Remscheid Sven Wolf arbeitet als Bierzapf-Praktikant für einen Tag

Remscheid · Bier zapfen kann Sven Wolf. Das hat der Landtagsabgeordnete in seinen Anfängen bei der Remscheider SPD gelernt. "Das lernt man ganz schnell auf dem Bierwagen bei den Stadtteilfesten", erzählt er mit einem Lachen. Doch in den Rest musste er sich bei seinem Praktikum im "Remscheider Bräu" einarbeiten.

 Sven Wolf (M.) wurde angelernt von Isabel Hausmann (Dehoga) und Marc Rueger (MK Hotel).

Sven Wolf (M.) wurde angelernt von Isabel Hausmann (Dehoga) und Marc Rueger (MK Hotel).

Foto: Meuter

Wie einige seiner Landtagskollegen folgte der Politiker dem Aufruf der Dehoga, sich durch ein Praktikum einen eigenen Eindruck von den Arbeitsbedingungen des Gastgewerbes zu verschaffen. "Die Arbeit ist vielfältig, aber es ist schon anstrengend, weil immer Kunden da sind. Man muss immer lächeln", resümierte er nach den ersten drei Einsatzstunden. Das nette Lächeln kenne er auch von den zahlreichen öffentlichen Auftritten. Das komplexe Buchungssystem hat er allerdings nicht ganz durchschaut.

Marc Rüger, Wolfs Chef für einen Tag, ist dennoch zufrieden mit seinem Praktikanten: "Er hat sich gut angestellt und ist lernfähig. Er könnte hier direkt anfangen." Rüger und sein Geschäftspartner Baran Dogan finden die Aktion der Dehoga gut. "Viele wissen nicht, was alles dazu gehört. Es gibt viel Bürokratie, und es ist schwer, gute Mitarbeiter zu finden", erklärt der "Remscheider Bräu"-Gründer. Vor allem ausgebildetes Servicepersonal sei schwer zu bekommen. Durch den Fachkräftemangel sind viele Betriebe auf der Suche, die Bewerber haben viele Stellen zur Auswahl. Problematisch ist auch, dass aufgrund der Arbeitszeiten vor allem Aushilfskräfte tätig sind. Im Remscheider Bräu etwa stehen 15 Aushilfskräfte acht Vollzeitkräften gegenüber.

Das Reinschnuppern in den Betrieb empfindet Wolf als hilfreich, um zu sehen, wie die Bedingungen wirklich sind. "Man muss stärker in die Öffentlichkeit gehen und zeigen, dass es im Gastronomiebereich spannende Berufe gibt - auch mit Aufstiegsmöglichkeiten", sagt der Politiker. Die Rahmenbedingungen seien allerdings schwierig, um auf die Berufsfelder neugierig zu machen. Denn: Durch die vielen Bestimmungen durfte Wolf nur bedingt mit anpacken. Zapfen und Zitronenlimonade herstellen war ok. Die Zimmer des Hotels zu reinigen, ging zum Beispiel nicht, weil es dazu erst eine Einweisung in die Putzmittel bedarf. Schnibbeln in der Küche? Ohne die Belehrung nach dem Infektionsschutzgesetz auch nicht möglich.

Bürokratischen Hürden erschweren es den Gastronomen, Menschen auf die Jobs aufmerksam zu machen, ist sich Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin der Dehoga, sicher. Sie sieht die größte Baustelle bei den Arbeitszeiten. "Die Gastronomie brauche flexiblere Arbeitszeiten, statt Vorschriften für zehn Stunden."

(RP)
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