Solingen Stadtwerke-Gewinn deutlich geringer

Solingen · Das städtische Unternehmen schwächelt wegen des äußerst schwierigen Marktumfeldes derzeit insbesondere im Bereich Versorgung. Preiserhöhungen für Strom oder Gas sind gleichwohl in diesem Winter nicht vorgesehen.

Solingen: Stadtwerke-Gewinn deutlich geringer
Foto: Boris Schmidt

Die Ertragskraft der Energiebranche insgesamt und damit auch der Stadtwerke Solingen (SWS) sinkt. "Wir sind aber noch einigermaßen gut davongekommen", sagte gestern SWS-Geschäftsführer Andreas Schwarberg. Gleichwohl fällt das Jahresergebnis (nach Steuern) deutlich geringer aus als geplant: Statt erwarteter 1,771 Millionen Euro können die Stadtwerke ihren Gesellschaftern - 95 Prozent Beteiligungsgesellschaft Solingen, fünf Prozent Stadt-Sparkasse Solingen - lediglich 621 000 Euro überweisen.

Während die Verkehrssparte bis zum Ende des Geschäftsjahres am Ende dieses Monats wie geplant rund sieben Millionen Euro Verlust einfährt, schwächelt somit insbesondere der Bereich Versorgung (Strom, Gas, Wasser). Neben der insgesamt schwierigen Marktlage macht Andreas Schwarberg dafür auch den sehr milden Winter verantwortlich. "Wettertechnisch gesehen hatten wir sechs sehr schlechte Monate. Der vergangene Winter ist deutlich wärmer gewesen als der zehnjährige Durchschnitt, den wir zur Planung herangezogen haben", meinte der Geschäftsführer bei der Vorstellung des Wirtschaftsplans für die nächsten fünf Jahre. Am Montag hatte sich damit der Aufsichtsrat des Unternehmens beschäftigt.

Relativ gering sieht Schwarberg derzeit die Möglichkeiten, sich beim Strom für Haushaltskunden über den Preis zu differenzieren: "Nur noch 25 Prozent können hier selbst bestimmt werden, der Rest sind Abgaben und Steuern." Die Margen würden so unter Druck geraten, beim Gas sehe das ähnlich aus. Hier hat sich auch die Beteiligung (2,45 Prozent) am Gas- und Dampfkraftwerk in Hamm-Uentrop im laufenden Geschäftsjahr nicht gerechnet - rund eine halbe Million Euro beträgt hier das Minus. "Zudem gibt es immer mehr Anbieter auf dem Markt, es herrscht ein regelrechter Verdrängungswettbewerb, in dem man sich behaupten muss", sagte Schwarberg.

Die Stadtwerke seien aber dazu in der Lage. Mit weiteren kostensenkenden Maßnahmen und den Ausbau gewinnträchtiger Geschäftsfelder - energienahe Dienstleistungen und die Erzeugung erneuerbarer Energien - will man gegensteuern. Zudem mit konsequentem Kostenmanagement, hier sollen auch alle Mitarbeiter mit einbezogen werden. Millionenschwere Optimierungsprojekte wurden aufgelegt. Jobs seien aber nicht in Gefahr. Schwarberg ist sicher, dass die Programme Früchte tragen. Von daher kündigte er an: "Es wird in diesem Winter von unserer Seite aus deshalb keine Preiserhöhung geben."

Mit Ausnahme des Geschäftsjahres 2015/16 sehen die Planzahlen in den nächsten Jahren nämlich weiter Gewinne vor für das Gesamtunternehmen (Versorgung und Verkehr) - wenn auch gegenüber den Vorjahren stark reduzierte. Für 2014/15 sind es unter dem Strich nur magere 549 000 Euro, 2015/16 wegen der Anlaufkosten für die Optimierungsprojekte wird mit einem Minus von 477 000 Euro gerechnet - das von der Stadt ausgeglichen werden müsste. In den Folgejahren bis 2018/19 werden dann Jahresergebnisse nach Steuern von rund 1,9 Millionen Euro angepeilt. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation auf dem Versorgungsmarkt wäre ein Partner mit ähnlichen Problemen nicht hilfreich gewesen", erklärte Andreas Schwarberg mit Blick auf den früheren Partner MVV.

Der Chef der Verkehrsbetriebe, Conrad Troullier, sieht in seinem Bereich zwar mehr Einnahmen (VRR-Preiserhöhung) und neue Kunden. Gleichzeitig aber auch höhere Personalkosten. Bereits im vergangenen Jahr wurden Restrukturierungen in Angriff genommen. Der Nahverkehrsplan wurde optimiert, Investitionen in die Fahrgastinformation, die Elektromobilität und Effizienzverbesserungen der Geschäftsprozesse zählen dazu. "Strukturell wird sich das Ergebnis des Verkehrsbetriebs verschlechtern", so Troullier.

Vor allem in den Geschäftsjahren 2014/15 und 2015/16. Hier wird mit Verlusten von jeweils knapp acht Millionen Euro gerechnet, in den drei Folgejahren bis 2019 soll das Defizit auf 6,7 beziehungsweise 6,1 Millionen Euro sinken. "Neue Obusse werden wir erst ab 2020 wieder kaufen", sagt Troullier.

(RP)
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