Lokalsport „Oben ist die Sonne“

Sven Weber wartete aufgeregt am Spielfeldrand und konnte es kaum erwarten, mit Lukas Schumacher abzuklatschen. Hallensprecher Jürgen Boss kündigte derweil das Comeback des 25 Jahre alten Korschenbroichers am Samstag um exakt 20.44 Uhr an - und damit war die über elf Monate dauernde Leidenszeit des Linksaußen beendet: "Ein überwältigendes Gefühl, ich habe es genossen, wieder dabei zu sein", beschrieb Weber anschließend den eigenen Gemütszustand.

Im Oktober 2005 verdrehte sich Weber das Knie, doch weil die Ärzte die Verletzung zunächst nicht richtig diagnostizierten, versuchte der flinke Tempogegenstoß-Spezialist viel zu schnell ein Comeback. Im November brach die scheinbar verheilte Verletzung erneut auf. Die niederschmetternde Nachricht lautete: Kreuzbandriss.

Glück im Unglück: Vor Weihnachten war noch ein Operationstermin frei - und es begann eine lange Leidenszeit mit vielen, vielen Extraschichten in der "Reha" und im Kraftraum. Trotzdem schien es irgendwie nicht so richtig vorwärts zu gehen, denn immer erschwerten kleinere Rückschläge im Heilungsprozess die Rückkehr ins Mannschaftstraining. Symptomatisch: Kaum hatte Sven Weber Anfang der Saison wieder halbwegs Anschluss gefunden, knickte der "Azubi" in einer Partie der Reserve mit dem Fuß um.

All das spukte dann auch im Heimspiel der Korschenbroicher Regionalliga-Handballer am Samstag gegen GWD Minden (33:28-Sieg) noch im Hinterkopf des Außenspielers herum: "Ich habe noch gedacht, hoffentlich hält das Knie, als ich auf das Feld gelaufen bin. Doch nach dem ersten Angriff war alles wie früher. Ich habe mich gut gefühlt und die Minuten genossen."

Einmal konnte Weber sogar aufs Tor werfen, doch Mindens Keeper Sebastian Pecher machte die Chance zunichte, sonst hätte die Halle, die das Comeback des sympathischen Venners ohnehin feierte, Kopf gestanden. TVK-Trainer Olaf Mast zollte anschließend seinem Langzeitpatienten ein Lob: "Ich freue mich für ihn, dass er heute wieder Regionalliga-Luft schnuppern konnte. Er hat es sich verdient."

Allerdings warnt Mast auch vor allzu übertriebenen Erwartungen: "Sven muss sich jetzt weiter heranarbeiten und das geht nur über Spielpraxis. Aber er muss sich auch aufdrängen, denn in den nächsten Wochen stehen schwere Spiele an. Da kann ich keine Ausnahme machen, es wird die Leistung entscheiden." Deshalb bittet der Korschenbroicher Coach auch um Geduld: "Wir müssen ihn behutsam wieder heranführen und sehen, dass er Schritt für Schritt den Anschluss findet."

Eine Möglichkeit bietet da auch die Landesliga-Reserve des TVK, die von Carsten Hirschfelder betreut wird: "Ich denke, wir entscheiden von Spiel zu Spiel, wo ich eingesetzt werde. Ich freue mich jetzt über jede Spielminute", so Weber, der seit sieben Jahren das TVK-Trikot trägt und aus der erfolgreichen Jugend des Mönchengladbacher Stadtteilklubs DJK Venn stammt.

Obendrein kann auch ein eigener Mannschaftskamerad als Vorbild dienen: Daniel Spix machte eine ähnliche lange Leidenszeit durch, musste, immer wieder durch neue Verletzungen zurückgeworfen, sein Comeback verschieben. Doch der ehemalige Kaarster hat sich mittlerweile seinen Platz in der ersten Sieben erkämpft und sogar den litauischen Halbprofi Nerijus Kesilis aus der Startformation verdrängt.

Angesichts der Erfahrung des Wochenendes liegt Weber aber eines besonders am Herzen: "Dank an alle, die mir mit dem Knie geholfen haben", schreibt er auf der vereinseigenen Internetseite. Und das passt auch irgendwie zu seinem persönlichen Lebensmotto: "Oben ist die Sonne." Von jetzt an soll es auch für Sven Weber wieder bergauf gehen.

(NGZ)
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