Heiligenhaus Volkshochschule hilft Mutter und Kind

Heiligenhaus · Premiere für eine weithin einzigartige Programm-Idee: Die Volkshochschule legt ihr eigenes Integrations-Projekt auf.

 Beate Buchborn (vorne) und Motopädin Ines Schneider betreuen Mütter und Kinder am im VHS-Bewegungsraum Südring.

Beate Buchborn (vorne) und Motopädin Ines Schneider betreuen Mütter und Kinder am im VHS-Bewegungsraum Südring.

Foto: A. Blazy

Erst noch vorsichtig, dann immer selbstbewusster klettert die dreijährige Lava durch den Spielzeugtunnel, der mitten im Bewegungsraum der VHS liegt. Kurz darauf wird auch die einjährige Yara sich trauen und erstmals durch den Tunnel krabbeln. "Als sie zum ersten Mal bei uns war, hat sie sich nicht vom Fleck bewegt", erinnert sich Beate Buchborn und freut sich deshalb besonders, die kleinen Mädels und Jungs neugierig mit Motopädin Ines Schneider durch den Raum tapsen zu sehen.

Buchborn, die Gesundheitsexpertin der VHS hat ein besonderes und wohl auch ein in Deutschland, nach eigener Aussage, einzigartiges Projekt entwickelt, das hier, in den VHS-Räumen am Heiligenhauser Südring seit letztem Jahr jeden Mittwoch Flüchtlingsmütter und ihre Kinder einlädt. Während die Kinder von einer motopädischen Therapeutin betreut werden, treffen sich die Mütter zwei Räume weiter mit einer Fachkraft und lernen in gemeinsamer Runde das praktische System Deutschland kennen. Wie läuft ein Besuch beim Kinderarzt ab? Wie funktioniert hier Bildung? Es geht um Ernährung, deutsche Gesellschaftsnormen und Werte. Sowohl Mütter als auch Kinder lernen dabei ganz nebenbei die deutsche Sprache. Wie gut das funktioniert, zeigt Lava, die ein "Gesicht" malt und erklärt, dass die "Kreide" "weiß" sei. Vor allem die Trennung von Müttern und Kindern sei dabei ein wichtiges Element, auch wenn Kinder und Mütter jederzeit zueinander können, erklärt Buchborn. Für sie ist das ein Herzensprojekt, das sie gerne länger beobachten würde: "Mich interessiert, ob die Kinder davon profitieren. Ob es ihnen leichter fällt, sich dann im Kindergarten zu integrieren." Auch Entwicklungsdefizite werden hier beobachtet und sensibel besprochen. Besonders toll fände sie es, wenn man das Projekt täglich anbieten könnte.

Die Idee selbst hat VHS-Chef Rüdiger Henseling aus seinem ehemaligen Alltag im Velberter Jugendamt mitgebracht. Damals gehörten auch Flüchtlinge zu seinem Ressort. "Für die Männer gibt es Sprachkurse. Die Frauen und Kinder fallen durchs System. Sie leben isoliert in ihren Unterkünften. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen aber eindeutig, dass gerade die Kinder in den ersten Jahren gefördert werden müssen. Sie nicht zu betreuen, sind verschenkte Jahre und erschweren die Integration später immens." Dank Spendengeldern der Kreissparkasse Düsseldorf und von Wohltäterin Alice Thormählen ist das Pionier-Projekt für zwei Jahre gesichert.

"Aus unserem Haushalt ist so ein Projekt leider nicht zu stemmen, auch wenn wir einen ausgeglichenen Haushalt haben", sagt der VHS-Chef. "Trotzdem ist es wichtig, diese Angebote kostenfrei anzubieten." Der Anfang des Projekts sei schwierig gewesen, bei den ersten Malen seien auch noch die Väter mitgekommen. Allen voran geht es bei dem Projekt aber vor allem um eines, wie das VHS-Duo erklärt: "Es muss Vertrauen aufgebaut werden. Gerade bei Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen und die Flucht hinter sich haben. Damit sie hier gemeinsam mit uns zuhause sein können."

Weitere Informationen erteilt Beate Buchborn buchborn@vhs-vh.de , 02051/949622.

(sade)
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