Baseball Der nie zufriedene Norman Eberhardt

Solingen · Alligators-Coach Norman Eberhardt ist einer der drei Kandidaten für die Auszeichnung "Trainer der Saison".

 Seit 18 Monaten ist Norman Eberhardt Trainer der Solingen Alligators in der Baseball-Bundesliga.

Seit 18 Monaten ist Norman Eberhardt Trainer der Solingen Alligators in der Baseball-Bundesliga.

Foto: Gregor Eisenhuth

Norman Eberhardt ist für die Solingen Alligators kein gewöhnlicher Trainer. Er ist nicht einfach verpflichtet worden, weil die Vereinsverantwortlichen ihn für qualifiziert hielten. Die Solinger Baseballer gingen mit Eberhardt einen Weg, den ihnen andere Baseball-Clubs bereits vorgemacht hatten.

Sie stellten einen ihrer ehemals besten Spieler auf die Schlüsselposition und bekamen so nicht nur Qualität, sondern auch das nötige Herzblut in die Führung der Mannschaft. Eberhardt jedenfalls ist voll in seinem Element angekommen. "Die Alligators sind mein Verein", sagt der Coach. "Ich werde von allen Seiten hervorragend unterstützt und will etwas erreichen — nicht nur kurzfristig."

Gut möglich also, dass Norman Eberhardt in seiner Laufbahn noch mehrere Male unter die letzten Drei bei der Wahl zum "Trainer der Saison" auftauchen wird. Dass es schon jetzt geklappt hat, stimmt den Baseball-Fachmann besonders glücklich: "Es ist nicht nur eine Wertschätzung für mich, sondern für den gesamten Sport". Eberhardt hat schließlich nicht nur sportliche Ziele mit seinem Team. "Einer meiner größten Träume ist es, dass Baseball mehr wahrgenommen wird, als es im Moment der Fall ist. Das ist bei dem Niveau, das manche Gegner in der Bundesliga haben, aber nicht sehr leicht."

Der Trainer hofft, eine bereits vor Jahren ersehnte Liga-Reform herbeizuführen. Die würde zur Reduzierung der insgesamt 16 Bundesliga-Teams im Süden und Norden führen und so die Spielqualität erhöhen. "Das würde unserem Sport nur helfen", ist sich der Solinger sicher. Sportlich hat Norman Eberhardt mit seiner Mannschaft in den vergangen 18 Monaten bereits sehr viel erreicht. Die Baseball-Philosophie des 27-Jährigen ist bei seiner Truppe immer mehr in Fleisch und Blut übergegangen.

"Dabei geht es vor allem darum, nicht auf seine Chance zu warten, sondern in jeder Situation Druck ausüben zu können", geht der Coach ins Detail. "Wenn wir mal mit einem gegnerischen Werfer nicht klarkommen, müssen wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite haben und zum Beispiel mit guten Aktionen auf den Bases punkten. Niemals darf sich ein Kontrahent gegen uns zurücklehnen dürfen." Zur Erfüllung dieser Ziele arbeitet Eberhardt konsequent daran, die Strike-out-Quote niedrig zu halten, um auch mit Geduld Freiläufe auf die erste Base bekommen.

"All diese und viele andere Dinge funktionieren schon deutlich besser, als in der vergangenen Saison. Aber wir sind noch längst nicht da, wo wir hin müssen", stellt der Coach klar. Zufriedenheit kennt Norman Eberhardt nicht. Es geht immer noch besser. "Das müssen die Spieler erst mal erstmal verstehen. Oft geht es in den Gesprächen darum, das Postive hervorzuheben, aber dennoch klar zu machen, wie jeder Einzelne uns noch weiter helfen würde." Die meisten Baseball-Probleme finden nur noch im Kopf statt. "Es geht viel mehr um Verständnis und Haltung zu bestimmten Dingen, als um das Talent, sie durchzuführen. Baseball spielen können sie alle."

So arbeitet Eberhardt — und deshalb hat er großen Anteil daran, dass die Alligators in kritischen Spielsituationen wieder gefährlich sind. Vorläufiger Höhepunkt war die Halbfinalserie in der vergangenen Saison gegen die Regensburg Legionäre. "Ich bin schon stolz darauf, wie wir den Regensburgern die Stirn geboten haben." Erst nach einer ganz bitteren Niederlage im dritten Spiel der Serie brach die Mannschaft ein. "Dem Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Teams hat das aber nicht geschadet. Es hat im Gegenteil weiter zusammengeschweißt."

In diesem Jahr hofft Norman Eberhardt auf den ganz großen Coup. Zum ersten Mal seit 2006 wollen die Alligators wieder ins Finale um die Deutsche Meisterschaft. einziehen. "Dass wir dann gewinnen wollen, muss ich ja nicht extra sagen." Danach könnte eine Saison des Neuaufbaus anstehen. Zahlreiche Spieler werden aus beruflichen Gründen vielleicht nicht mehr allzu lange auf höchstem Niveau spielen wollen. "Dann müssen wir die Ziele eventuell für ein oder zwei Jahre etwas kürzer stecken. Langfristig aber wollen wir immer wettbewerbsfähig bleiben und auf absolutem Spitzenlevel spielen", stellt Eberhardt klar.

(trd)
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