Schwalmtaler angeklagt Gutachter: Unfallfahrer fuhr mindestens 102 km/h

Schwalmtal/Mönchengladbach · Nach dem tödlichen Unfall in Mönchengladbach sagte im Raserprozess am Freitag der Gutachter aus.

Zum Zeitpunkt der Kollision soll der junge Schwalmtaler mindestens 75 km/h, kurz davor mindestens 102 km/h gefahren sein. Diese Zahlen nannte der Sachverständige im Zusammenhang mit dem Unfall auf der Fliethstraße in Mönchengladbach, der im Juni 2017 zum Tod eines Fußgängers führte.

Der Gutachter sichtete mehr als 200 Bilder einer Baustellen-Überwachungskamera und Videoaufnahmen, die ein Zeuge aus seinem Auto fertigte, fuhr drei beteiligte Autos auch auf der Strecke. Aus diesen Erkenntnissen sowie Unfallspuren am Auto und auf der Straße konnte er das Geschehen rekonstruieren. Am Freitag stellte er seine Erkenntnisse im Prozess vor dem Landgericht in Mönchengladbach vor.

Zwei junge Männer sind wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs angeklagt, der Unfallfahrer aus Schwalmtal zusätzlich wegen fahrlässiger Tötung. Ein 26-jähriger Willicher muss sich zudem wegen Unfallflucht verantworten. Bei der Untersuchung seines Autos wies das Steuergerät laut Gutachter Spuren einer Demontage auf, ein Auslesen zeige eine kurze Unterbrechung am Samstagabend.

Ein Foto der Baustellenkamera zeigt, dass beide Fahrzeuge der Angeklagten 2,1 Sekunden vor dem Unfall jeweils ganz auf ihrer Spur fahren, der Unfallwagen im Gegenverkehr. Ein Ausweichen des schwarzen Seat sei nicht zu beobachten, erläuterte der Gutachter. Der Fußgänger sei mindestens zwei Sekunden und aus mindestens 40 Metern Entfernung erkennbar gewesen. Eine Sekunde reiche, um ein Fahrzeug abzubremsen: „Bei einer Vollbremsung des schwarzen Seat nach Erkennen des Fußgängers kann man die Mindestgeschwindigkeit zu diesem Zeitpunkt mit 102 Stundenkilometern beziffern.“ Diese könne auch höher gewesen sein, stelle lediglich die Untergrenze bei normalem Reaktionsvermögen dar.

Auf Nachfrage der Kammer erklärte der Sachverständige, dass ein Zusammenstoß auch bei einer bereits deutlich erhöhten Geschwindigkeit von 75 km/h – auf der Fliethstraße ist Tempo 40 erlaubt – vermeidbar gewesen wäre, da der Wagen damit erst später im Gefahrenbereich des Fußgängers gewesen wäre. Ein Video zeige zudem, dass der Fußgänger auch nicht durch den silbernen Seat verdeckt worden sei, da der silberne Wagen kurz vor dem Unfall deutlich zurückgefallen sei. Zu der vorigen Geschwindigkeit der anderen beteiligten Autos wird der Sachverständige beim nächsten Termin am 3. Dezember Stellung nehmen.

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