Sportgeschichten (107) Ein Dreamteam im Dressurviereck

Neuss · Die Zonserin Romy Allard mischt die Nachwuchsszene im Dressurreiten auf - und ihre Trainerin ist erst 21 Jahre alt.

Sportgeschichten (107): Ein Dreamteam im Dressurviereck
Foto: Woitschützke Andreas

Uedesheim/Zons Wer Romy Allard und Anna Abbelen bei der Arbeit auf dem Dressurviereck beobachtet, könnte meinen, da seien zwei alte Pferde-Experten unter sich. So ruhig, gefühlvoll und souverän arbeiten sie mit der Rappstute Summer Rose. Nur, dass die Beiden gemeinsam gerade mal 36 Jahre Pferdeliebe in den Sattel bringen. Denn Dressurreiterin Romy Allard ist 15 und ihre Trainerin Anna Abbelen 21 Jahre jung. Trotzdem sorgte das ungewöhnliche Duo 2017 im deutschen Junioren-Dressurlager für Furore.

 Eigentlich galt der Fototermin auf Gut Altwahlscheid Romy Allard, doch Summer Rose, genannt "Sissi", wollte auch aufs Bild (r.). "Sie ist verschmust und personenbezogen, aber unter dem Sattel ist sie immer sehr konzentriert", sagt die Zonserin über ihr Pferd, mit dem sie Deutsche Juniorenmeisterin wurde.

Eigentlich galt der Fototermin auf Gut Altwahlscheid Romy Allard, doch Summer Rose, genannt "Sissi", wollte auch aufs Bild (r.). "Sie ist verschmust und personenbezogen, aber unter dem Sattel ist sie immer sehr konzentriert", sagt die Zonserin über ihr Pferd, mit dem sie Deutsche Juniorenmeisterin wurde.

Foto: A. woitschützke

"Das war ein wirklich tolles Jahr", freut sich Romy Allard. Dabei lief es erst mal gar nicht so gut. Zwar schaffte sie es mit ihrer Rappstute Summer Rose zum Preis der Besten, "aber da waren wir nicht so gut". Deshalb durften die beiden nicht an den Sichtungen zur Europameisterschaft teilnehmen. Dann brachte der Zufall Anna Abbelen und Romy Allard zusammen. "Wir waren auf vielen Turnieren gemeinsam und da stimmte einfach die Chemie", erzählt Romy, die mit ihren Pferden auf Gut Altwahlscheid in Uedesheim steht.

Als sie einen neuen Trainer suchte, übernahm kurzerhand Anna Abbelen. "Sie kann sich einfach am besten in mich hineinversetzen", stellt die Marienberg-Schülerin fest. Anna Abbelen gehört zu den erfolgreichsten europäischen Nachwuchsreiterinnen: Sie holte acht Mal EM-Gold (sechs Mal im Team, zwei Mal im Einzel), war drei Mal Vize-Europameisterin - vom Pony bis zu den Jungen Reitern. Und sie führte dieses Jahr die Weltrangliste der U21-Dressurreiter an. "Sie weiß, worauf es ankommt," sagt Romy Allard über ihre Trainerin.

Und so feiern die beiden mit Erfolgspferd Summer Rose, die aber nur "Sissi" genannt wird, fulminante Siege: Romy wird erst Rheinische Meisterin, dann überraschend Deutsche Junioren-Meisterin. "Ich bin ohne Erwartungen zu den Deutschen gefahren - einfach mal mitreiten. Und dann mit Gold zurück gekommen, das war der Hammer", erzählt Romy. Jetzt steht sie ziemlich weit oben auf der Liste des Bundestrainers, gehört 2018 zum Junioren-Bundeskader. Zusammen schmieden Allard und Abbelen erste Turnierpläne für das neue Jahr. "Ziel ist es auf jeden Fall, beim Preis der Besten gut zu sein, damit ich die EM-Sichtungen in Wiesbaden und Hagen reiten darf", meint Romy Allard. "Aber die Konkurrenz bei den Junioren ist sehr stark", weiß die Trainerin, "von daher schauen wir, was so geht".

Fünf Mal pro Woche kommt die Kempenerin nach Uedesheim, um mit Sissi und Romy zu trainieren. "Das ist schon sehr zeitaufwendig, für andere Hobbys bleibt da kaum Zeit", sagt Romy. Trotzdem versucht sie regelmäßig zum Boxen zu gehen, als Ausgleichssport. Ansonsten gehört ihre Aufmerksamkeit ganz Erfolgspartnerin Sissi. "Sie ist verschmust und personenbezogen, das macht die Arbeit mit ihr intensiv", findet die Reiterin. "Unter dem Sattel ist sie immer sehr konzentriert." Seit drei Jahren reitet sie die Stute selbst, die die Familie als junges Pferd bei Claudia Haller erstand. Die ersten Schleifen sammelten sie in L-Dressuren, jetzt geht es schon Richtung S-Dressur. "Ich kann noch drei Jahre Junioren-Tour reiten, aber ich möchte es mit Sissi auch in die schwere Klasse schaffen," sagt Romy Allard.

Unterstützt wird sie dabei nicht nur von Anna Abbelen, sondern von der ganzen Familie. Ihre Schwestern Kim und Luna reiten ebenfalls, Mutter Marion und Vater Bart, die das Hotel Friedestrom in Zons betreiben, sind auch immer mit dabei. Sogar die beiden Omas drücken auf Turnieren mit die Daumen. "Da sind wir immer ein großer Clan", sagt die Schülerin schmunzelnd. Dabei wollten die Eltern gar nicht, dass die Töchter Pferde bekommen. "Sie haben früher mal schlechte Erfahrungen gemacht. Aber dann fingen meine Schwestern auf dem Nixhof an zu reiten, und ich zu voltigieren", erinnert sich Romy. "Da kamen sie irgendwann gar nicht mehr an einem eigenen Pony vorbei." Mit dem Fuchswallach Ko sammelte dann Romy die ersten Schleifen von der ersten Führzügelklasse vor sieben Jahren bis zur M-Dressur 2016.

(rosz)
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