Ratingen Fahrgäste stecken in der Tarif-Falle

Ratingen · Auf der Fahrt nach Düsseldorf geriet ein Ratinger zwischen zwei Tarifzonen der Linie 712. Rheinbahn entschuldigte sich.

 Straßenbahn 712: Zwischen Ratingen und Düsseldorf lauert eine Tarif-Falle. Kontrolleure scheinen sich nicht auszukennen.

Straßenbahn 712: Zwischen Ratingen und Düsseldorf lauert eine Tarif-Falle. Kontrolleure scheinen sich nicht auszukennen.

Foto: Bußkamp, Thomas

Diesen Tag wird Reinhard Simon (62) so schnell nicht vergessen. Der ehemalige Ratsherr der Grünen wollte mit der Straßenbahn der Linie 712 nach Düsseldorf fahren und geriet zwischen den Zonen Ratingen und Düsseldorf — sozusagen im Niemandsland — in eine Zonenfalle. Der Streit mit den unerbittlichen Kontrolleuren endete auf einer Polizeiwache sowie mit einem Knöllchen wegen angeblichen Schwarzfahrens. Doch die Rheinbahn entschuldigte sich wenig später in aller Form und kassierte die Knolle wieder ein. Simon hofft nun darauf, dass den Kontrolleuren die offenbar etwas verzwackte Grenzsituation zwischen den Tarifzonen klargemacht wird.

Was war geschehen? Simon nutzt als ordentlicher Grüner natürlich ÖPNV. Er ist im Besitz eines Tickets 2000, Preisstufe A. Damit kann er in Ratingen herumfahren, abends ab 19 Uhr dann auch im weiteren VRR-Gebiet — und er kann sogar noch jemanden mitnehmen. Um damit tagsüber nach Düsseldorf fahren zu können, benötigt man ein Zusatzticket. Das gilt für eine Fahrt. Weil Simon aber innerhalb von Düsseldorf mehrere Fahrten vorhatte, kaufte er sich in Ratingen ein Tagesticket: Das kann aber nur in der jeweiligen Stadt abgestempelt werden. Er plante die offenbar gängige Praxis von Vielfahrern: In der Straßenbahn nach Übergang aufs Zonengebiet Düsseldorf, also in Hubertushain, die Karte stempeln. "Man hört, wenn die Automaten umschalten", so Simon. Er hatte sich vorher und auch nachher mehrfach bei Fahrern und Mitarbeitern in Rheinbahn-Büros erkundigt. Ja, das könne man so machen, sei ihm immer wieder versichert worden: "Die Antwort, auch von Fahrern der 712, war immer, dass ich das Tagesticket ab der Station Hubertushain abzustempeln hätte."

Offenbar sehen die Kontrolleure das aber anders. "Ich wurde kurz vor der Haltestelle Ratingen-Felderhof kontrolliert. Obwohl ich im Besitz eines gültigen Tickets 2000 für den Ratinger Bereich war und ein weiteres Tagesticket für den Bereich Düsseldorf in der Hand hielt, waren die Herren nicht von der Behauptung abzubringen, ich sei nicht im Besitz eines gültigen Tickets", so der 62-Jährige. Es folgte eine heftige Diskussion: "Die Kontrolleure blieben aber auf ihrem Standpunkt und mein Blutdruck stieg beträchtlich - schließlich ist es nicht jedermanns Sache, sich öffentlich kriminalisieren zu lassen."

Man stieg gemeinsam an der Station Mörsenbroich aus und ging zur Polizeiwache. Dort rückte Simon seinen Personalausweis raus, dafür gab es von den Kontrolleuren die Knolle. Im Rheinbahn-Büro an der Düsseldorfer Straße gab Simon die Story kurz darauf zum Besten, was mit Kopfschütteln quittiert worden sei. Und: "Auf die Nachfrage, wo ich das Tagesticket abstempeln müsse, kam die klare Ansage: Hubertushain." In der Beschwerdestelle im Rheinbahn-Center an der Hansaallee in Düsseldorf habe man auch gestaunt und sich bei ihm entschuldigt, sagte Simon. Man habe ihm versprochen, den "Vorgang" aus dem System zu nehmen.

Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher sagte gestern, dass der Kunde "alles richtig gemacht" habe. Er gab die Schuld dem VRR, der die "überlappenden Stationen" aufgelöst habe: Früher habe der Bereich Ratingen bis Hubertushain gegolten und umgekehrt Düsseldorf bis Felderhof. Nun sei zwischen den Stationen "Niemandsland". Man könne sich für diesen "eingebauten Fehler" nur entschuldigen. Die Kontrolleure werde man "sensibilisieren" — und mit dem VRR mal über die Tarifzonen reden.

(RP/ac)
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