Solingen Grabstätte aufwändig restauriert

Solingen · Rund 34 000 Euro aus Förder- und Eigenmitteln hat der Verband Evangelischer Kirchengemeinden Solingen investiert, um die Grabstelle der Familie Beckmann auf dem Friedhof Kasinostraße zu sanieren und einer neuen Nutzung zuzuführen.

Die lebensgroße Engelfigur, die in der Mitte des Grabmals der Familie Beckmann auf dem Friedhof an der Kasinostraße thront, war das Symbol des Verfalls: Ihre helle Sandsteinfarbe hatte sie über Jahrzehnte und Jahrhunderte verloren, der einst weiße Engel war schwarz geworden. Und nicht nur an ihm hatte der Zahn der Zeit erbarmungslos genagt. Die gesamte Grabstätte, die die Unternehmerfamilie Beckmann 1887 nach dem Tod des Mineralfarben- und Schmirgelfabrikanten Friedrich Beckmann erworben hatte und die 2010 unter Denkmalschutz gestellt wurde, befand sich in einem schlechten Zustand.

Jetzt erstrahlt sie in neuem Glanz: Ein Jahr hat die Sanierung der Grabstelle an der zur Kasinostraße gelegenen Mauer des Friedhofs gedauert, rund 34 000 Euro hat der Verband Evangelischer Kirchengemeinden aus Förder- und Eigenmitteln investiert. Um diese Bemühungen zu würdigen, hat der Bergische Geschichtsverein den Verband jetzt mit seinem Denkmalschutzpreis 2014 ausgezeichnet.

"Das Denkmal war ein Schandfleck, der es jedoch verdiente, wieder hergestellt zu werden", sagt Karlheinz Wingelewski. Als damaliger Geschäftsführer des Verbands Evangelischer Kirchengemeinden und Leiter des Friedhofsamtes hatte er bereits 2010 die Sanierung der Grabstätte der einflussreichen Unternehmerfamilie, deren Nutzungsrechte bereits 1989 an die Kirchengemeinde gefallen waren, angeregt. "Die Überlegung war von Anfang an, eine Verbindung herzustellen zwischen Kunst und Kultur - also zwischen der Steinmetzkunst und der Bestattungskultur, die in unserer Gesellschaft ja eine immer nachrangigere Bedeutung hat", sagt Wingelewski. Das erste Konzept für eine neue Nutzung - geplant war die Errichtung von Kolumbarien auf dem eingefriedeten Bereich der Grabstätte - wurde 2011 abgelehnt. Für das zweite Konzept, das eine Nutzung als Urnenbegräbnisplatz vorsieht, gab das Land NRW Ende 2013 seine Zustimmung und bewilligte Fördermittel in Höhe von 23 460 Euro. 28 Urnen sollen hier künftig beigesetzt werden können.

Die Maßnahmen, die dafür an der rund 5,50 mal 8,50 Meter großen Grabstätte mit dem fünf Meter hohen Grabmal im Stil des Historismus notwendig waren, waren beträchtlich: So musste unter anderem der stark korrodierte umlaufende Zaun mit Toranlage demontiert und entrostet, lose oder beschädigte Teile nachgebildet, die verbogenen Zaunelemente wieder begradigt werden. Sandsteinpfeiler und -einfassung mussten umfangreich saniert, zum Teil nachgebildet und wieder aufgebaut werden. Die defekte Abdeckung des Grabmals aus Zinkblech wurde ersetzt. Fehlstellen in Grabmal, Einfassung und Pfeilern wurden aufgefüllt, alle Natursteinflächen vorsichtig mit Heißdampf gereinigt. Auch der Engel wurde so in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild wieder hergestellt.

"Die Grabstelle Beckmann ist ein Beispiel für den Repräsentationsanspruch einer bekannten Unternehmerfamilie zum Gedenken an ihre Verstorbenen. Durch das Engagement des Verbandes Evangelischer Kirchengemeinden konnte die Grabanlage vor dem Verfall gerettet werden, um sie nach der umfassenden Sanierung einer erneuten Nutzung zuzuführen", erklärte Dr. Beate Battenfeld, Vorsitzende der Abteilung Solingen des Bergischen Geschichtsvereins bei der Verleihung des Denkmalschutzpreises. "Dieses Denkmal ist ziemlich einzigartig. Es ist toll, dass wir so etwas in Solingen haben", so Battenfeld weiter.

(mxh)
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