Ausstellung von Anette Grübnau „Stimmung trifft Farbe“ im Standesamt

St. Tönis · In der Reihe „Kunst im Trauraum“ sind dort bis zum 30. Juni 17 Gemälde von Anette Grübnau aus Oedt zu sehen. „Stimmung trifft Farbe“ ist die Ausstellung überschrieben. Etwas flapsig formuliert, gibt’s jetzt den Champagner im Trauzimmer an der Wand, gemeint ist Champagnerkreide.

 Künstlerin Anette Grübnau und Standesbeamter Manfred Küsters freuen sich über die neue Ausstellung im Trauraum.

Künstlerin Anette Grübnau und Standesbeamter Manfred Küsters freuen sich über die neue Ausstellung im Trauraum.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Denn ein Charakteristikum all ihrer Gemälde ist das Schwelgen in Materialien. Außer Farben experimentiert Grübnau mit Marmormehl, Champagnerkreide, Sumpfkalk, Gipshaftputz, verschiedenen Sanden, Schellack, Moorlauge und sogar Bitumen. Kein Wunder, wenn Manfred Küsters vom Standesamt in der Einladung schreibt: „Sie mag Schalbretter, Sand, Bitumen und Rost. Was man auf einer Baustelle vermutet, verarbeitet Anette Grübnau zu Kunst.“ Küster, selber kreativ mit der Kamera unterwegs, freut sich, von diesen „überraschenden Ergebnissen“ bis Ende Juni umgeben zu sein. Eine Reproduktion eines Details aus einem ihrer Bilder – ein Pärchen – erhalten alle Brautpaare, die sich im Ausstellungszeitraum in St. Tönis trauen lassen, in ihrem Stammbuch.

Die 54-Jährige aus Norddeutschland arbeitet in einer Familienberatungsstelle in Duisburg. Zuhause in Oedt wird sie kreativ. Schon als Jugendliche hat sie VHS-Kurse besucht. So richtig eingetaucht in die Malerei ist sie aber erst vor über zehn Jahren. Sie besuchte Workshops und ging auf Malreisen, etwa mit der Künstlerin Gabriele Musebrink aus Essen. Bisher hat sie eher abstrakt gearbeitet, „Stimmung trifft Farbe“ kommt ihrer intuitiven Arbeitsweise schon sehr nahe. Sie gibt ihren Bildern auch keine Titel, um die Phantasie nicht zu stark einzuschränken. Aber zu Stimmungen und Farben kommen etliche Materialien hinzu. Sie liebt den dicken Auftrag, sie streichelt über ihre Leinwände, um das Haptische ihrer Werke zu betonen. Der Auftrag erfolgt in mehreren Schichten. Und mittlerweile hat sie mit den verschiedenen Materialien, die sie in ihre Bilder einarbeitet, so viel Erfahrung, dass sie weiß, wie das Material reagiert, ob sie mit dem Bild lieber nach draußen geht, um durch die Sonne schneller Risse herbeizuführen oder ob sie für feinere Risse lieber im trockenen Atelier bleibt.

In ihren neueren Arbeiten tauchen plötzlich auch menschliche Figuren auf, schemenhaft und überlängt. Zuerst aus Farbpunkten entstanden, werden sie jetzt bewusst in Szene gesetzt. Neu sind auch Papiere, die sie auf die Leinwand oder das Brett klebt. In einem Bild ist sogar ein echter alter Schlüssel zu entdecken. Sie kann aus einem ganzen Fundus schöpfen. Als ihr Schwiegervater, ein Schreiner, aus Altersgründen seine Scheune aufgab, deckte sich Anette Grübnau mit etlichen Materialien ein.

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