Kreis Viersen Niersverband macht sich selbst Strom

Kreis Viersen · Angesichts der enorm steigenden Energiekosten investiert der Niersverband sogar in eigene Windkraftanlagen.

 In der Viersener Innenstadt wird derzeit die Verwaltung des Niersverbandes erweitert.

In der Viersener Innenstadt wird derzeit die Verwaltung des Niersverbandes erweitert.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Als der Niersverband im Sommer seinen Wirtschaftsplan für 2013 vorbereitete, war von Stromkosten-Erhöhungen noch keine Rede. Schon gar nicht von einem Off-Shore-Risikozuschlag. 680 000 Euro zusätzlich muss der Verband für das kommende Jahr aufbringen, um seine Stromrechnungen zu bezahlen. Kein Wunder, dass er seine Anstrengungen erhöht, möglichst viel Energie selbst zu gewinnen.

Der Verbandsversammlung im Viersener Forum am Kreishaus präsentierte Vorstand Prof. Dr. Ingmar Schitthelm gestern Pläne, dass der Niersverband bis Ende 2014 etwa 42 Prozent seines Strombedarfs selbst decken will. In der Kläranlage Kevelaer-Weeze wird im kommenden Jahr ein weiteres Blockheizkraftwerk (BHKW) in Betrieb gehen, in Dülken arbeitet bereits eines.

Der Umgang mit den Energiepreisen wird für den Niersverband "immer sportlicher", meinte Schitthelm. Dabei unterstützt ihn allerdings auch das Land. Dank der ausgesprochenen "Unternehmensprivilegierung" können auf verbandseigenen Flächen (Groß-)Windanlagen errichtet werden, die auch weiter entfernte Verbrauchsstellen versorgen. Schitthelm appellierte an die Gemeinden, das Baurecht nicht zu verweigern.

Da mehr als zehn Prozent der jährlichen Ausgaben für den Stromeinkauf ausgegeben werden, verhindert jede Einsparung mögliche Gebührensprünge. Die bleiben unverändert, und das ist seit 15 Jahren bereits so.

Bei den investiven Vorhaben spielt der Umgang mit Energie daher eine beherrschende Rolle. Dr. Ulrich Otto berichtete, dass die Gewinnung von Strom, Wärme und Kälte aus Faulgas, Wind, Abwasser und Sonnenenergie deutlich ausgebaut wird. Verfahrenstechnik und Betriebsabläufe werden auch verbessert, um den Verbrauch zu senken. Er ging seit 1999 um rund zehn auf 46 Gigawatt 2012 zurück.

Konkret geplant sind der Bau eines Hochwasser-Rückhaltebeckens in Mönchengladbach-Geneicken für 14 Millionen Euro bis Mitte 2015, der Ausbau der Kläranlage Kevelaer-Weeze für elf Millionen Euro sowie die Optimierung der Kläranlage an der Dülkener Nette. Eine 330 Hektar große Retentions-Bodenfilterfläche an der Dülkener Nette ist noch nicht genehmigt, aber vorgesehen.

Der Masterplan Niersgebiet ist erstellt. Er soll einerseits die verträgliche Einleitung von Regenwasser ohne ökologische Schäden sicherstellen. Die damit verbundenen Baumaßnahmen erfüllen aber auch die Aufgaben, die die Europäische Wasserrahmenrichtlinie stellt. Der Niersverband verzichtet auf den Bau teurer Regenrückhalteanlagen, die mit 570 Millionen Euro zu Buche schlügen. Er bildet "Ersatzauen", indem er dem Fluss und Nebenläufen natürliche, aufgeweitete Fließprofile gibt.

In Kombination mit unvermeidlichen Becken-Bauten sinkt das Investitionsvolumen auf 150 Millionen Euro. In den umgestalteten ehemaligen "Wasserautobahnen" werden Kleinlebewesen und Fische wieder heimisch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort