Remscheid Küssen erlaubt - und es hat "Ihhhhh" gemacht

Remscheid · Eine Inszenierung des Märchens "Rapunzel" sorgte im Teo Otto Theater beim jungen Publikum für gemischte Gefühle.

 Szene aus der Rapunzel-Inszenierung des "Theaters der Jungen Welt Leipzig", die im Teo Otto Theater zu sehen war.

Szene aus der Rapunzel-Inszenierung des "Theaters der Jungen Welt Leipzig", die im Teo Otto Theater zu sehen war.

Foto: Veranstalter

"Rapunzel geht los!" schallt es durchs Theater. Da zog es viele Kinder in die Märchenwelt des "Theater der Jungen Welt Leipzig" am Dienstagnachmittag im Remscheider Teo Otto Theater. Die vorrangig wichtigsten Kindergespräche um Chips- und Getränkeversorgung in der Pause verstummten abrupt, als die sechs Schauspieler die Bühne betraten. In Zirkusmanier und - kostümierung rangelten sie um die Gunst des jungen Publikums. In der Komödie für Kinder von Katrin Lange wurde Grimms Märchen erzählt, nachgespielt, gesanglich wunderbar vertont (Musik:Wolfgang Böhmer) und mit viel Raffinesse vom Bühnenbildner Timo von Kriegstein szenisch untermalt.

Regisseur Boris von Poser hatte kindgerecht inszeniert und ließ die Schauspieler durch schnellen unkomplizierten Kostümwechsel in die verschiedensten Rollen schlüpfen. Reinhart Reimann, als erzählend moderierender Zirkusdirektor die Geschichte ins Volk tragend, fand verbal immer wieder den roten Faden zum ursprünglichen Märchen. Zylinder ab und Krone auf, schon mutierte er zum liebenswürdig traurigen König des Landes "Sonstwo", der mit depressiver Grundstimmung als trauernder Witwer seinen Sohn und sein Volk in Verzweiflung trieb.

Lovise (Katja Bramm), die ihr Neugeborenes durch eine Verzweiflungstat ihres Gatten an die Zauberin Marulla (Martina Krompholz) verlor, überzeugte, wie ihr "Ehemann Kuno" (Sven Reese), von der jahrelange verzweifelten Suche nach der verlorenen Tochter. Herrliche Szenen im Turm der eingesperrten Rapunzel (Anna-Lena Zühlke), als sie pubertierend aufmüpfig die Welt entdeckt. "Wenn man alleine ist, kann einen niemand ärgern." Verdrossen sehnt sich Rapunzel nach etwas Neuem. Wie gut, dass der ungestüme Prinz "Romeo" (Matthias Walter) den Zauberspruch hört und den Turm erklimmt.

Schnell will er sich vermählen. "Der Bräutigam darf die Braut jetzt küssen!", erklärt er der weltfremden Schönheit. "Ihhhh!", tönt aus Kindermündern. Na ja, dass Rapunzel letztlich schwanger die Einöde "oder Zwei oder Dreiöde" durchlebte, den Liebsten, einen Schwiegervater, die Eltern und (wird nicht verraten) fand, faszinierte die Kinder. Auch der Zusammenbruch des güldenen Turmes, das Sternenstrahlen, die Geburt des Kindes und die fast märchenhaft mystische und tränenreiche Erlangung der Sehkraft wurden mit Applaus belohnt.

Aber der Kuss blieb mit einem langem "Ihhhhh!" im altersgerechten Gedächtnis haften.

(RP)
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