Wermelskirchen Hat das Theater eine Zukunft?

Wermelskirchen · Christel Reetz hat den Vorsitz des Kulturvereins übernommen, weil Friedhelm Becker aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Sie steht vor der schwierigen Aufgabe, auch jüngere Zuschauer ins Theater zu bringen.

Christel Reetz übernimmt als neue Vorsitzende des Kulturvereins von Friedhelm Becker ein gut bestelltes Feld. Gestern Abend wurde sie als neue Vorsitzende gewählt, nachdem Friedhelm Becker aus gesundheitlichen Gründen nach 16 Jahren seinen Rücktritt erklärt hatte.

Die Abonnement-Zahlen stimmen — aber Becker und Reetz wissen, dass sich dies schnell ändern kann. Christel Reetz steht nun vor der schwierigen Aufgabe, das Publikum zu verjüngen, damit das Theaterleben vor Ort nicht in ein paar Jahren regelrecht ausstirbt.

Das weiß die 65-Jährige, die sich zunächst Bedenkzeit erbat, als sie Becker für seine Nachfolge geworben hatte. "Ich habe aber das Glück, dass im Moment noch alles so bleiben kann. Friedhelm Becker hat eine hervorragende Arbeit geleistet, darauf kann ich aufbauen, aber ich trete in große Fußstapfen", sagt Christel Reetz der BM.

50 Prozent älter als 60 bis 70

Im Moment sehe es noch so gut aus im Abo-Verkauf, dass er sogar gefragt worden sei, ob man die Theaterkarten erben müsse, um überhaupt an Plätze zu kommen, berichtet Becker, gibt jedoch zu bedenken: "Die Altersstruktur im Publikum zeigt aber auf, dass in ein paar Jahren ein großer Einbruch stattfinden kann."

So seien nur etwa 30 Prozent der Theaterbesucher jünger als 40, etwa 20 Prozent zwischen 40 und 60, somit 50 Prozent über 60 mit dem Schwerpunkt ab 70 aufwärts. Die Abos, die im vergangenen Jahr frei wurden, seien allesamt wegen Krankheit und Tod abgemeldet worden. Um einer Überalterung entgegen zu wirken, sei vor drei Jahren der Versuch mit einem besonders kostengünstigen Jugend-Abo gemacht worden, erinnert Becker und sagt: "Das war aber ein Flop, wir haben nur fünf Jugend-Abos angesichts einer Gesamtzahl von etwa 650 Abos verkauft."

Christel Reetz ist in dieser Situation aber froh, dass sie kein absolutes Neuland im Kulturverein betritt und auf ein gutes Team zurückgreifen kann. Sie selbst fühlt sich ohnedies im kulturellen Bereich zu Hause, war viele Jahre Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses. Christel Reetz gehört auch zu den Gründungsmitgliedern des Kulturvereins und war im Programmbeirat für das Theater aktiv. Auch beruflich hat sie viel mit Kultur zu tun gehabt als stellvertretende Leiterin des Schul-und Kultturamtes der Stadt Monheim.

Sie wisse, dass dem Theater in Wermelskirchen finanzielle und technische Grenzen gesetzt seien, sagt Reetz. Nicht jedes Ensemble sei in die Realschulaula zu bringen. Das hat auch Friedhelm Becker erfahren: "Eine Pina Bausch wird es hier bei uns nicht geben, und wenn wir Klassiker angeboten haben, dann ist keiner gekommen", begründet er die bisherige Konzentration auf Boulevardstücke, die den meisten Publikumszulauf brachten.

(RP)
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