Solingen Louis-Vuitton-Tücher unter Spielzeug versteckt

Solingen · Der Zoll am Düsseldorfer Flughafen stellt immer wieder Waren sicher, die später im Museum Plagiarius ausgestellt werden.

 Christine Lacroix, Geschäftsführerin der Plagiarius Consultancy GmbH, mit Schichtleiter Axel Nosdrin vom Zoll am Düsseldorfer Flughafen.

Christine Lacroix, Geschäftsführerin der Plagiarius Consultancy GmbH, mit Schichtleiter Axel Nosdrin vom Zoll am Düsseldorfer Flughafen.

Foto: Annemarie Kister-Preuss

Am liebsten hätte Christine Lacroix eines der Tücher gleich mitgenommen. Doch nicht, um es zu tragen. Vielmehr wäre das dreiste Plagiat ein schönes neues Exponat für das Museum Plagiarius im Südpark gewesen. Am Donnerstag sah sich die Geschäftsführerin am Düsseldorfer Flughafen einmal selbst an, wie die Beamten vom Zoll vorgehen und was ihnen dabei so alles ins Netz geht. Die 200 gefälschten Louis-Vuitton-Tücher zum Beispiel waren unter minderwertigem Plastik-Spielzeug versteckt. Die Lieferung kam aus dem asiatischen Raum, wie die meisten Fälschungen und Plagiate. Doch auch auf Passagiere und Warenlieferungen, die aus Russland oder der Türkei kommen, haben die Düsseldorfer Zöllner ein besonderes Auge.

 Zollamtmann Bernhard Sarlette mit Plagiaten von Louis Vuitton Tüchern.

Zollamtmann Bernhard Sarlette mit Plagiaten von Louis Vuitton Tüchern.

Foto: Annemarie Kister-Preuss

Gefälscht wird alles, wovon sich die Plagiateure ein gutes Geschäft versprechen, sagt Christine Lacroix. Auch die Männer und Frauen vom Zoll am Düsseldorfer Flughafen können das bestätigen. Zum Beispiel lässt sich an den gefundenen Fälschungen auch gut feststellen, was gerade Trend ist. So werden zum Beispiel die australischen Ugg-Lammfellboots immer noch gerne gefälscht, aber auch Louis-Vuitton-Taschen, Gucci oder Prada sind für viele ein beliebtes Urlaubsmitbringsel neben der gefälschten Rolex, der Ray-Ban Sonnenbrille oder dem Lacoste-Poloshirt.

"Haben die Beamten den Verdacht, dass die gefälschten Waren nicht für den persönlichen, sondern für den kommerziellen Gebrauch bestimmt sind, kann das ein Strafverfahren und eine hohe Geldstrafe nach sich ziehen", erläutert Michael Walk aus der Pressestelle beim Hauptzollamt Düsseldorf. Anders sieht es bei den Gegenständen für den persönlichen Bedarf aus: Hier ist die Einfuhr von Plagiaten bis zu einem Wert von 430 Euro erlaubt, der Handel damit jedoch verboten.

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Auch wenn es keine Straftat ist, Christine Lacroix findet es nicht korrekt, solche Plagiate im Urlaub zu kaufen. Und sie weist auf die Gefahren hin, die solch minderwertigen Urlaubsmitbringsel beinhalten können. Von allergieauslösenden Farbstoffen im T-Shirt bis hin zu Lichterketten, die beim Anschalten Stromschläge abgeben.

Wie die Zollbeamten bei ihren Kontrollen vorgehen, ist ganz unterschiedlich. "Meistens verlassen sich die Kollegen auf ihr Bauchgefühl", sagt Michael Walk. Es kann aber auch sein, dass Passagiere sich bereits am Gepäckband auffällig verhalten haben, die werden dann später zur Kontrolle gebeten. Wie gestern die Großfamilie, die mit einem Flug aus Moskau gekommen war. In mehreren, in Folie eingeschweißten Koffern, befanden sich Zigarettenschachteln, deren Menge eindeutig die Grenzen überschritt. 400 Euro Strafe waren die Folge.

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Beim Durchleuchten der Koffer müssen die Beamten an den Monitoren ein geschultes Auge haben. Doch es gibt auch ein paar Grundregeln. So ist alles, was auf dem Monitor orange erscheint ein organischer Stoff. Grün erscheinen anorganische Stoffe, zum Beispiel Glas oder Porzellan. Blau steht für Metall, wie Schichtleiter Axel Nosdrin erläutert. Und da müssen die Zollbeamten besonders aufmerksam sein. Dass eine vermeintliche Taschenlampe sich bei genauerem Hinsehen als Elektroschocker entpuppt, ist nach den Aussagen der Zollbeamten kein Einzelfall. Ebenfalls kein Ausreißer ist die Einfuhr von Kaffeebechern, die Hakenkreuze und wahlweise die Porträts von Adolf Hitler und Eva Braun zeigen. Sie werden derzeit immer wieder entdeckt in den Koffern von Reisenden, die von der bulgarischen Schwarzmeerküste kommen. Zwar handelt es sich dabei nicht um Plagiate oder Fälschungen, dennoch wird ein Strafverfahren eingeleitet wegen der unerlaubten Einfuhr von verfassungsfeindlichen Symbolen.

Was letztlich daraus wird, erfahren die Zollbeamten nicht. Vermutlich gibt es eine Geldstrafe. Auch die Plagiatoren, die Fälschungen im großen Stil einführen, müssen in der Regel nicht fürchten, in Haft zu gehen. "Die Geldstrafe zahlen die meisten aus der Portokasse", weiß Christine Lacroix.

Ein kleiner Trost: Die Plagiate müssen vernichtet werden, für diese Kosten kommen die Fälscher auf - und das kann manchmal richtig teuer werden.

(RP)
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