Wermelskirchen Appartements für Behinderte

Wermelskirchen · An der Friedrichstraße entsteht das "Waltraud-Kirchner-Haus" der Lebenshilfe. Neun Menschen mit Behinderung ziehen im September ein. Sie verwirklichen ein selbstbestimmtes Wohnen und Leben in eigener Wohnung.

Jürgen Löhmer steht an der Friedrichstraße und blickt zufrieden auf die Baustelle. Im September werden dort neun erwachsene Menschen mit Behinderung einziehen – als Mieter haben sie sich frei für diese Wohnform entschieden. Es ist kein Wohnheim, sondern ein Appartementhaus. Gebaut zwar von der Lebenshilfe Rhein-Wupper, aber "es ist ein ganz normales Wohnhaus". Darauf legt der Vorsitzende des Vereins, Löhmer, besonderen Wert. Und ist auch stolz darauf.

Das Haus wird einen Namen tragen: Waltraud-Kirchner-Haus der Lebenshilfe. Denn die 2009 verstorbene Wermelskirchenerin hat in ihrem Testament die Lebenshilfe als ihre Alleinerbin eingesetzt. Eine riesige Überraschung für alle. Die Viertelmillion Euro ist das Eigenkapital für das 1,1 Millionen Euro teure Projekt gewesen.

"Für uns ist es ein Meilenstein"

Jürgen Löhmer hätte noch gern höher gebaut. Doch denkmalgeschützte Gebäude in der Nachbarschaft waren das Maß der Dinge. Der Denkmalpfleger redete denn auch bei der Fassadengestaltung mit. So gibt es einen lindgrünen Putz; nur am Eingangsbereich ist eine Holzfassade aus nordischer Esche.

Wer vor dem Gebäude steht, sieht als erstes den Turm. Dort ist der Fahrstuhl untergebracht, der vom Keller bis in den zweiten Stock die künftigen Bewohner wie auch die Besucher bringt. Das Haus ist behindertengerecht durchgeplant: Das reicht von selbst öffnenden Türen bis zu der ebenerdigen Zugängen der Balkone. So können Rollstuhl- oder Rollatorfahrer ohne Probleme diese Annehmlichkeiten nutzen. "Für uns ist es ein Meilenstein, das wir so ein Haus anbieten können", sagt Löhmer voller Vorfreude auf die Einweihung. Am liebsten würde er schon wieder ein nächstes planen, doch leider fehlt dafür das Geld.

Vereinsamung entgegenwirken

Wichtig ist für den Lebenshilfe-Vorsitzenden, dass Behinderten – mit geistiger oder mehrfacher Behinderung – eine unabhängige Lebensführung und die Einbeziehung in die Gemeinschaft ermöglicht wird. Dass sie eben eigenständig wählen können, wie sie wohnen wollen und nicht verpflichtet werden, in einer besonderen Wohnform zu leben. Dieser Gedanke der UN-Rechtskonvention wird mit dem künftigen Waltraud-Kirchner-Haus verwirklicht. "Diese Selbstbestimmungsmöglichkeit gibt es noch nicht in Wermelskirchen", weiß Löhmer. So legte er großen Wert darauf, dass das Haus in einem gewachsenen Wohnumfeld mit Mehrfamilienhäusern ähnlicher Größe integriert ist. "Der Dazugehörigkeitsgedanke ist mir sehr wichtig. Wir wollen Vereinsamungsschwierigkeiten entgegen wirken, die häufig dadurch entstehen, dass Menschen in einem Wohnumfeld leben, in dem ihnen die Pflege sozialer Kontakt sehr schwer fällt." So können die Mieter in ihren Wohnungen ambulant betreut werden, durch die Innenstadtnähe können sie aber auch am Leben teilhaben.

Bisherige Berichterstattung unter www.rp-online.de/wermelskirchen

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort