Solingen Erdrutsch: Suche nach Ursache

Solingen · Die Stadt tappt noch im Dunkeln, warum am Freitagabend drei Gärten in Ohligs abgesackt sind. Anwohner kritisieren, dass sie im Vorfeld nicht über den Kanalbau vor ihren Häusern informiert wurden.

Warum die Stützmauer am Isarweg umgekippt ist und dadurch drei Gärten oberhalb des Viehbachs eingebrochen sind, konnte die Stadt auch gestern noch nicht sagen. "Es ist uns völlig unerklärlich", sagte Manfred Müller, der die Stadtentwässerung bei den Technischen Betrieben leitet, bei einem Pressetermin vor Ort.

"Wir müssen jetzt eine Fülle von Dingen abklopfen, um herauszufinden, was passiert ist." Die Technischen Betriebe verlegen zurzeit im Viehbachtal ein unterirdisches Abwasserrohr, den sogenannten Viehbachsammler. Anwohner sehen diese Baumaßnahme als Ursache für den Erdrutsch vom Freitagabend.

Ein Geologe sondierte gestern im Auftrag der Stadt den Untergrund an der Mauer, um Erkenntnisse über die Zusammensetzung und Dichte des Bodens zu gewinnen. Heute sollen erste Ergebnisse vorliegen, so Müller. "Dann entscheiden wir, was noch zu tun ist. Wir lassen die Menschen hier nicht allein." Gefahr für die Häuser sei nicht im Verzug. Sie seien standsicher.

Die Höhe des Schadens stehe noch nicht fest. "Wenn die Mauer repariert wird, muss hier schweres Gerät ins Gelände", erklärt der Teilbetriebsleiter. Dazu müsse dann erst ein geeigneter Untergrund in der Bachaue geschaffen werden. Ein dauerhafter Schaden für die Landschaft entstehe dadurch nicht. "Es wird nur ein temporärer Eingriff in die Natur sein."

Manfred Müller schließt nicht aus, dass die Bauarbeiten am neuen Viehbachsammler den Absturz der Mauer mit verursacht haben können. Denn um das rund 2,5 Meter dicke Rohr fünf Meter unter der Erde durch Lehm und Gestein zu schieben, seien starke Bohrungen nötig.

Durch die Erschütterungen könne es zu Auflockerungen im Erdreich kommen, in die Wasser eindringen und so den Lehmboden wegspülen könne. "Dann kann es durchaus zu Absackungen kommen", erklärt der Teilbetriebsleiter. Allerdings sei man am Isarweg schon seit zwei Monaten mit dem unterirdischen Vortrieb vorbei.

Die Anwohner sind zufrieden mit der schnellen Reaktion der Stadtverwaltung nach dem Einsturz der Gärten. Nichtsdestotrotz üben sie Kritik. "Es gab keine Vorgespräche zu den Bohrungen und keine Informationen", sagt Marlies Hartmann, deren Garten am Isarweg ebenfalls abgesackt ist. "Mein Mann hat nur durch Zufall davon erfahren. Und da waren die Arbeiten schon in vollem Gange."

Die Anwohnerin steht dem Viehbachsammler skeptisch gegenüber. "Als die ersten Tagesbrüche mit bis zu acht Metern Tiefe entstanden, hätte man sofort aufhören sollen." Ihr Mann Alfred Hartmann versteht auch nicht, warum die dicken Rohre direkt vor der Mauer und nicht weiter entfernt verlegt wurden. Dies ist nach Auskunft von Manfred Müller aufgrund der Bodenbeschaffenheit jedoch nicht möglich gewesen.

Landschaftsbauer Ernst Greiser kann die Sorgen der Anwohner verstehen. "Wenn die Stadt das Erdreich falsch eingeschätzt hat, befürchte ich, dass auf der Rohrstrecke noch mehr passiert", sagt der Ohligser, der im Landschaftsbeirat sitzt. Ihm mache zudem Sorgen, dass die Eisenbahnstrecke unterquert werde. "Was ist, wenn es da auch zu Absackungen kommt?" Manfred Müller zufolge ist man mit dem Rohrvortrieb bereits jenseits der Bahngleise.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort