Wegberg Jugend aktiv in den Karneval einbinden

Wegberg · Die Mobile Redaktion der Rheinischen Post traf gestern an der Wegberger Eisbahn die regionalen Dachverbände des Karnevals. Die Frage, ob die Gesellschaften ernste Nachwuchsprobleme haben, stand im Mittelpunkt der Diskussion.

Die Zeiten haben sich geändert. Auch der Karneval bleibt von den Entwicklungen nicht verschont. Dass sich Menschen selbstverständlich in Vereinen engagieren — diese Zeiten sind vorbei. Doch wie sieht die Zukunft aus, besonders in den Karnevalsgesellschaften, die in der Region einen wichtigen Beitrag zur Brauchtumspflege leisten? Droht dem Karneval eine Krise, weil der Nachwuchs fehlt? Das war das Thema gestern in Wegberg an der Eisbahn, die RP war mit der mobilen Redaktion vor Ort und nutzte die Gelegenheit zum Gespräch, denn die Vereinigung der Karnevalsgesellschaften der Erkelenzer Lande (VKEL) veranstaltete gestern erstmals die Kreismeisterschaften im Bierkasten-Curling. Mit den Karnevalisten sprachen Redaktionsleiter Andreas Speen und Redakteur Michael Heckers.

Auch Reiner Spiertz, Präsident des Verbandes der Karnevalsvereine Aachener Grenzlandkreise (VKAG), gesellte sich zu den Aktiven der VKEL. Er hat eine klare Haltung zu der Frage, ob die Zukunft des regionalen Karnevals bedroht ist. "Nein", sagte er mit Überzeugung. "Natürlich leben die Gesellschaften nicht außerhalb der Welt", unterstrich er. Aber er nannte positive Beispiele, wie der Verband dem Trend entgegensteuert. Etwa vor zehn Jahre habe man begonnen, einen Rednerwettbewerb für Kinder und Jugendliche zu etablieren. Hier habe sich das Engagement ausgezahlt. Heute seien es bis zu zehn Teilnehmer, die mitmachen. "Dafür sind aber auch engagierte Erwachsene nötig", so Spiertz. Und: Man müsse den karnevalistischen Nachwuchs aktiv einbinden. "Die jungen Leute dürfen dabei auch Fehler machen, denn daraus lernen sie."

Die Frage, ob es ein guter Weg sei, mit Schulen zu kooperieren, beantwortete Bernd Heiss, Vorsitzender der VKEL und Vizepräsident des VKAG, so, dass dieses Vorhaben schwierig sei, umzusetzen. Viel mehr Potenzial sieht er in der Tatsache, den karnevalistischen Tanzsport zu fördern, in dem man über eine Mitgliedschaft im Landessportbund nachdenken solle.

Olaf Wabbals, Jugendobmann und Leiter der Grenzlandjugend im VKAG, sah die Sache etwas anders, denn in seinem Wohnort gebe es eine Schule, die seit vielen Jahren eigenständig eine Karnevalssitzung vorbereitet. Das Programm gestalte sich zwar anders als das in althergebrachten Sitzungen, "doch die jungen Leute haben sehr viel Spaß daran". Für ihn ist das ein Ansatzpunkt, der verfolgt werden müsse. Damit einher geht eine Veränderung der Bühnenkultur. Man war sich einig, dass Brauchtum ohne Tradition nicht möglich sei.

Wegbergs Stadtprinz Leo I. (Backhaus) betonte, dass die Jugendarbeit in den Gesellschaften auf unterschiedliche Art gehandhabt werde. "Dabei ist es enorm wichtig, den Kontakt zur Jugend nicht zu verlieren. Jeder Verein muss dabei seinen eigenen Weg finden, mit der Thematik umzugehen." Unterdessen freute sich Bürgermeister Reinhold Pillich über die Präsenz der Karnevalisten in Wegberg: "Karneval und Wegberg — das gehört zusammen."

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