Wermelskirchen Ausbeutung in der Ogata?

Wermelskirchen · Unruhe herrscht in der neu eröffneten Offenen Ganztagsgrundschule (Ogata) Dabringhausen. Die beiden Küchen-Frauen haben aufgegeben, weil sie sich bei einem Stundenlohn von 5,80 Euro ausgebeutet fühlen.

„Wir haben den Job in der Küche nach einer Woche geschmissen. Hier herrscht das absolute Chaos, und wir werden ausgebeutet“, beschwert sich Petra Haase über die Zustände in der neu eingerichteten Offenen Ganztagsgrundschule (Ogata) Dabringhausen. Sie und die zweite Küchenkraft seien mit einem „Hungerlohn“ von 5,80 Euro pro Stunde von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bergisch Gladbach, dem Träger der Ogata, abgespeist worden.

„Natürlich war es ein Fehler, nicht vorher nach dem Lohn zu fragen“, räumt Petra Haase ein. Sie und ihre Kollegin seien aber davon ausgegangen, dass sie genauso entlohnt würden wie die übrigen Betreuer der Ogata: „Alle, die vorher schon bei der Stadt beschäftigt waren, bekommen weiterhin 9,20 Euro die Stunde. Es ist doch ungerecht, dass die Leute, die neu von der Awo eingestellt, werden nur 5,80 Euro bekommen. Es ist schließlich dieselbe Knochenarbeit, die alle von uns leisten“, betont Petra Haase. Auch sei die Küche bis heute nicht eingerichtet worden: „Wir haben sogar die Töpfe noch von zu Hause mitbringen müssen“, berichtet sie.

Betreuer bekommen mehr Geld

„Die Schule wird jetzt wohl den Pizzadienst anrufen, damit die Kinder etwas zu essen bekommen“, vermutet Petra Haase. Aber für sie sei trotz anfänglich großer Motivation allzu schnell die Ernüchterung eingetreten: „Ich koche eigentlich sehr gerne. Die Arbeit mit den Kindern machte auch Freude. Schließlich habe ich selbst drei Kinder.

Aber für einen solchen Hungerlohn lasse ich mich nicht ausbeuten, wenn dann auch die Rahmenbedingungen einfach nicht stimmen“, wirft sie der Awo vor. Für die Stadtverwaltung nahm Dezernent Jürgen Graef Stellung: Tatsächlich sei die Ogata in Dabringhausen noch nicht voll funktionsfähig. Es habe Bauverzögerungen wegen des Brandschutzes gegeben. Auch habe eine alte Buche beseitigt werden müssen, wobei die Belange des Naturschutzes berücksichtigt werden mussten. Graef rechnet damit, dass in Dabringhausen aber binnen ein bis zwei Wochen „alles im Lot“ sei. Zur Frage der Löhne könne er aber gar nichts sagen, da sei jetzt nur noch die Awo zuständig – und zwar sowohl für die neu angestellten, als auch für die von der Stadt übernommen Mitarbeiter. Awo-Geschäftsführer Werner Esser rechtfertigt die unterschiedliche Lohnzahlung für Küchen- und Betreuungskräfte in den Ogatas. „Alle unsere 40 Köchinnen in unseren Ogatas und Kindertagesstätten werden als geringfügig Beschäftigte bezahlt“, betont Esser.

Die Betreuungskräfte würden höher dotiert, mit 9,20 Euro, gibt er zu. Bei den Küchen müsse die Awo eben wirtschaftlich denken: „Das ist eine reine Kalkulationsfrage für uns, es kommen in den Küchen schließlich nicht nur die Personalkosten, sondern auch die Kosten für die Lebensmittelbeschaffung auf uns zu“, hebt der Awo-Geschäftsführer hervor.

(RP)
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