Solingen In Solingen wird kein Windrad mehr geplant

Solingen · Aus wirtschaftlichen und Naturschutzgründen wird das Projekt von Windkraftanlagen an der Sengbachtalsperre aufgegeben. Einziger möglicher Standort bleibt Langenfeld / Monheim.

Solingen: In Solingen wird kein Windrad mehr geplant
Foto: Reuter, Michael (mreu)

Allein die Nabenhöhe läge mit 150 Metern im Bereich des Kölner Doms; dann käme noch eine Rotorblattlänge von 50 Metern hinzu - das Windkraft-Projekt am Steilufer der Sengbachtalsperre ist wie eine Seifenblase zerplatzt. Die Stadtwerke Solingen (SWS) und mit ihr die sechs Stadtwerke der Region in der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Bergwind verabschieden sich von den beiden geplanten Windrädern in dem waldreichen Gebiet an der Stadtgrenze zu Witzhelden.

Wirtschaftlich sei das nicht mehr darstellbar, begründete SWS-Geschäftsführer Andreas Schwarberg gestern vor Medienvertreten das Aus. Mindestens drei Jahre würde es bis zum Bau noch dauern - angesichts der heruntergefahrenen Strom-Einspeisevergütung ein zu langer Zeitraum. Zumal die Genehmigung fraglich sei, denn der geänderte Regionalplan hat inzwischen die Naturschutzbedeutung an der Sengbachtalsperre heraufgestuft. Umweltaspekte spielen nach Schwarbergs Worten auch eine Rolle.

Beides, Wirtschaftlichkeit und Naturschutz, greife ineinander, betonte er mit Blick auf die Erkenntnisse der Gutachten über den Lebensraum für Vögel, Fledermäuse sowie andere Tier- und Pflanzenarten. Dass diese überhaupt gewonnen wurden, wertete Schwarberg als ein positives Fazit. Für ihn bedeute das gestoppte Projekt an der Sengbachtalsperre das grundsätzliche Aus in der Stadt: "Es wird in Solingen definitiv keine Windräder geben".

Ob die vor vier Jahren gegründete ARGE-Bergwind, bei der jeder Partner mit jeweils 60 000 Euro beteiligt ist, jemals für Windstrom in der Region sorgen wird, ist jetzt eher unwahrscheinlich. Nur ein zweiter Standort in Langenfeld / Monheim ist noch in der Diskussion. "Doch für die bis zu zwei Windräder dort sieht es nicht gut aus", hieß es gestern. Schwarbergs ernüchterndes Fazit: "Die Möglichkeiten sind im Bergischen Land sehr begrenzt." Nach Aussage von Stadtdirektor Hartmut Hoferichter wird die Verwaltung der Politik in Kürze empfehlen, das Flächennutzungsplan-Änderungsverfahren für Windräder an der Sengbachtalsperre einzustellen.

Der SWS-Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Krause findet es gut, "dass wir nach vernünftigem Abwägungen zu einer Entscheidung gekommen sind". Der Fraktionssprecher der Grünen bedauert zwar, dass an der Sengbachtalsperre keine Windräder aufgestellt werden. "Doch der Naturschutz spricht dagegen", räumte Krause ein. Perspektive sei für ihn nun, den Bereich zu einem großflächigen Naturschutzgebiet aufzuwerten. "Das wäre erfreulich."

Dies muss für Bernd Krebs jetzt Priorität sein. "Wir wollen das Gebiet in Richtung des Natur- und Artenschutzes weiter entwickeln und schützen. Das ist der einzig richtige Weg", betonte der Vorsitzende des Landschaftsbeirates sowie des Planungsausschusses. Der CDU-Mann begrüßt die Entscheidung der SWS-Geschäftsführung. "Der von den Stadtwerken geführte Dialog mit den Naturschutzverbänden und den Bürgern war erfolgreich, wenngleich er auch nicht deckungsgleich mit den Planungen der SWS endet."

Im benachbarten Witzhelden sind hunderte Unterschriften gegen das Projekt gesammelt worden. Auch die Naturschutzverbände lehnten die Windräder ab. Allein 102 Vogelarten, darunter der Schwarzstorch, hatten sie in dem Gebiet nachgewiesen. Dabei war das Vorhaben wegen eines Uhu-Pärchens ohnehin bereits von vier auf zwei Windräder abgespeckt worden.

(tws)
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