Solingen Es hakt beim Notruf 112

Solingen · 2007 ging die fusionierte Feuerwehr-Leitstelle ans Netz. Jetzt erst soll eine Technik installiert werden, die die Fahrzeugdisposition vereinheitlicht. In Solingen kam es deswegen bei Rettungseinsätzen zu "kritischen Situationen".

Wenn nach dem Volksmund zusammen wächst, was zusammengehört , was passiert dann, wenn etwas nicht zusammengehört und es nur unter massivem Druck zusammen gepresst wird? Dann kommt schon mal so etwas heraus wie die gemeinsame Feuerwehr-Leitstelle von Solingen und Wuppertal. Die feiert in wenigen Tagen ihr vierjähriges Bestehen. Glückwünsche wird es kaum geben. Obwohl, die Feuerwehrkollegen in Remscheid, die vom fahrenden Fusionszug gesprungen sind, werden sich dafür beglückwünschen, eigenständig geblieben zu sein. Denn auch nach vier Jahren hakt es noch an vielen Ecken und Enden.

Kranken- statt Rettungswagen

Ein gravierender Mangel, der in der Vergangenheit mehrfach zu "kritischen Situationen" geführt hat, soll nun endlich abgestellt werden, wie Solingens Feuerwehr-Chef Frank Michael Fischer auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte. In Feuerwehrkreisen heißt es unter der Hand, dass es an ein Wunder grenze, dass die Staatsanwaltschaft noch nicht tätig geworden sei.

Das Problem: Wuppertaler und Solinger Leitstellenbeamte disponierten vor der Fusion die Einsätze ihrer Fahrzeuge völlig unterschiedlich. In der Klingenstadt wird bei einer "unklaren Lage immer das höherwertige Rettungsfahrzeug geschickt" (Fischer). Anders in Wuppertal. Dort wurde, je nachdem, was gerade frei war, ein mit viel weniger medizinischem Gerät und medizinischem Sachverstand bestückter Krankenwagen – im Fachjargon "Krankentaxi" genannt – oder der Rettungswagen geschickt.

Und so gab es ganz klar die Richtlinie in der gemeinsamen Leitstelle, dass für Solingen so gut wie immer bei Notrufen der Rettungswagen rausfährt. Beispielsweise bei einem Herzinfarkt kommt es auf schnelle, kompetente medizinische Hilfe an. "Noch in diesem Monat wird mit der Umstellung begonnen", heißt es auf Anfrage unserer Zeitung bei der Stadt.

Das System wird nun computerunterstützt für beide Städte vereinheitlicht. Der Leitstellendisponent gibt mehrere vom Anrufer erfragte Fakten in den Computer ein, dann wird automatisch das passende Fahrzeug in den Einsatz geschickt. Doch warum es vier Jahre lang nicht zu einer Problemlösung gekommen ist? Das sei kein Wunder, sagen die, die sich in der Materie auskennen. Denn beide Feuerwehren sind eigenständig geblieben, pflegen eine eigene Sprache und ein eigenes Selbstverständnis. Und dazwischen steht die Leitstelle als Dienstleister, die die Einsätze von der Zentrale in Wuppertal-Katernberg aus dirigieren soll. In diesem Großraum-Büro sitzen Wuppertaler und Solinger.

Ein Kabarettist würde vielleicht sagen, dass man den Eindruck haben könnte, Chinesen und Araber müssten miteinander arbeiten. Denn zu Missverständnissen kommt es immer wieder. Viele Monate hatte es nach der Inbetriebnahme gedauert, bis alle Leitstellenbeamten verinnerlicht hatten, dass sie den Anrufer immer fragen müssen, aus welcher Stadt sie anrufen. In der Anfangszeit war es zu gefährlichen Straßenverwechselungen gekommen.

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(RP)
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