Ausstellung Ein Blick in Süchtelns strahlende Zukunft

Süchteln · Wie kann Süchteln attraktiver werden? Zwei Jahre lang haben die Einwohner darüber gesprochen. Jetzt sind die Pläne fertig und die Förderanträge raus. Eine Ausstellung zeigt, wie das Süchteln der Zukunft aussehen könnte

 Bereits im Herbst will die Stadt ein „Hof- und Fassadenprogramm“ auflegen. Eigentümer, die ihre Immobilie in Schuss bringen, können auf Fördergelder hoffen. 

Bereits im Herbst will die Stadt ein „Hof- und Fassadenprogramm“ auflegen. Eigentümer, die ihre Immobilie in Schuss bringen, können auf Fördergelder hoffen. 

Foto: Jürgen Schröder

New York hat’s gut. New York hat einen Slogan, den man weltweit kennt. „The City that Never Sleeps.“ Einst gesungen von Liza Minelli. Hat niemanden interessiert. Bis Frank Sinatra ihren Song coverte: „New York New York“. Seitdem ist New York die Stadt, die niemals schläft.

Süchteln ist nicht New York (47 Millionen Touristen im Jahr könnte das Städtchen auch schwerlich verkraften). Manchmal schläft Süchteln auch. Aber immerhin, ein Leitbild, einen Slogan, so etwas hat Süchteln jetzt auch: „Süchteln – meine Stadt im Grünen“ heißt er, und wenn New York der „Big Apple“ ist, dann ist Süchteln vielleicht so etwas wie der „Little Apple“. Grün. Lebenswert. Gesund. Pittoresk.

Menschen sitzen an diesem wunderbar lauen Sommerabend in den Rattanstühlen vor den Restaurants, die letzten Strahlen der Sonne scheinen aufs Pflaster, Vögel zwitschern und die Turmuhr von St. Clemens läutet. Sorry, New York, so bist du nirgendwo!

 Bei der Ausstellungseröffnung in der Königsburg: Auf Plakaten sind die geplanten Maßnahmen für die Innenstadt zu sehen. Friedhelm Rath zeigt mit dem Finger auf die verbesserte Anbindung des Parkplatzes am St.-Florian-Platz. „Hier in Süchteln tut sich was!“ 

Bei der Ausstellungseröffnung in der Königsburg: Auf Plakaten sind die geplanten Maßnahmen für die Innenstadt zu sehen. Friedhelm Rath zeigt mit dem Finger auf die verbesserte Anbindung des Parkplatzes am St.-Florian-Platz. „Hier in Süchteln tut sich was!“ 

Foto: Martin Röse

Und trotzdem machten sich die Süchtelner vor zwei Jahren auf, Ideen für ein noch besseres Süchteln zu sammeln. Einen Plan für die Zukunft zu schmieden. Oder, wie es im fruchtig-grauen Beamtendeutsch heißt: ein „Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Viersen-Süchteln“ zu entwickeln. Stadtteilentwicklungskonzept ist ein sehr langes Wort, es hat sieben Silben, genau so viele wie „Wurzelbehandlungsaua“ – aber es tut weniger weh. Und im Idealfall sind, wie bei der Wurzelbehandlung, im Anschluss die Schmerzen verschwunden.

Vor zwei Jahren war es der letzte Lebensmittelmarkt im Ortskern, der verschwunden war, die Leerstände der Geschäfte nahmen zu, es gab städtebauliche Missstände (der Busbahnhof stammt zum Beispiel aus einer Zeit, als noch nicht mal Lza Minelli „New York New York“ sang – und er hat sich weniger verändert als die Minelli), und an der einen oder anderen Stelle waren Gebäude in einem durchaus schlechten Zustand. Das schmerzte viele Süchtelner.

Und dann ging’s los: Die Einwohner diskutierten über die Schwächen, aber auch über die Stärken ihres Stadtteils, in der „Werkstatt Innenstadt“ wurde über die möglichen Nutzungen des St.-Florian-Platzes diskutiert („bitte die Feuerwache erhalten!“), auch die Ideen und Anregungen von Jugendlichen von Haupt- und Realschule wurden aufgenommen. „Die Resonanz war überdurchschnittlich gut“, sagt Joachim Sterl. Er kann das beurteilen, weil er Chef des Stadtplanerbüros Postwelters & Partner ist und solche „Werkstätten“ für zahlreiche Städte und Gemeinden organisiert und Stadtentwicklungskonzepte ersinnt. An diesem lauen Sommerabend steht er mit rund 30 Süchtelnern zusammen in der teilrenovierten „Königsburg“. Auf großen Plakaten sind die Kernpunkte des „Stadtteilentwicklungskonzeptes“ aufgeschrieben. Diese Plakate hängen auch in den Süchtelner Filialen von Sparkasse Krefeld und Volksbank Viersen. Menschentrauben bilden sich vor den verschiedenen Plakaten. Auf einem ruht der Zeigefinger von Friedhelm Rath. Seit drei Jahren ist er Nachtwächter des Stadtteils. „Aber ich wohne hier schon immer.“ Er blickt auf die Planung für den St.-Florian-Platz. „Das gefällt mir gut, hier die verbesserte Anbindung des Parkplatzes“, sagt er. Und fügt hinzu: „In Süchteln tut sich jetzt was.“ Also. Das hoffe er zumindest.

Die Technische Beigeordnete Beatrice Kamper ist auch da. „Die Förderanträge sind raus“, berichtet sie. Bis Jahresende soll die positive Rückmeldung vorliegen. „Dann können Anfang 2019 die ersten Baumaßnahmen starten.“  

Aber schon vorher soll’s losgehen: Ab Herbst will die Stadt eine Sanierungsberatung anbieten, ein „Hof- und Fassadenprogramm“ auflegen (es gibt Fördergelder als Investitionsanreiz) und ein Innenstadtmanagement aufsetzen. Harald Droste, Fachbereichsleiter Stadtplanung: „Wie in Dülken und in der Südstadt soll ein Kümmerer im Stadtteil vor Ort sein, der als direkter Ansprechpartner dient und Projektideen mit den Bürgern entwickelt und umsetzt.“

Die baulichen Maßnahmen sollen 2019 mit einer „Qualitätsoffensive Fußgängerzone“ beginnen. So soll der Platz am Weberbrunnen neu gestaltet werden, zudem ist ein Lichtkonzept für bedeutende Gebäude und Fassaden geplant. Baumbeete und Grünflächen sollen „qualitätsvoll und einheitlich“ neu gestaltet werden, Bürger können sich auf eine „ansprechende und bequeme Stadtmöblierung“ freuen.

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