Tönisvorst "Echoes of Swing - ein perfektes Jazzquartett

Tönisvorst · Breite Palette: von Traditionsjazz ohne Retro-Rührseligkeit bis zur Moderne

 Echoes of Swing mit Colin T. Dawson, Trompete und Gesang, Chris Hopkins, Alt-Saxophon, Bernd Lhotzky, Piano, und Oliver Mewes, Schlagzeug, bei Jazz im Park der Jazztage Hilden 2016.

Echoes of Swing mit Colin T. Dawson, Trompete und Gesang, Chris Hopkins, Alt-Saxophon, Bernd Lhotzky, Piano, und Oliver Mewes, Schlagzeug, bei Jazz im Park der Jazztage Hilden 2016.

Foto: Olaf Staschik

"Dancing" heißt die aktuelle CD der "Echoes of Swing", und so dreht sich auf der derzeitigen Tour der vier meisterhaften Solisten, die seit nunmehr 20 Jahren in der unveränderten Formation zusammen spielen und längst zu einer festen Einheit verschmolzen sind, alles um das Thema "Tanz". Die vier Musiker der Sonderklasse traten jetzt mal wieder auf Einladung des Stadtkulturbundes in Tönisvorst auf und begeisterten die Jazzfreunde einmal mehr. Raffinierte Arrangements und ein Repertoire, das vom traditionellen Jazz, gottlob ohne jede Retro-Rührseligkeit, bis zur Moderne reicht und Eigenkompositionen und Jazzstandards vereint - das ist eine Mischung, die die besten Voraussetzungen für ein wunderbares Jazzkonzert bietet.

Mit Bernd Lhotzky ist ein Pianist von besonderer Klasse dabei, der viele Auszeichnungen im In- und Ausland erhalten hat und immer wieder seine klassische Ausbildung aufblitzen lässt. So passt auch eine besondere Form des Tanzes, nämlich die Gavotte aus der Englischen Suite Nr. 6 von Johann Sebastian Bach, mit ihrer barocken Tonsetzung bestens in das Jazzformat, jedenfalls so, wie es bei den "Echoes" gespielt wird. Bei Lhotzkys Soli wird es im Saal mucksmäuschenstill, so gebannt verfolgt das Publikum das meisterhafte Spiel dieses Ausnahme-Jazzpianisten.

Vorne stehen zwei Bläser, ebenfalls von Güteklasse 1. Chris Hopkins, der später im Programm zwei- und vierhändig, sogar "blind" spielend, seine Qualitäten auch als Pianist an der Seite von Lhotzky beweisen darf, spielt ein volltönendes, fein nuanciertes Altsaxophon. Der Brite Colin T. Dawson kommt als Trompeter mit viel Ausdruck und kraftvoller Präsenz über die Bühne. Ihnen zur Seite steht mit Oliver Mewes ein Drummer, der seine Kollegen einfühlsam und prägnant, herrlich klar im Ausdruck und mit viel Drive begleitet und auch mit seinen spektakulären Soli überzeugt. Dieses perfekt aufeinander abgestimmte Quartett spielt Klassiker wie "My Gal Sal", eigene Kompositionen von Hopkins wie "Hipsters Hop" oder Sandancer" von Dawson, das an die Sandküsten seiner Heimat, den Nordosten der britischen Insel, erinnert. Hopkins, der auch eine muntere Moderation bestens beherrscht, spielt auf dem Saxophon Sidney Bechets "Premier Bal", als ertöne wie einst die Klarinette der Jazzlegende, ein echter Ohrwurm. Nachdem Lhotzky mit vielen herrlichen Variationen und Improvisationen den Klassiker "Over the Rainbow" intoniert hat, fügt sich eine stark an Ellington erinnernde Eigenkomposition von Chris Hopkins "Ballet of the Dunes" an. Selbst "Liebesleid" und "Liebesfreud" von Fritz Kreisler finden Platz in diesem ausgewogenen Programm. Sie spielen jederzeit perfekt, mit feinen Zwischentönen und in ganz vielen unterschiedlichen Stilrichtungen, aber keinesfalls stylisch oder modernistisch. Swing mit unerhörtem Drive, mit so viel Humor und bester Laune serviert, dass es nicht ohne Zugaben abging. Die Jazzfreunde feierten das Quartett mit stehenden Ovationen.

(RP)
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