Solingen Ein Stück Bädergeschichte
Solingen · Das Hallenbad Ohligs erlebt wohl seinen letzten Sommer. Unmittelbar nach Fertigstellung des Klingenbades will die Stadt das unter Denkmalschutz stehende Bad schließen. Es soll verkauft werden. Doch an wen und für was?
Die Tage des Ohligser Hallenbades an der Sauerbreystraße sind gezählt. Spätestens nächsten Sommer, wenn die Sanierung des Klingenbades abgeschlossen und dort der Vereinssport zentralisiert wird, wird die Glaspforte hinter dem letzten Badegast für immer verschlossen. Welche Zukunft der Städtischen Badeanstalt, Baujahr 1928, blüht, ist ungewiss.
Ziel ist der Verkauf der Immobilie. Und darum werden zurzeit die beiden Einliegerwohnungen leergezogen. Auch das im Keller untergebrachte metallverarbeitende Unternehmen muss weichen. Allerdings steht der Klinkerkomplex, der sich architektonisch an den Bauhausstil anlehnt, seit 1987 unter Denkmalschutz — mitsamt der Kunststoff-Thermopenfenster. Eine Vermarktung macht dieser Verwaltungsakt nicht einfacher.
Wellness oder Brauerei?
Es sei denn, man würde viel Geld investieren und daraus ein Wellnessbad machen. Entsprechende Vorbilder sind die von der Stadt Düsseldorf betriebene Münster-Therme (1902) oder das private Neptunbad (1912) in Köln, das in einen Premium Sports&Spa-Club umgebaut wurde. Die Solinger Verwaltung schrieb 2009 der Politik, dass man einen Erhalt der Nutzung als Hallenbad für besonders wünschenswert erachte. Doch was heißt wünschenswert — immerhin plant die Lebenshilfe mit dem Birkerbad (1903) Vergleichbares. Und die sah schon den Bau eines Kombibades als (zu) große Konkurrenz.
Wer auch immer den Komplex zwischen Sauerbreystraße und Suppenheider Straße kaufen will, muss laut Stadt nach einer Nachfolgenutzung suchen, "die mit einem möglichst großen Erhalt an originaler Bausubstanz verbunden ist, wobei nicht alleine das äußere Erscheinungsbild, sondern ebenso die Grundrissaufteilung und die Innenausstattung von Bedeutung ist."
Dabei mag sich Cornelia Duhr. Leitende Schwimmmeisterin bei der Stadt, nicht vorstellen, dass irgendein Badegast sich in einem der 13 kleinen gekachelten Separee, die unterm Dach liegen, noch mit Vergnügen ein Vollbad einlaufen lassen würde. Denn dort ist noch alles original erhalten. Die Badekabinen ein Stockwerk darunter sind noch viele Jahre zu ihrem eigentlich Zweck genutzt worden. "Ich meine mich erinnern zu können, dass selbst 2002 noch Menschen kamen, die zu Hause keine Möglichkeit hatten, sich zu waschen", erinnert sich Markus Schirm, Mitarbeiter in der Bäderverwaltung. Ein Schild im Eingangsbereich verweist darauf, dass "ein Reinigungsbad" bitte schön nicht länger als 30 Minuten zu dauern habe; denn der Andrang auf die öffentlichen Badezimmer war damals groß. Derzeit wird das Bad nur noch von Schulen und Vereinen genutzt.
Sportdezernent Ralf Weeke kann sich gar vorstellen, dass Investoren nach dem Vorbild des Barmer Stadtbades ein Brauhaus aus dem Ohligser Bad machen könnten. In Solingens Nachbarstadt fließt (Wupper-)Bier statt Wasser aus den Hähnen. Die Gäste trinken es unter anderem im zur Theke umfunktionierten Schwimmbecken. Ein guter Platz, um über die gute alte Zeit zu plaudern, in der die Politik auch nicht viel besser war als heute.
Denn die "Städtischen Badeanstalten" — und nicht nur die — ließen der Ohligser Bürgermeister Paul Sauerbrey und seine Kollegen Politiker zu einem Zeitpunkt errichten, als schon klar war, dass Ohligs nach Solingen eingemeindet werden sollte, erzählt Stadtarchiv-Leiter Ralf Rogge. Die Zeche zahlen bis heute wir alle.