Schwimmen lernen in Wermelskirchen Endlich wieder ins Wasser im Hallenbad

Wermelskirchen · Die Wartelisten sind nicht erst seit Corona lang. Wegen der Pandemie konnten im Quellenbad seit Monaten keine Schwimmkurse stattfinden. Mit Abstand und Hygienemaßnahmen geht es jetzt endlich wieder los.

 Melanie Fleck zeigt den Kindern ihres neuen Kurses, wie man schwimmt. Nach langer Pause kann es endlich wieder losgehen.

Melanie Fleck zeigt den Kindern ihres neuen Kurses, wie man schwimmt. Nach langer Pause kann es endlich wieder losgehen.

Foto: Mario Büscher

Kurz fließt eine Träne das Gesicht der fünfjährigen Mina herunter. Sie möchte bei ihrem Papa Vito Walter bleiben. „Bei mir lernst du aber nicht Schwimmen“, sagt der und überzeugt so anscheinend relativ mühelos seine Tochter. Nach einem schnellen letzten Küsschen verabschieden sich die beiden und Mina verschwindet mit Bruder Phillip in der Umkleide des Quellenbads. Heute beginnt ihr Anfängerschwimmkurs. Endlich.

Über ein Jahr konnten die Kurse von Eva Hagenbücher und Melanie Fleck im Hallenbad nicht stattfinden. Jetzt sind die Kurse mit jeweils fünf Kindern wieder möglich. „Da hat schon total was gefehlt“, sagt Hagenbücher. Vor 16 Jahren hat sie sich zur Schwimmlehrerin ausbilden lassen. Fast genauso lang gibt sie Kurse in Wermelskirchen. Aktuell neben ihrer eigentlichen Arbeit. Melanie Fleck ist hauptamtlich beim Quellenbad angestellt, die Kurse gibt sie aber in ihrer Freizeit. Früher wurden die Schwimmkurse im Quellenbad direkt von der Stadt angeboten. Das geht heute aufgrund der dünnen Personaldecke nicht mehr. Fleck ist aber gerne in der Halle. „Ich glaube, da muss man auch einfach Lust drauf haben. Das macht niemand ohne Herzblut“, sagt sie.

Mina und Phillip sind heute zum ersten Mal da. Die beiden haben zu Hause einen Pool, wollen deshalb schwimmen lernen. Ihrem Vater tun sie damit einen Gefallen: „Ich schätze, ich werde bald wesentlich entspannter sein“, sagt dieser. Nachdem die Kurse im letzten Jahr weitläufig ausgefallen sind, wird die Zahl der Nichtschwimmer laut DLRG in diesem Jahr steigen. Die Befürchtungen vor zunehmenden Badeunfällen steigt. „Letztendlich heißt schwimmen können überleben“, sagt Melanie Fleck. Sie würde sich wünschen, dass das Anfängerschwimmen im Vorschulalter und im Kindergarten eine größere Rolle spielt. Außerdem müsse mehr Aufklärungsarbeit bei den Eltern geleistet werden. „Und Schulschwimmen ist oft kein Lernschwimmen“, sagt sie. Da müsse eher angesetzt werden. Gerade hangelt sie sich mit den Kindern am Beckenrand entlang, um das Verlassen des Beckens über die Leiter zu üben. „Am Anfang geht es auch darum, den Kindern die Angst zu nehmen“, sagt Fleck. Bei Mina und Phillip klappt das alles schon sehr gut.

Manchmal trauen sich Kinder aber erst nicht ins Wasser. Über die zehn Kursstunden würde sich das aber oft legen. Dann schwimmen Kinder am Ende eine ganze Bahn, die am Anfang noch Bedenken hatten, ins Wasser zu gehen. „Wenn ich an solche Geschichten denke, bekomme ich direkt Gänsehaut“, sagt Fleck. Dreimal in der Woche sollten die Kinder am besten ins Wasser. „Leider ist schwimmen nicht so wie Fahrradfahren“, sagt sie. Wenn die ungewohnten Bewegungen nicht geübt werden, vergesse man sie.

In manchen Kursen sind deshalb Kinder, die vor einiger Zeit schon einmal einen Kurs begonnen haben, ihn aber wegen der Pandemie unterbrechen mussten. Zwar haben viele in der Zwischenzeit mit ihren Eltern geübt, oftmals hapert es dann aber mit der Schwimmtechnik: „Das können die Profis hier einfach besser“, stellt Vito Walter fest, der seine beiden Kinder von draußen durch die Scheibe beobachtet, wie sie sich vom Beckenrand in Richtung der Schwimmlehrerin abstoßen.

Im vergangenen Sommer fanden die Kurse von Hagenbücher und Fleck im Freibad in Dabringhausen statt. Weil es dort 2019 gar keine Nichtschwimmerkurse gab, wurden die beiden mit offenen Armen empfangen. Auch für dieses Jahr sind bereits Kurse abgemacht. Sofern das Freibad wie geplant öffnen kann.

Die Kinder in den Kursen der beiden Frauen sind mindestens vier und meistens fünf Jahre alt. Nach oben gibt es aber grundsätzlich keine Einschränkungen. Wie bei einigen Vereinen gibt es auch hier Wartelisten, die jetzt zunächst abgearbeitet werden sollen.

Mina, Phillip und die anderen Kinder haben ihren Platz im Kurs sicher. Mittlerweile liegen sie auf den bunten Schwimmnudeln und üben ihren Beinschlag, Melanie Fleck zeigt ihnen die Technik. In wenigen Wochen wird es bestimmt auch ganz alleine klappen. Minas Papa wird dann wahrscheinlich entspannter sein. Weil die Kinder schwimmen können.

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