Brüggen Ehrenamtler trauen samstags

Brüggen · Immer mehr Paare wollen am Wochenende heiraten – und das nicht im Rathaus, sondern an Orten mit besonderem Flair. Um den Brüggener Standesbeamten zu unterstützen, dürfen jetzt auch drei Ehrenamtler trauen.

 Die ehrenamtlichen Standesbeamten Berthold Bauer (3.v.l.), Thekla Boers und Erich Lehnen (2.v.r.) mit dem Brüggener Standesbeamten Björn Beeren (3.v.r.), Bürgermeister Gerhard Gottwald (2.v.l.) und seinem Stellvertreter Gerd Schwarz (l.) vor dem Eingang zum Standesamt im Brüggener Rathaus.

Die ehrenamtlichen Standesbeamten Berthold Bauer (3.v.l.), Thekla Boers und Erich Lehnen (2.v.r.) mit dem Brüggener Standesbeamten Björn Beeren (3.v.r.), Bürgermeister Gerhard Gottwald (2.v.l.) und seinem Stellvertreter Gerd Schwarz (l.) vor dem Eingang zum Standesamt im Brüggener Rathaus.

Foto: Busch

Erich Lehnen ist Bäckermeister, Schiedsmann für den Bezirk Bracht und jetzt auch Standesbeamter. Ehrenamtlich will der Brachter, der selbst seit 33 Jahren verheiratet ist, künftig Brautleuten das Ja-Wort abnehmen. Neben Lehnen sind auch Thekla Boers, vielen Brüggenern und Auswärtigen aus der Tourist-Information in der Burg bekannt, und Berthold Bauer, ehrenamtlich auch als Schiedsmann für Brüggen tätig, nun zu ehrenamtlichen Standesbeamten ernannt worden. Die Idee dazu, gesteht Erich Lehnen, sei ihm in der Brachter Mühle gekommen, als er dort den Raum für eine Hochzeit schmückte. "Ich dachte mir: Wenn du schon die Kerzen aufstellst und die Tischdecke auslegst, könntest du doch gleich alles machen", erzählt Lehnen.

Märchenhochzeit ohne Kirche

Im süddeutschen Raum sind ehrenamtlich tätige Standesbeamte weit verbreitet. "In Bayern nennt man sie scherzhaft Rucksack-Beamte", berichtet Klaus Bachtenkirch, Vorsitzender des Fachverbands der Standesbeamten Nordrhein: "Sie arbeiten von montags bis freitags und trauen am Wochenende." Der standesamtlichen Trauung komme seit Jahren eine wachsende Bedeutung zu – denn für viele Paare ist es die zweite oder dritte Eheschließung. Andere verzichteten auch bei erster Ehe auf die kirchliche Trauung – und wollten trotzdem eine Märchenhochzeit, wie Bachtenkirch berichtet.

So ist es auch in Brüggen: 93 Paare heirateten dort im vergangenen Jahr standesamtlich. Nur in 33 Fällen war es für beide Partner die erste Eheschließung. Weil sich viele Paare eine besondere Atmosphäre wünschen, bietet die Gemeinde Brüggen so genannte Ambientetrauungen an: seit 2009 im Kultursaal der Burg Brüggen, der 30 bis 100 Hochzeitsgäste fasst, seit 2010 auch in der Brachter Mühle, die 18 bis 50 Gästen Platz bietet. Bislang gab es einige Samstage im Jahr, an denen Paare in Brüggen heiraten konnten – doch die Anfragen für Samstage häuften sich. Brüggens Standesbeamter Björn Beeren, der zur Urlaubszeit von zwei Verwaltungsmitarbeitern vertreten wird, kann das alleine nicht schaffen. Mit dem neuen Angebot wolle man der Nachfrage gerecht werden, sagt Bürgermeister Gerhard Gottwald.

Während sich Erich Lehnen auf "seine" Brachter Mühle konzentriert, stehen Thekla Boers und Berthold Bauer für Trauungen im Kultursaal zur Verfügung. Für die neue Tätigkeit absolvierten die frisch gebackenen Standesbeamten einen Lehrgang an der Standesamtsakademie im hessischen Bad Salzschlirf – und übten im Rollenspiel die gegenseite Verheiratung.

Wer von einem der ehrenamtlichen Standesbeamten getraut werden möchte, meldet sich wie gewohnt im Standesamt. Die Ehrenamtler freuen sich auf ihre Aufgabe – sie alle blicken auf langjährige Erfahrung als Eheleute zurück: Thekla Boers ist seit 29 Jahren, Berthold Bauer seit 41 Jahren verheiratet.

(RP)
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