Gut Gemacht Friseurinnen verwöhnen Kunden des Jobcenters

Solingen · Auf dem Flur warten geduldig einige Männer und Frauen, bis ein Platz an einem der Frisiertische frei wird. Das Büro in der ersten Etage des Jobcenters wurde nämlich an diesem Montag in einen Friseursalon umgewandelt. Spiegel, Bürsten, Föhne und Scheren liegen bereit, der Duft von Shampoo und Haarspray liegt in der Luft.

 Cathi Weber vom Salon "Haarmonie" beteiligt sich gerne an der Aktion im Jobcenter.

Cathi Weber vom Salon "Haarmonie" beteiligt sich gerne an der Aktion im Jobcenter.

Foto: Stephan Köhlen

Auf die Kunden des Jobcenters warten an diesem Tag nicht nur Kaffee und - passend zur Adventszeit - Lebkuchen und Weihnachtsgebäck, sondern vor allem ein frischer Haarschnitt oder ein neues Styling. Bereits zum siebten Mal haben sich Solinger Friseurinnen zusammengetan, um vor Weihnachten den Menschen eine hübsche Frisur zu machen, die sich normalerweise einen Friseurbesuch nicht so ohne weiteres leisten können.

"Viele kommen spontan", sagt Pia Schneider vom Salon "Haarmonie", die die Aktion ins Leben gerufen hat. "Beim ersten und zweiten Mal mussten wir noch durch die Gänge gehen", erinnert sie sich zurück. Heute ist das nicht mehr nötig, die Frisieraktion ist inzwischen zur Tradition geworden und hat sich längst herumgesprochen. "Wir haben sogar Stammkunden", sagt Pia Schneider, "das ist schön für uns, aber schade für die Menschen, denn wenn sie zu uns kommen, heißt das ja, dass sie immer noch beim Jobcenter sind."

Sechs Friseurinnen haben alle Hände voll zu tun, die rund 40 Männer und Frauen zu stylen. Cathi Weber ist zum ersten Mal dabei. Die Umschülerin hat erst im September im Salon "Haarmonie" angefangen. "Schneiden darf ich noch nicht", verrät sie, "aber Föhnen und die Kunden verwöhnen." Das macht sie gerne. Auch die Aktion im Jobcenter findet sie interessant.

Peter Bernecker vom Kommunalen Jobcenter ist froh, dass diese Aktion jedes Jahr in den Räumen des Solinger Jobcenters stattfinden kann. "Ich hoffe, dass es auch in den nächsten Jahren weitergeht", sagt er. Das neu erwachte Selbstbewusstsein, das durch einen frischen Haarschnitt hervorgerufen wird, sehe man den Leuten an. Thomas Müller ist einer von ihnen. "Ich habe aus der Zeitung von dieser Aktion erfahren", erzählt er, als er mit neuer Frisur den provisorischen Salon verlässt. Mit seinem Schnitt ist er nicht nur überaus zufrieden, "es hat mir auch gutgetan", betont er, "ich habe mich nett unterhalten." Es sei schon lange her, dass er das letzte Mal beim Friseur gewesen sei. Nun fühle er sich gut gerüstet für die Weihnachtsfeiertage. "Ich habe hier etwas geschenkt bekommen", sagt er. "Es ist eine schöne Aktion und ich finde gut, dass sie hier stattfindet, wo man normalerweise nichts geschenkt bekommt." Ob kurz geschorene Haare, Stufenschnitt oder Löwenmähne, alle Besucher standen mit einem Lächeln vom Frisiertisch auf.

von sandra grünwald

(RP)
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