, einer, der das verbale Schwert dem diplomatischen Florett vorzog und sich an der seiner Meinung nach verantwortungslosen Haushaltspolitik der Mehrheitsfraktion im Rat die Zähne ausbiss. Nach sechs Jahren Vorsitz und der letzten Ratssitzung mit der Entscheidung für satte Steuererhöhungen hat er die Brocken hingeworfen.

Einer wie Münnich verschwindet nicht einfach. Er macht weiter mit der neuen Pro Mittelstand Hamminkeln, nun nicht mehr an die CDU angedockt, sondern parteioffen - und mit der anstehenden Bürgermeister-Wahl als Thema Nummer eins. Was treibt den Wirtschaftsfachmann an?

Münnich ist agil, er ist unbeugsam, wenn er Entscheidungen für richtig befunden hat, er denkt strategisch, er ist beharrlich und besitzt Tatkraft. Aber er tut sich schwer mit kleiner Denkweise und damit, dicke Bretter zu bohren, und mit Widerständen, die in seinem langen Leben als Chef vielleicht so nicht vorkamen.

Langen Atem hat der Dingdener dennoch. Seinen Austritt und den seiner Mitstreiter aus der MIT sieht er als Tröpfchen, das das Fass zum Überlaufen gebracht hat, und als Folge langfristiger Versuche, den finanziellen Niedergang Hamminkelns zu stoppen. "Seit 2011 haben wir immer wieder Vorschläge gemacht, haben immer wieder gewarnt, dass die Rücklage nicht aufgebraucht werden darf. Man konnte einfach ausrechnen, wann das der Fall sein würde. Wir waren konstruktiv, doch passiert ist nichts", sagt Münnich.

Er sei in Monheim im Kreis Mettmann gewesen, wo die Gewerbesteuer nur so sprudelt und zwar durch Senkung, oder in Senden bei Münster, das als finanzpolitisches Muster in der Wüste notleidender NRW-Kommunen gilt. Die beiden Kommunen sind weit entfernt von den Einschränkungen eines Haushaltssicherungskonzepts, das Hamminkeln noch soeben vermeiden kann.

"Es geht also, man kann radikal umsteuern. An der Grundsteuererhöhung kommt man nicht vorbei, die wäre in Hamminkeln aber schon 2010/11 nötig gewesen", sagt Münnich. Dann hätte die Isselstadt heute zehn Millionen Euro mehr in der Bilanz - und Spielraum. 2014 legte dann die MIT intern in der CDU ein Papier für strukturelle Veränderungen vor. Das habe nichts bewirkt, was er auch auf die handelnden Personen zurückführt.

"An der Spitze hätte es Persönlichkeiten gebraucht, die es schaffen, das Ruder herumzuwerfen", sagt der 65-Jährige, der bekanntlich kein Freund des allseits beliebten Bürgermeisters Holger Schlierf ist. Die Gewerbesteuer ist nur eine Erfahrung. Vergleichbare Historien sieht Walter Münnich bei den Themen "Schnelles Internet" und "RAL-Zertifizierung". Das achtjährige Brachliegen des alten Sportplatzes an der Brüner Straße in Hamminkeln falle in dasselbe Verhaltensmuster.

Wie geht es weiter? Pro Mittelstand Hamminkeln will mächtig in die Bürgermeister-Wahl eingreifen. Die unverändert CDU-nahen Akteure wissen nicht, wen die Christdemokraten aufstellen. Dafür bietet die SPD aus dem Nichts einen wirtschaftlich profilierten Mann aus alter sozialdemokratischer Familie auf.

Bernd Romanski hat es bis in die Vorstandsetage des Essener Konzerns Hochtief gebracht, bevor die Übernahme durch die spanische ACS 2014 seine dortige Karriere beendete. Ein Mann eigentlich, der die örtliche Wirtschaft versteht und weiß, was sie braucht. Seine demnächst offizielle Kandidatur durch die SPD, die sich nicht gerade als treibende Wirtschaftskraft profiliert hat, spielt Pro Mittelstand in die Hände.

Das Thema Wirtschaft gewinnt an Kraft, es "droht" ein inhaltlicher Wahlkampf. Wie reagiert die CDU personell? Es kann eine gute, zukunftsstarke Debatte werden, in der Walter Münnich auch ohne starkes Vokabular Aufmerksamkeit erzielen kann.

(RP)
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