Remscheid Keine Sorge wegen Salafisten

Remscheid · Im Zuge der bundesweiten Razzia gegen radikalislamische Salafisten ist auch die Wohnung eines 34-Jährigen in Remscheid durchsucht worden. Doch die Polizei sagt: Es gibt keine salafistischen Aktivitäten in Remscheid.

 In Solingen wurden bei der Razzia kistenweise Korane beschlagnahmt. In Remscheid durchsuchte die Polizei eine einzige Wohnung.

In Solingen wurden bei der Razzia kistenweise Korane beschlagnahmt. In Remscheid durchsuchte die Polizei eine einzige Wohnung.

Foto: mak

Erstmals ist am Donnerstag auch Remscheid in Zusammenhang mit dem extremistischen Islamismus in Verbindung gebracht worden. Die Polizei durchsuchte im Rahmen der bundesweiten Razzia eine Privatwohnung an der Stauffenbergstraße in Vieringhausen. Dort wohnt ein 34 Jahre alter Türke, der zu den Anhängern des Kölners Ibrahim Abu Nagie vom Verein "Die wahre Religion" gehören soll. Abu Nagie ist einer der führenden Köpfe der Koran-Verteilungsaktion. Auch in der Remscheider Wohnung hat die Polizei nach BM-Informationen Korane sicher gestellt.

Muslime sind entsetzt

Doch alle beteiligten Institutionen waren sich gestern einig: Der 34-Jährige ist ein Einzelfall, die Salafisten haben in Remscheid nicht Fuß gefasst. "Es gibt keine salafistischen Aktivitäten in Remscheid", sagte Polizeisprecherin Claudia Otto der BM. Natürlich beobachte die Wuppertaler Polizeibehörde das salafistische Spektrum im Bergischen, "das ist aber in Remscheid nicht auffällig".

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums, das die Ermittlung koordiniert, bestätigte: "Es gibt keine Salafisten-Szene in Remscheid." Im Fokus der Ermittlungen standen Köln und Solingen. Welche Rolle der 34-jährige Remscheider in dem Netzwerk spielt, könne erst nach Auswertung des Beweismaterials gesagt werden, das kistenweise nach Berlin gebracht wird.

In Remscheid bestehe kein Grund zur Sorge, sagte Martin Sternkopf von der Stadt Remscheid der BM. Der Leiter des Zentraldienstes Integration arbeitet mit vielen muslimischen Gruppen in Remscheid gut zusammen und steht in regelmäßigem Kontakt mit seinen Kollegen in Solingen und Wuppertal sowie der Polizei. Er kommt zum Schluss: "Salafismus ist hier kein Thema." Handlungsbedarf sieht er nicht.

Das bestätigt auch Jochen Robra, Islambeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Lennep. In Remscheid seien Salafisten nicht organisiert, hätten keinen Versammlungsort. "Die Muslime in Remscheid sind entsetzt über die Auftritte der Salafisten. Sie sind froh, dass deren böses Spiel vorbei ist", berichtet Robra von Reaktionen in türkischen Vereinen.

Sobald radikal-islamische Gruppierungen in Erscheinung treten, würden Sorgen unter den hiesigen Muslimen geweckt, dass die Bevölkerung den Islam mit Terror und Radikalität gleichsetzt. "Bei jedem Terroranschlag zucken die Muslime zusammen", weiß Robra. Dabei seien die Türken, die acht Moscheen haben, friedlich und integrationswillig. Da sich die Muslime gestern zum Freitagsgebet versammelten, war kein Sprecher der Vereine telefonisch zu erreichen.

(RP)
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