Neuss Zu einem Theater-Team zusammengefunden

Neuss · Bernd Plöger, Marlies C. Schröder und Sebastian Kemper haben sich am RLT kennengelernt und arbeiten seitdem gerne zusammen.

 Bernd Plöger ist Regisseur, Marlies C. Schröder Ausstatterin und Sebastian Kemper Veranstaltungstechniker und Musiker (v.l.): Immer wieder inszenieren sie als Team ein Stück – vor allem im Kinder- und Jugendtheater.

Bernd Plöger ist Regisseur, Marlies C. Schröder Ausstatterin und Sebastian Kemper Veranstaltungstechniker und Musiker (v.l.): Immer wieder inszenieren sie als Team ein Stück – vor allem im Kinder- und Jugendtheater.

Foto: Achim Hüskes

Gesucht und gefunden — wie oft nimmt man dieses Begriffspaar zu Hilfe, um die Verbundenheit von Menschen begreiflich zu machen. Ob auch Bernd Plöger, Marlies C. Schröder und Sebastian Kemper das so sagen? Warum nicht, denn zumindest gefunden haben sie sich — ohne zu wissen, dass sie sich auch gesucht haben.

Ein Zufall war's, dass Plöger und Schröder vor ziemlich genau zehn Jahren am RLT aufeinandertrafen. Er durfte als Regieassistent mit Ulrich Hubs Kinderstück "Pinguine können keinen Käsekuchen backen" seine erste eigene Inszenierung machen; sie stand noch am Anfang ihrer Ausstatter-Laufbahn und würde zum ersten Mal am RLT arbeiten. Was ihm half, um seine Gedanken und Ideen zu kanalisieren, half dann auch ihr auf die Sprünge. Denn alles, was Plöger zu dem Stück ein- oder auffiel, schrieb, klebte, malte er in ein Regie-Buch, das er seiner Ausstatterin vorlegte. Und so kamen in Neuss in Baggyhosen watschelnde, menschliche Pinguine auf die Bühne, die in ihrer Haltung den Bildern der Königspinguine in Plögers Regie-Buch gar nicht unähnlich waren.

So funktioniert seitdem die Zusammenarbeit zwischen den beiden immer wieder — auch wenn sie dafür aus Rotterdam (Schröder) und Düsseldorf (Plöger) für gemeinsame Theaterproduktionen nach Stendal oder Eisenach reisen müssen. Und jedes Mal ist ein dickes "Regie-Buch dabei — 30 an der Zahl hat Plöger mittlerweile zu Hause liegen.

Als Sebastian Kemper 2004 auf das Duo stieß, erprobte sich dieses schon an seinem zweiten Stück am RLT: "Spinnen" von Sabine Weng-Ching Wang. Als Azubi der Bühnentechnik wurde er der Produktion zugeordnet — und begleitete sie letztlich auch als Musiker, denn er schrieb an den Zwischenmusiken mit. "Dass ich eines Tages mal auf der Bühne landen würde, hätte ich aber nicht gedacht", sagt der 32-Jährige heute lachend. Aber genau so kam es. Denn am RLT war Bernd Plöger auch für die Reihe "Kneipentheater" zuständig, holte Kemper als Gitarristen und Komponisten immer wieder dazu und stellte ihn den Schauspielern auch mal an die Seite.

"Wir haben ganz schnell eine starke freundschaftliche Basis gefunden", sagen alle drei, die sich aktuell gerade wieder im Düsseldorfer Forum Freies Theater getroffen haben, um dort eine Wiederaufnahme der erfolgreichen Plöger-Inszenierung "Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor" nach dem Kinderbuch von Martin Baltscheit einzurichten. Kempen wohnt inzwischen in Bremen (auch eine Folge des Neusser Theaternetzwerks, denn beim Globe-Festival hatte er einst die Bremer Shakespeare Company kennengelernt, die ihn dann zu sich holte), arbeitet heute frei als Veranstaltungstechniker und als Musiker.

Doch Freundschaft allein reicht wohl nicht, um sich in der freien Theaterszene immer wieder zu behaupten. Schließlich muss Regisseur Bernd Plöger, wenn er denn sein Wunschteam überhaupt engagieren kann, wissen, dass er richtig liegt. "Freiraum lassen, Vertrauen haben und Reibung suchen" — so umschreibt der 45-Jährige die Basis für das gemeinsame Arbeiten. Und die anderen beiden lächeln und nicken. Gerade wenn er in einer fremden Stadt arbeite, sei es schön "mit bewährten Kollegen zusammenzuarbeiten", ergänzt Plöger noch. "Das einzig Beständige an der freiberuflichen Arbeit sind die Bezüge, die man sich wählt."

Zweifellos gibt er als Regisseur die Richtung vor, aber lässt den Anderen Luft. "Die Freiheit kommt zustande, weil man sich aufeinander verlassen kann", sagt Marlies Schröder. Was Auseinandersetzung nicht ausschließt: "Reibung ist kein Verlust für uns", betont Plöger, "sondern Begünstigung." Dass der 45-Jährige so hochzufrieden mit seiner Berufswahl ist, führt er er auch auf seinen ehemaligen Chef am RLT, Burkhard Mauer, zurück: "Er hat gefördert durch Herausforderung. In Neuss habe ich gelernt, wie wichtig es ist, sich ein Alleinstellungsmerkmal zu suchen." Bei ihm ist es der besondere Blick auf's Kinder- und Jugendtheater — bis heute.

(NGZ)
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