Lokalsport Dreiband-Billard in Viersen trotz WM nicht gefragt

Viersen · Die Dreiband-Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften ist ein Höhepunkt im Terminkalender der Stadt Viersen. Doch trotz der hochkarätigen Veranstaltung hat kein Verein in der Kreisstadt diese Disziplin im Angebot.

Lokalsport: Dreiband-Billard in Viersen trotz WM nicht gefragt
Foto: Isenbart, Thorben

Fünf Pool- und drei Snookertische stehen in dem spärlich beleuchteten Vereinsheim der Billardgemeinschaft Viersen (BGV) in Willich-Anrath. Einen Karamboltisch sucht man hier allerdings vergeblich. Und das, obwohl bereits seit 1990 jedes Jahr die Mannschafts-Weltmeisterschaft im Dreiband-Billard in der Viersener Festhalle über die Bühne geht. Die Veranstaltung lockt seit jeher die Elite der Sportart nach Viersen und ist ein Werbeträger für die Stadt. Die nächste WM wirft schon ihre Schatten voraus, sie steht vom 18. bis 21. Februar wieder auf dem Plan.

Dass überhaupt ein Event von solchem Format in der Festhalle zu sehen ist, ist zum großen Teil der Firma Hannen aus Mönchengladbach zu verdanken. Diese war Hauptsponsor des Deutschen Billard Bundes (DBB), dem Vorgänger der heutigen Deutschen Billard Union (DBU). Gemeinsam wollten sie am Standort der Firma eine herausragende Veranstaltung für den Präzisionssport auf die Beine stellen. Nach einigem Hin und Her einigten sie sich schließlich auf die Festhalle in Viersen, weil sich die bereits zuvor "mit einem ähnlichen Wettbewerb für diese Aufgabe profilieren konnte", berichtet Willi Zerres, früher bei der Stadt für die WM-Organisation verantwortlich und inzwischen Leiter der Abteilung Liegenschaften. 1989 wurde in Viersen zunächst die Dreiband-Europameisterschaft ausgerichtet. Dies gelang so gut, dass mit dem Deutschen Billard Bund schließlich ein Fünf-Jahres-Vertrag ausgehandelt wurde, in dem sich der DBB dazu verpflichtete, mindestens eine herausragende Billard-Veranstaltung pro Jahr in Viersen auszurichten. "So hat sich die Stadt nach und nach zum Wimbledon des Dreiband-Sports entwickelt", erklärt Zerres.

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass es in Viersen keinen einzigen Verein gibt, bei dem Dreiband-Billard gespielt werden kann. "Leider fehlt einfach das Interesse, deshalb haben wir auch keinen Karamboltisch aufgestellt", sagt Bernd Kemkowski, 2. Vorsitzender der Billardgemeinschaft Viersen. So weit er sich erinnern kann, gab es in den vergangenen zehn Jahren gerade mal einen Interessenten, der nach Dreiband-Billard gefragt hat. Dafür hat sich neben dem Pool-Billard die Disziplin Snooker, sicher auch dank der Fernsehpräsenz, sehr gut entwickelt. Die BGV hat ihr Angebot sogar ausgebaut. Der Verein hat knapp 40 feste Mitglieder, außerdem lösen viele Freizeitspieler ein Tagesticket. "Wir würden während der Dreiband-WM gerne einen Tisch aufstellen, aber die Anschaffung ist sehr teuer. Finanziell ist es uns zu riskant, das einfach mal auszuprobieren", beklagt Frank Wilde, Kassierer der Billardgemeinschaft. "Es ist auch immer die Frage, wie viele letztendlich dabei bleiben", pflichtet ihm Kemkowski bei. Einer, der dabeigeblieben ist, ist Tom Löwe. Der junge Nettetaler kam über seinen Vater und die Billardfreunde Lobberich zum Dreiband, doch bei der WM in Viersen holte er sich über viele Jahre Motivation und Inspiration. Inzwischen gehört er zu den hoffnungsvollsten Talenten in Deutschland.

Dass Dreiband-Billard in Viersen abgesehen von der WM keine Rolle spielt, war auch ein Grund dafür, dass der Stadtrat im Vorjahr den städtischen Zuschuss an die DBU von 12 270 Euro strich und eine Fortsetzung der WM in Viersen lange auf der Kippe stand. Erst als die Sparda Bank als Sponsor einsprang, war die Zukunft des Turniers bis 2018 gesichert.

(RP)
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