Solingen Betriebe suchen Spätstarter für die Berufsausbildung

Solingen · Domenico Marchese ist fast am Ziel: Im kommenden Jahr legt er die Abschlussprüfung in seiner Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei der Firma J. Ruiz ab - im Alter von dann bereits 31 Jahren. Nach elf Jahren als Helfer in der Metallverarbeitung ohne Berufsabschluss entschied sich der dreifache Familienvater für einen Neuanfang. "Finanziell bin ich einfach nicht mehr weitergekommen", begründet Marchese seinen Schritt mit dem großen Einkommensunterschied zwischen ausgebildeten Fachkräften und un- oder angelernten Arbeitern.

Dass sein Beispiel "Schule macht", hofft Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. "AusBILDUNG wird was - Spätstarter gesucht" heißt das Programm, mit dem das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit die Qualifizierung junger Erwachsener ab einem Alter von 25 Jahren fördern will.

Damit wollen die Initiatoren sowohl dem Fachkräftemangel als auch einer alarmierenden Statistik entgegenwirken: So haben zum Beispiel in Solingen 58,2 Prozent aller arbeitslos Gemeldeten zwischen 25 und 34 keine abgeschlossene Berufsausbildung. Das trifft auch auf 15 Prozent der in Solinger Betrieben beschäftigten Arbeitnehmer in dieser Altersgruppe zu. "Derzeit haben wir 60 Förderfälle", berichtet Martina Wildförster, Qualifizierungsberaterin bei der Arbeitsagentur. Sie unterstützt und berät Betriebe und Beschäftigte bei der verkürzten Umschulung oder Weiterqualifizierung. Zudem übernimmt die Agentur unter anderem die Kosten für Lehrgänge oder die Anfahrt und vergibt Zuschüsse für die Kinderbetreuung. "Zumeist sind es die Unternehmen, die sich an uns wenden", erklärt Wildförster. Höhere Anforderungen, etwa im Umgang mit Maschinen, veranlassten viele Betriebe, das Förderprogramm für ihre Beschäftigten in Anspruch zu nehmen.

Für die Firma J. Ruiz, die unter anderem für die Automobil-, Luft und Raumfahrtindustrie sowie für Werkzeugmaschinenbauer Metallbauteile in Präzisionsarbeit herstellt, ist Domenico Marcheses Entschluss ein Glücksfall: "Fachkräfte sind schwer zu finden", sagt Geschäftsführer Dieter Besuch. "Bei uns lernt Domenico Marchese den Umgang mit sehr vielen verschiedenen Maschinen und wird seine Fähigkeiten hoffentlich danach bei uns einbringen."

Und dass das höhere Ausbildungsalter sogar seine Vorteile haben kann, verdeutlicht einmal mehr Martin Klebe: "Wer sich nach Jahren der Arbeit für eine Ausbildung entscheidet, hat eben auch schon mehr Berufserfahrung."

Beraterin Martina Wildförster ist für Unternehmen und Arbeitnehmer erreichbar unter Telefon 02191 4606 553.

(RP)
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