Solingen Werbering warnt: Wald vergreist

Solingen · Mit 28 Alten-Wohnungen des Betreuten Wohnens soll das Grundstück des Roten Esels an der Friedrich-Ebert-Straße bebaut werden. Doch beim Walder Werbering stößt das auf keine Zustimmung. Vorsitzender Rainer Francke wünscht sich mehr Wohnraum für Familien im Stadtteil.

 Das ehemalige Walder Schulgebäude des Roten Esels soll weichen. Geplant ist, auf dem Grundstück an der Friedrich-Ebert-Straße 28 Wohnungen des Betreuten Wohnens für Ältere zu bauen.

Das ehemalige Walder Schulgebäude des Roten Esels soll weichen. Geplant ist, auf dem Grundstück an der Friedrich-Ebert-Straße 28 Wohnungen des Betreuten Wohnens für Ältere zu bauen.

Foto: Mak (Archiv)

Es ist Jahre her; doch einst existierten kühne Pläne für den Roten Esel an der Friedrich-Ebert-Straße. Schweizer Investoren wollten das ehemalige Walder Schulgebäude zum Ärztehaus umgestalten. Doch die Schweizer stiegen unrühmlich aus, und ihre Pläne zerplatzten wie eine Seifenblase. Anschließend wollte ein Investor aus den Niederlanden auf dem Areal 50 Sozialwohnungen bauen. "Zu viele" – so befand die Walder Bezirksvertretung. Also wurde auch aus diesem Projekt nichts. Im vergangenen Sommer hatten sich die Stadtteilpolitiker dann aber doch dazu durchgerungen, die Backsteinfassade des Roten Esels aus dem Denkmalschutz heraus zu nehmen und einen Verkauf der städtischen Immobilie samt angrenzendem Areal des früheren Kindergartens Bici Bici an einen Investor zu ermöglichen.

Investoren sehen Bedarf

Gleich mehrere Investoren scheint die Stadt jetzt sogar an der Angel zu haben, wie die Verwaltung in einer Vorlage für die Bezirksvertretung Wald mitgeteilt hat. Deshalb geht das städtische Immobilienmanagement derzeit davon aus, dass ein entsprechender Kaufvertrag in den nächsten Monaten beurkundet und das Projekt zeitnah realisiert wird.

Ein Planungsbüro hat das Neubau-Konzept noch einmal überarbeitet. Ergebnis: Nun sollen 28 frei finanzierte Wohnungen des Betreuten Wohnens für Ältere entstehen. Auch Gemeinschaftsräume sind vorgesehen. Investoren sehen hier noch Nachfrage angesichts der demografischen Entwicklung: Der Bedarf übersteigt das Angebot bei Weitem; somit ist eine nachhaltige Vermietbarkeit garantiert.

Beim Walder Werbering treffen die Pläne allerdings auf wenig Gegenliebe, im Gegenteil: Die Geschäftsleute warnen vor einer Vergreisung des Stadtteils. "Es gibt schon heute eine große Anzahl an Einrichtungen für ältere Menschen, weitere sind gerade in der Fertigstellung", betont Werbering-Vorsitzender Rainer Francke. Allein im Kernbereich Wald befinden sich nach seinen Worten bereits Evangelische Altenhilfe, das Betreute Wohnen im Gebäude Deutsche Bank und an der Gebhardtstraße sowie das geplante Projekt hinter dem ehemaligen Rathaus. Für Francke ist es wichtig, "im Interesse einer Zukunftsorientierung und der Integrationsmöglichkeiten unseres Stadtteils, die Bevölkerungsstruktur möglichst vielfältig zu erhalten". Nur so könne Wald attraktiv für alle bleiben, ist der Werbering-Vorsitzende überzeugt. Untersuchungen würden zudem bestätigen, dass gerade auch ältere Menschen die Nähe zu Jüngeren, Familien und Kindern suchen würden. Deshalb hält er es langfristig für bedeutend besser, dort bezahlbaren Wohnraum beziehungsweise finanzierbare Baugrundstücke für Familien zu schaffen.

Bürger sollen zu Wort kommen

Der Werbering Wald bedauert, "dass die Verwaltung den vermeintlich einfachen Weg der Vergabe an einen Investor gehen will, der sicher nicht die Entwicklungsperspektiven unseres Stadtteils im Blick hat". Beim Werbering verdichtet sich damit jedenfalls der Eindruck, dass Wald bei der Stadtverwaltung angesichts der Großprojekte in Ohligs und Mitte aus dem Blick gerät.

Um gegenzusteuern und die Walder Wünsche und Vorschläge deutlich zu machen, will der Werbering im Frühjahr eine Bürgerveranstaltung organisieren.

(RP)
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